Sweetgreen hat sich in der Gastronomielandschaft als junges, gesundheitsorientiertes Fast-Food-Konzept positioniert, das frische Salate und nachhaltige Zutaten in den Mittelpunkt seiner Speisekarte stellt. Mit dem Ziel, seine Reichweite und Marktpräsenz in den kommenden Jahren deutlich zu erweitern, setzt das Unternehmen voll auf strategisches Wachstum durch die Eröffnung neuer Filialen. Doch hinter dem scheinbar positiven Umsatzwachstum verbergen sich einige Herausforderungen, die das aktuelle und zukünftige Geschäftsmodell auf die Probe stellen. Im ersten Quartal des Jahres 2025 konnte Sweetgreen seine Umsätze um beachtliche 5,4 Prozent steigern. Diese Zahl mag angesichts der makroökonomischen Unsicherheiten, die die US-Wirtschaft prägen, auf den ersten Blick erfreulich wirken.
Besonders in Zeiten, in denen Verbraucher beim Ausgeben vorsichtiger agieren und Restaurantbesuche zurückgehen können, stellt ein Umsatzplus einen wichtigen Lichtblick dar. Doch hinter der Umsatzsteigerung verbirgt sich eine vielschichtige Dynamik, die potenzielle Investoren und Marktbeobachter genauer betrachten müssen. Ein wichtiger Aspekt bei der Bewertung von Gastronomieunternehmen ist die Entwicklung der sogenannten Same-Store Sales, also der Umsätze der Filialen, die bereits seit mindestens einem Jahr bestehen. Diese Kennzahl gibt Aufschluss darüber, wie gut das bestehende Geschäft läuft und ob die Kundenbindung gegeben ist. In Sweetgreens Fall ist die Entwicklung hier nicht ganz so positiv: Die Same-Store Sales sanken im ersten Quartal 2025 um 3,1 Prozent.
Zum Vergleich: Im Vorjahreszeitraum verzeichnete das Unternehmen hier noch ein Wachstum von fünf Prozent. Dieser Rückgang deutet darauf hin, dass die bereits etablierten Filialen weniger Umsatz generieren, was auf abnehmende Kundenfrequenz oder geringere Ausgaben hinweisen kann. Das Wachstum der Gesamterlöse im ersten Quartal wurde somit maßgeblich durch die Eröffnung neuer Standorte getrieben. Sweetgreen betreibt aktuell etwa 250 Restaurants und eröffnete im Q1 fünf neue Filialen. Hochgerechnet auf das restliche Jahr könnte dies eine Expansion um rund 8 Prozent der Gesamtzahl bedeuten.
Für ein vergleichsweise kleines Unternehmen wie Sweetgreen sind neue Filialen tatsächlich ein bedeutender Umsatzhebel. Neue Standorte locken zusätzliche Kunden an, erschließen neue Märkte und verstärken die Markenpräsenz. Doch diese Art von Wachstum birgt auch Risiken. Wenn die Umsätze der bestehenden Standorte rückläufig sind, kann dies auf längerfristige Probleme hinweisen, beispielsweise auf eine abnehmende Nachfrage, Nachahmerkonkurrenz oder schwächere Kundenbindung. Ein schnelles Nachwachsen durch Filialeröffnung ist oft mit erheblichen Investitionen verbunden, die sich erst verzögert amortisieren.
Zudem kann das Management durch die Expansion überfordert sein, was zu Qualitätsverlusten oder einem geringeren Kundenerlebnis führen könnte. Der Salatmarkt, in dem sich Sweetgreen positioniert, ist zugleich eine Chance und eine Herausforderung. Die steigende Nachfrage nach gesünderer Ernährung und nachhaltigen Produkten spielt dem Konzept grundsätzlich in die Hände. Immer mehr Verbraucher suchen frische, nährstoffreiche Alternativen zu traditionellen Fast-Food-Angeboten. Dies trägt zur Attraktivität der Marke bei und schafft ein differenziertes Profil gegenüber klassischen Schnellrestaurants.
Auf der anderen Seite wächst der Wettbewerb in diesem Segment kontinuierlich. Zahlreiche Mitbewerber versuchen, ebenso wie Sweetgreen, den Markt mit ähnlichen Konzepten zu erobern oder etablieren sich mit alternativen Fast-Casual-Angeboten. Diese Konkurrenz setzt sowohl die Preise unter Druck als auch die Notwendigkeit, Kunden durch Innovation, Qualität und ein überzeugendes Erlebnis zu binden. Vor dem Hintergrund dieser Marktgegebenheiten ist Sweetgreens Strategie verständlich. Indem das Unternehmen seine Filialzahl schnell erhöht, möchte es einerseits Skaleneffekte nutzen, seine Markenbekanntheit steigern und seine Position gegen Wettbewerber festigen.
Andererseits stellt sich die Frage, ob dieses Wachstum nachhaltig ist und wie sich die Profitabilität entwickelt. Die generelle Situation in der US-Wirtschaft beeinflusst das Konsumverhalten stark. Die Befürchtung eines wirtschaftlichen Abschwungs oder gar einer Rezession führt dazu, dass Verbraucher gegebenenfalls weniger oft auswärts essen oder weniger Geld für Premiumangebote ausgeben. Dies erschwert es Fast-Casual-Ketten wie Sweetgreen, ihre Kundenbasis zu halten oder zu erweitern, ohne Kompromisse bei Preis oder Qualität einzugehen. Ferner ist zu beachten, dass ein gesundheitsorientiertes Gastronomieangebot oft mit höheren Personalkosten und teureren Rohstoffen verbunden ist.
Nachhaltige Zutaten und lokal bezogene Produkte sind zwar ein Wettbewerbsvorteil, aber sie belasten auch die Kostenstruktur. Um rentabel zu bleiben, muss Sweetgreen seine operative Effizienz optimieren und eine Balance zwischen Expansion, Qualität und Kostenmanagement finden. Analysten und Investoren beobachten besonders genau, wie Sweetgreen in den kommenden Quartalen seine Same-Store Sales entwickelt und wie schnell und mit welchen finanziellen Mitteln die neue Filialeröffnung voranschreitet. Zudem ist die Kundenakzeptanz für Innovationen wie Lieferdienste, digitale Bestellungen oder neue Menüoptionen ein entscheidender Faktor für das künftige Wachstum. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass Sweetgreen mit einer klaren Wachstumsstrategie die Chancen des Marktes nutzen und sich als führender Anbieter im Bereich gesunder Fast-Casual-Küche etablieren möchte.
Die bisherigen Zahlen zeigen zwar positive Impulse, offenbaren jedoch auch Herausforderungen in Bezug auf Kundenbindung und Profitabilität innerhalb des bestehenden Filialnetzes. Für Anleger bedeutet dies, die Entwicklung genau im Blick zu behalten und die Balance zwischen ambitionierter Expansion und nachhaltigem Geschäftserfolg kritisch zu hinterfragen. Die Zukunft von Sweetgreen wird maßgeblich davon abhängen, wie innovativ das Unternehmen auf Kundenwünsche reagiert, wie effizient es die Kosten in den Griff bekommt und wie gut es gelingt, seine Markenwerte dauerhaft beim Verbraucher zu verankern. Angesichts des dynamischen Branchenumfelds und der aktuellen wirtschaftlichen Lage ist dies keine leichte Aufgabe, doch mit der richtigen Strategie könnte Sweetgreen seinen Platz im schnell wachsenden Markt für gesunde Ernährung weiter ausbauen.