Revolut ist in den letzten Jahren zu einem der bedeutendsten Player im europäischen Fintech-Markt aufgestiegen. Das im Jahr 2015 gegründete digitale Finanzunternehmen, das sich als Challenger für traditionelle Banken etabliert hat, konnte im vergangenen Geschäftsjahr eindrucksvolle Erfolge vorweisen. Insbesondere der Boom im Kryptomarkt hat dem Unternehmen zu einem kräftigen Wachstum verholfen und den Gewinn in die Höhe schnellen lassen. Dabei spielt die Kombination aus innovativen Finanzdienstleistungen, einer diversifizierten Einnahmequelle und einem klaren Expansionskurs eine entscheidende Rolle. Die Vorjahreszahlen zeugen von einer bemerkenswerten Entwicklung: Revoluts Gewinn vor Steuern stieg um 149 Prozent auf 1,1 Milliarden Pfund, was umgerechnet etwa 1,46 Milliarden US-Dollar entspricht.
Diese Steigerung ist mehr als das Doppelte des Gewinns aus dem Vorjahr, der bei rund 438 Millionen Pfund gelegen hatte. Einen wesentlichen Anteil an diesem Erfolg hat die sogenannte Wealth-Sparte des Unternehmens, die Handel, Investitionen und vor allem den Kryptobereich umfasst. Insbesondere der Handel mit digitalen Währungen florierte und trug maßgeblich zum Umsatzwachstum bei. Die Gesamteinnahmen stiegen auf 3,1 Milliarden Pfund, deutlich mehr als die 1,8 Milliarden Pfund aus dem Jahr 2023. Diese Entwicklung resultierte nicht nur aus den steigenden Umsätzen im Krypto-Bereich, sondern auch aus höheren Einnahmen durch Zinsen aufgrund des aktuellen Zinsumfeldes sowie höheren Gebühren aus Kartenbenutzungen.
Die Kombination dieser Faktoren hat Revolut geholfen, seine Rolle als führendes digitales Finanzunternehmen in Europa zu festigen. Die wachsende Kundenzahl ist ein weiterer Indikator für den Erfolg des Unternehmens. Mit einer Nutzerbasis von mittlerweile 52,5 Millionen Kunden, ein Anstieg von 38 Millionen im Jahr 2023, zeigt sich das enorme Interesse an den digitalen Lösungen des Fintechs. Dabei tragen nicht nur Privatpersonen, sondern auch immer mehr Geschäftskunden zum Wachstum bei. Rund 15 Prozent der Umsätze entfallen mittlerweile auf Geschäftskunden, was die Diversifikation der Erlösquellen unterstreicht.
Die Erhöhung der Beteiligung durch den Gründer und CEO Nikolay Storonsky ist ebenfalls ein bedeutendes Signal für Investoren und den Markt. Storonsky hat seinen Anteil an Revolut im Zuge einer Umstrukturierung auf über 25 Prozent erhöht, was seine Zuversicht in die Zukunft des Unternehmens unterstreicht. Obwohl die genaue vorherige Beteiligung nicht offengelegt wurde, zeigt dieser Schritt, dass der CEO weiterhin fest hinter dem Wachstumskurs des Unternehmens steht. Die Pläne für die Zukunft sind ehrgeizig. Revolut beabsichtigt nicht nur, seinen Erfolg im Kryptohandel und bei digitalen Vermögenswerten weiter auszubauen, sondern auch in neue Bereiche wie Hypotheken und Konsumentenkredite vorzudringen.
Mit der kürzlich erhaltenen UK-Banklizenz hat das Unternehmen die Voraussetzungen geschaffen, sich stärker im traditionellen Bankgeschäft zu etablieren und die Stellung gegenüber etablierten Banken zu stärken. In den kommenden Monaten wird Revolut voraussichtlich auch als vollwertige Bank operieren, was dem Unternehmen zusätzliche Möglichkeiten eröffnet. Der wachsende Einfluss von Krypto-Vermögenswerten in Revoluts Portfolio ist beeindruckend. Die Erlöse im Wealth-Bereich, der insbesondere den Kryptowährungshandel umfasst, stiegen um beeindruckende 300 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dies ist vor allem auf die Einführung der eigenen Kryptobörse von Revolut zurückzuführen sowie auf die erhöhte Aktivität der Nutzer in diesem Segment.
Die starke Marktvolatilität im Finanzsektor trug zusätzlich zu erhöhten Handelsvolumina bei, wobei dies nicht nur auf Kryptowährungen beschränkt war, sondern auch andere Anlageklassen einschloss. Trotz des starken Wachstums steht Revolut jedoch auch vor Herausforderungen. Das Fintech-Unternehmen wird immer wieder mit Vorwürfen bezüglich Betrugsfällen und Sicherheitslücken konfrontiert, insbesondere im Zusammenhang mit sozialen Medien, die als Hauptquelle für Betrugsversuche genannt werden. Revolut reagierte auf diese Vorwürfe mit verstärkten Investitionen in Betrugsschutz und hat ein eigenes Bewertungssystem eingeführt, um das Verhalten der Mitarbeiter in Bezug auf Risiko und Compliance besser zu steuern und somit die Sicherheit der Kundenkonten zu erhöhen. Das sogenannte „Karma“-System, das seit 2024 zum Einsatz kommt, misst das Verhalten der Mitarbeiter und hat direkte Auswirkungen auf Bonuszahlungen.
Dieses Instrument soll die Unternehmenskultur stärken und die Fehleranfälligkeit bei Prozessen minimieren. Die Herausforderungen im Bereich der Mitarbeiterzufriedenheit bleiben jedoch bestehen, und Revolut sieht sich mit einer hohen Fluktuation konfrontiert. CEO Nikolay Storonsky verteidigt den anspruchsvollen „High-Performance“-Kulturansatz, der nach seiner Ansicht den Weg zu nachhaltigem Erfolg ebnet. International plant Revolut weiterhin eine Expansion, insbesondere in den USA, wo das Unternehmen seine Reichweite erweitern will. Der amerikanische Markt bietet enormes Potenzial, insbesondere für digitale und mobile Finanzdienstleistungen, und gilt als nächster großer Wachstumstreiber.
Die strategische Ausrichtung auf zusätzliche Produkte wie Konsumentendarlehen und Hypotheken soll dazu beitragen, die Einnahmequellen zu diversifizieren und die Abhängigkeit von volatilem Krypto-Handel zu reduzieren. Eine mögliche Börsennotierung von Revolut bleibt weiterhin ein Gesprächspunkt, auch wenn derzeit kein konkreter Zeitplan bekannt gegeben wurde. Ein Börsengang würde dem Unternehmen ermöglichen, auf breiter Basis Kapital zu akquirieren und die Expansion schneller zu finanzieren. Analysten und Marktbeobachter sehen darin eine logische Entwicklung angesichts des beachtlichen Wachstums und der gestiegenen Bewertung von zuletzt rund 45 Milliarden US-Dollar. Das Beispiel von Revolut zeigt eindrucksvoll, wie aus einem Start-up in wenigen Jahren ein bedeutender Finanzdienstleister werden kann.