Die Süßwarenbranche in Europa erlebt einen bemerkenswerten Wandel, der von der Fusion zweier bedeutender Akteure geprägt wird: Colian, ein polnischer Hersteller mit globaler Reichweite, und Gubor Schokoladen, ein traditionsreiches deutsches Familienunternehmen, geben ihre geplante Verschmelzung bekannt. Diese Nachricht hat in der Branche große Aufmerksamkeit erregt, denn sie eröffnet vielfältige Chancen, aber auch Herausforderungen für beide Unternehmen und den europäischen Süßwarenmarkt insgesamt. Die Fusion beruht auf der Vision, nachhaltiges Wachstum durch die Kombination der jeweiligen Stärken und Kompetenzen der beiden familiengeführten Betriebe zu fördern. Beide Unternehmen sind seit Jahrzehnten in der Süßwarenherstellung tätig und verfügen über eine robuste Marktpräsenz, ein breites Produktportfolio und eine ausgeprägte Expertise in Produktion, Logistik, Einkauf und Innovation. Die strategische Bündelung dieser Fähigkeiten zielt darauf ab, die Wettbewerbsfähigkeit in einem zunehmend globalisierten und anspruchsvolleren Marktumfeld zu steigern.
Colian, mit Sitz in Polen, ist seit langem eine feste Größe der europäischen Süßwarenindustrie. Neben Süßwaren umfasst das umfassende Angebot des Unternehmens auch Gewürze, Getränke, Nüsse und Eiscreme. Besonders hervorzuheben ist die internationale Ausrichtung von Colian mit Exporten in über 70 Länder weltweit. Die Übernahmen von Lily O’Brien’s, einem irischen Schokoladenhersteller, im Jahr 2018 und der britischen Schokoladenmarke Elizabeth Shaw im Jahr 2016 unterstreichen die Expansionsstrategie von Colian sowie seine Ambition, seine Marktpräsenz im englischsprachigen Raum zu verstärken. Die Integration dieser Marken in die gemeinsame Einheit Colian UK seit 2021 zeugt von einem klaren Fokus auf die Konsolidierung und Markenstärkung.
Gubor Schokoladen wiederum ist bekannt für seine hochwertigen Schokoladenprodukte, die unter den Marken Riegelein, Sun Rice, Gubor, Friedel und Eichetti angeboten werden. Das Unternehmen verfügt über sechs Produktionsstätten in Deutschland und Polen und vertreibt seine Produkte in rund 50 Länder, wobei Deutschland als Kernmarkt fungiert. Trotz der starken Marktposition steht Gubor Schokoladen wie viele Familienunternehmen vor der Herausforderung, moderner zu agieren und sich im digitalen Zeitalter neu zu positionieren. Die Entscheidung, die Emission einer 60-Millionen-Euro-Anleihe im Dezember 2024 zurückzuziehen, zeigt zudem das vorsichtige und besonnene finanzielle Agieren des Unternehmens angesichts der Marktlage. Im Rahmen der Fusion sollen insgesamt zwölf Standorte betrieben werden, davon sechs in Deutschland, fünf in Polen und einer in Irland.
Zusammen beschäftigen die Unternehmen rund 4.200 Mitarbeiter. Das erweiterte Netzwerk verfügt über signifikante Produktionskapazitäten mit einer Jahresproduktion von nahezu 85.000 Tonnen Süßwaren und 140 Millionen Litern Getränken. Diese beeindruckenden Zahlen verdeutlichen den Umfang und die Schlagkraft des neuen Unternehmensgefüges.
Aus Sicht von Claus Cersovsky, dem Geschäftsführer von Gubor Schokoladen, eröffnet die Fusion den Kunden einen Zugang zu einem breiteren und vielfältigeren Produktportfolio. Diese Diversifikation ist eine wichtige Reaktion auf die sich wandelnden Konsumpräferenzen, die von höherer Produktqualität, neuen Geschmacksrichtungen und nachhaltigen Herstellungsmethoden geprägt sind. Der Trend zu bewussterem Konsum und nachhaltiger Produktion stellt anspruchsvolle Anforderungen an Hersteller, welche durch die gebündelten Kompetenzen besser gemeistert werden können. Jan Kolański, CEO von Colian, betont, dass durch diese Zusammenarbeit die drei Bereiche Produktion, Logistik und Einkauf effizienter gestaltet und so Kosten gesenkt sowie Innovationen beschleunigt werden können. Die Fusion sieht er als Chance, noch besser auf Markttrends und Kundenbedürfnisse reagieren zu können.
