Mit dem ambitionierten Ziel, mehrere politische Prioritäten in einem einzigen Gesetzgebungsverfahren zu vereinen, hat die Republikanische Partei unter der Führung von Donald Trump ein umfangreiches Vorhaben vorgestellt: das sogenannte „One Big, Beautiful Bill Act“ (OBBBA). Dieser Gesetzesentwurf bündelt Trumps frühere Herzensanliegen, darunter dauerhafte Steuersenkungen, eine Zurücknahme von klima- und energiepolitischen Maßnahmen der Biden-Administration sowie signifikante Investitionen in die Grenzsicherung. Das Paket umfasst dabei auch umstrittene Kürzungen bei Sozialleistungen wie Medicaid und hat das Potenzial, die wirtschaftliche und politische Landschaft in den USA grundlegend zu verändern. Antrieb des Vorhabens ist unter anderem der Verfahrensweg über die sogenannte „Reconciliation“, ein spezielles parlamentarisches Verfahren im US-Senat, das die Verabschiedung von Finanzgesetzen mit einfacher Mehrheit ermöglicht. Normalerweise müssen Gesetze im Senat mit 60 Stimmen gebilligt werden, was oft eine Blockade durch die Minderheit bedeutet.
Mit Reconciliation kann die Mehrheitspartei jedoch Gesetze mit nur 51 Stimmen durchsetzen, sofern die Inhalte mit Haushaltsfragen zusammenhängen. Genau deshalb wurde das OBBBA so umfassend gestaltet, um möglichst viele relevante Themen mit eindeutigem finanziellem Bezug zu vereinen. Einer der zentralen Aspekte des Gesetzespakets sind dauerhafte Steuersenkungen, die viele Bestimmungen aus dem Jahr 2017, die unter Trump eingeführt wurden, festschreiben und teilweise ausweiten sollen. Die IT-Stimmen orientieren sich dabei besonders auf mehrere wichtige Steuerregeln, die für Privatpersonen und Unternehmen gelten. So ist vorgesehen, die Sätze für die Einkommen- und Unternehmenssteuer dauerhaft zu senken, was sowohl höhere als auch mittlere Einkommensklassen finanziell entlasten soll.
Gleichzeitig wird jedoch gerätselt, ob die Vorteile der Regelungen tatsächlich breit gestreut sind oder vor allem wohlhabendere Haushalte davon profitieren. Ein bedeutsames Element der Reform ist die Erhöhung des SALT-Deductions-Caps – also der Abzugsfähigkeit von staatlichen und lokalen Steuern, die bisher bei 10.000 US-Dollar gedeckelt ist. Während der Senat dazu noch keine endgültige Entscheidung getroffen hat, sieht der Vorschlag des Repräsentantenhauses eine Anhebung auf 40.000 US-Dollar vor.
Dieses Vorgehen würde insbesondere Steuerzahler in Bundesstaaten mit hohen lokalen Steuern entlasten – eine Maßnahme, die vor allem in Staaten mit republikanisch regierten Gebietskörperschaften auf Zustimmung stößt. Besonders für Beschäftigte in Serviceberufen interessant ist die geplante Abschaffung der Einkommenssteuer auf Trinkgelder und Überstunden, was als direkte finanzielle Unterstützung für Arbeiter im Stundenlohn angesehen wird. Zudem führt das Gesetz eine bisher nicht vorhandene Steuervergünstigung für die Zinskosten von Autokrediten ein, was insbesondere für Mittelstands- und Geringverdiener vorteilhaft sein könnte. Neu geschaffen werden sollen zudem sogenannte „Trump Accounts“, steuerbegünstigte Sparformen für Kinder, die mit einem Startkapital von 1.000 US-Dollar vom Staat unterstützt werden.
Diese Maßnahme wird als Versuch gewertet, den Sparanreiz bei Familien zu erhöhen und langfristige finanzielle Rücklagen bei den Jüngsten zu fördern. Überdies plant das Paket eine Anhebung der jährlichen Höchstbeträge für Beiträge zu Health Savings Accounts, sogenannten HSAs, die zur steuerfreien Gesundheitsvorsorge dienen. Ältere Menschen sollen durch einen zusätzlichen Bonus beim Standardabzug stärker entlastet werden. Der Entwurf umfasst auch Änderungen beim Kindergeld (Child Tax Credit), welches in den Jahren 2025 bis 2028 auf 2.500 US-Dollar pro Kind erhöht werden soll, danach aber wieder auf 2.
000 US-Dollar sinkt. Gleichzeitig wird eine neue Regel eingeführt, die verlangt, dass Eltern nur dann Anspruch auf den Kredit haben, wenn sowohl sie als auch der Ehepartner Sozialversicherungsnummern besitzen. Diese Verschärfung könnte insbesondere Familien mit gemischtem Aufenthaltsstatus hart treffen und die Zahl der Anspruchsberechtigten deutlich verringern. Auf der Seite der Umwelt- und Energiepolitik plant das OBBBA eine tiefgreifende Rücknahme vieler Maßnahmen der Biden-Regierung, die auf den Klimaschutz ausgerichtet sind. So sollen die Förderungen für Elektrofahrzeuge stark reduziert und zahlreiche Steueranreize für erneuerbare Energien eingestellt oder verkürzt werden.