Die Verschmelzung bietet die Möglichkeit, Synergien zu heben und die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber großen multinationalen Süßwarenkonzernen zu stärken. Ein weiterer wichtiger Aspekt der Fusion ist die nachhaltige Ausrichtung, die sich in der gemeinsamen Strategie widerspiegelt. Nachhaltigkeit ist inzwischen nicht nur ein Thema der Unternehmensverantwortung, sondern auch ein wesentlicher Treiber für Wettbewerbsvorteile. Verbraucher verlangen zunehmend nach Produkten, die umweltfreundlich und sozial verantwortlich hergestellt werden. In diesem Bereich können beide Unternehmen Erfolge vorweisen, aber gemeinsam lässt sich die Wertschöpfungskette effizienter gestalten und ökologische Auswirkungen reduzieren.
Die geplante Fusion ist auch vor dem Hintergrund der zunehmenden Konsolidierung innerhalb der europäischen Süßwarenindustrie zu sehen. Viele mittelständische und familiengeführte Unternehmen stehen vor der Herausforderung, sich gegen global agierende Marktführer durchzusetzen. Die Konzentration von Kompetenzen und Produktionskapazitäten ist hierbei ein Mittel, um am Markt langfristig die eigene Position zu sichern und auszubauen. Darüber hinaus wird die Kooperation von Colian und Gubor Schokoladen voraussichtlich Innovationen vorantreiben. Mit gebündeltem Know-how können Produktentwicklungen schneller umgesetzt und neue Marktsegmente besser bedient werden.
Innovation ist in der Süßwarenbranche essenziell, um auf veränderte Verbraucherwünsche einzugehen, etwa im Bereich zuckerreduzierter Produkte, funktionaler Süßwaren oder nachhaltiger Verpackungslösungen. Die geografische Präsenz der kombinierten Unternehmen mit Produktionsstätten in Deutschland, Polen und Irland sowie Vertriebsaktivitäten in zahlreichen Ländern kann als gute Basis für weiteres internationales Wachstum betrachtet werden. Die unterschiedlichen Märkte bieten Potenziale für Wachstum und die Einführung neuer Produkte. Dabei gilt es, lokale Präferenzen und Konsummuster zu berücksichtigen, um passgenaue Produktinnovationen zu entwickeln. Finanziell betrachtet wurde bisher kein genauer Kaufpreis oder Anteil an der Eigentümerstruktur veröffentlicht.
Die Details zur Eigentümerverteilung sind noch offen. Jedoch lässt sich aus den bisher bekannten Zahlen ableiten, dass beide Parteien von einer Partnerschaft auf Augenhöhe ausgehen, wie die gemeinsame Formulierung der Fusion als gleichberechtigte Partnerschaft zeigt. Dieses Prinzip wird helfen, Synergien auszuschöpfen und Konflikte zu minimieren. Die Fusion von Colian und Gubor Schokoladen stellt für die europäische Süßwarenbranche ein bedeutendes Ereignis dar, das weitreichende Auswirkungen haben wird. Sie unterstreicht die Notwendigkeit, in einem wettbewerbsintensiven und dynamischen Marktumfeld flexibel und innovativ zu agieren.
Die Bündelung von Ressourcen, Fachwissen und Marktkenntnissen eröffnet die Chance, den steigenden Anforderungen der Verbraucher gerecht zu werden und gleichzeitig eine nachhaltige Zukunft für die Unternehmen zu sichern. Abschließend zeigt die Fusion deutlich, wie Familienunternehmen im Mittelstand durch strategische Partnerschaften und Kooperationen auch in einem herausfordernden Umfeld ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken können. Die Kombination der Tradition und Expertise von Gubor Schokoladen mit der internationalen Ausrichtung und Innovationskraft von Colian verspricht ein spannendes Kapitel für die europäische Süßwarenindustrie. Marktbeobachter und Kunden dürfen gespannt sein, wie sich das neue Unternehmen in den kommenden Jahren entwickeln wird und welche nachhaltigen Impulse von dieser Verbindung ausgehen.