Die zeitliche Begrenzung für Projekte im Bereich der sauberen Energie wird stark zusammengestrichen, sodass viele Vorhaben binnen kürzester Zeit gestartet werden müssen, um überhaupt von den Vergünstigungen zu profitieren. Diese Entwicklungen werden von Umweltschutzverbänden und Befürwortern der Energiewende kritisch gesehen, da sie den Ausbau nachhaltiger Energiequellen erheblich bremsen könnten. Ein weiterer, besonders umstrittener Bestandteil des Pakets sind die Einsparungen bei Medicaid, dem staatlich unterstützten Gesundheitsprogramm für Bedürftige. Laut Schätzungen des Congressional Budget Office könnten die Ausgaben für Medicaid in den nächsten zehn Jahren um 600 bis 700 Milliarden US-Dollar sinken, was den Verlust von Gesundheitsleistungen für Millionen von Menschen bedeuten würde. Das Gesetz sieht vor, dass Erwachsene im Alter von 19 bis 64 Jahren künftig mindestens 80 Stunden monatlich arbeiten oder ehrenamtlich tätig sein müssen, um ihre Medicaid-Ansprüche zu behalten.
Darüber hinaus sollen die Prüfungen der Anspruchsberechtigung verschärft und die Anzahl der anfallenden Zuzahlungen für ärztliche Leistungen deutlich erhöht werden. Kritiker warnen, dass diese Auflagen vielen Menschen den Zugang zu medizinischer Versorgung erschweren, insbesondere sozial benachteiligten Gruppen. Neben Gesundheitsleistungen soll auch das Supplementary Nutrition Assistance Program (SNAP), im Volksmund Lebensmittelmarken genannt, um rund 230 Milliarden US-Dollar über zehn Jahre gekürzt werden. Zudem werden referenzgesetzliche Einschränkungen etwa bei Abtreibungen oder Geschlechtsumwandlungen in Medicaid ausgebaut. Das „One Big, Beautiful Bill“ enthält aber auch einige Regelungen, die außerhalb des rein fiskalischen Rahmens liegen und für zusätzliche Kontroversen sorgen.
So würde beispielsweise die Bundessteuer und Registrierungspflicht für Schalldämpfer abgeschafft, ein Schritt, der von Befürwortern als Erweiterung der Waffenrechte gefeiert, von Gegnern jedoch als gefährlich eingestuft wird. Außerdem würde das Gesetz den Bundesstaaten untersagen, eigene KI-Vorschriften zu erlassen, was die Kontrolle der künstlichen Intelligenz auf Bundesebene zentralisieren soll, aber auf Widerstand von Datenschützern und lokalen Politikern stößt. Die Aussichten auf Annahme des Gesetzes sind angesichts seiner vielschichtigen Auswirkungen und des hoch politisierten Umfelds ungewiss. Zwar hat die republikanische Führung, unter anderem House Speaker Mike Johnson und US-Finanzminister Scott Bessent, eine zügige Verabschiedung bis zum 4. Juli angepeilt, doch die Herausforderung, im Senat eine ausreichende Mehrheit zu sichern, ist enorm.
Zudem droht die USA ab August mit dem Erreichen der Schuldenobergrenze an finanzielle Grenzen zu stoßen, was den politischen Druck weiter erhöht. Finanzanalysten zufolge könnte das Gesetz die Staatsverschuldung in einem Jahrzehnt um bis zu 3,5 Billionen US-Dollar erhöhen, wenn man auch die Zinskosten berücksichtigt. Die größte steuerliche Entlastung würde vor allem wohlhabenden Haushalten mit Einkommen über 400.000 US-Dollar zugutekommen, während die breite Mittelschicht und geringverdienende Familien eher mit Einschnitten bei Sozialleistungen rechnen müssen. Dieses Ungleichgewicht wird durch Umfragen bestätigt, die zeigen, dass ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung erwartet, dass die Reform den Wohlhabenden am meisten nutzt, während sie die Mittel- und Unterschichten belastet.
Insgesamt spiegelt das „One Big, Beautiful Bill“ die republikanischen politischen Prioritäten wider: ein deutlicher Fokus auf Steuersenkungen, eine Zurückhaltung bei Klimaschutzmaßnahmen und eine restriktivere Sozialpolitik. Die geplanten Maßnahmen könnten die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in den USA nachhaltig prägen, sind jedoch mit erheblichen gesellschaftlichen Risiken verbunden, die vor allem vulnerable Bevölkerungsgruppen betreffen. Die weitere Entwicklung des Gesetzgebungsverfahrens wird mit Spannung verfolgt, da sie sowohl signalhaft für die zukünftige Ausrichtung der US-Politik sein dürfte als auch erhebliche praktische Konsequenzen für Millionen Amerikaner nach sich ziehen könnte.