Der US-amerikanische Aktienmarkt erholt sich deutlich, nachdem Präsident Donald Trump angekündigt hat, die Einführung von 50-prozentigen Zöllen auf Produkte aus der Europäischen Union zu verschieben. Anstatt wie ursprünglich für den 1. Juni geplant, sollen diese Strafzölle nun erst ab dem 9. Juli gelten. Dieser Schritt erfolgte in direkter Reaktion auf eine Bitte der Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, die einen längeren Verhandlungszeitraum für Handelsgespräche zwischen den USA und der EU fordert.
Die EU hat sich ihrerseits bereit erklärt, die Verhandlungen zu beschleunigen und damit die Handelsbeziehungen zu verbessern. Diese Entwicklungen haben an den Märkten für Erleichterung gesorgt und spiegeln sich in den Kursgewinnen bedeutender Aktienindizes wider. Der Dow Jones Industrial Average stieg um über 700 Punkte, was einem Plus von 1,78 Prozent entspricht. Ebenso legten der S&P 500 und der technologielastige Nasdaq beträchtlich zu und stiegen um 2,05 beziehungsweise 2,47 Prozent. Auch die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen fiel leicht auf 4,448 Prozent, was auf eine entspannte Zinserwartung hindeutet.
Vor der Ankündigung der Zollverschiebung hatte die Aussicht auf eine solche Importabgabe viele Investoren verunsichert, da hohe Zölle die Inflation steigern und das Wirtschaftswachstum bremsen könnten. Experten befürchteten, dass eine aggressive Handelspolitik das Risiko einer bevorstehenden Rezession erhöht, da sie die Kosten für Unternehmen und Verbraucher in die Höhe treibt. Die Entscheidung Trumps, die Einführung der Zölle aufzuschieben, nimmt daher ein bedeutendes Risiko vom Tisch und gibt den Anlegern Hoffnung auf stabilere wirtschaftliche Rahmenbedingungen in den kommenden Monaten. Neben dieser politischen Entwicklung sorgte auch der Anstieg des Verbrauchervertrauens für eine weitere Stärkung der Aktienmärkte. Das Konjunkturbarometer des Conference Board kletterte von 85,7 auf 98 Punkte, was den ersten Monatsanstieg seit November markiert.
Diese Verbesserung deutet darauf hin, dass US-Haushalte optimistischer hinsichtlich ihrer Einkommenssituation und der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung sind. Eine gestärkte Verbraucherstimmung ist essenziell für den Binnenkonsum, der wiederum einen erheblichen Anteil am Bruttoinlandsprodukt hat und die Expansion der Wirtschaft fördert. Darüber hinaus stehen für die kommenden Tage weitere entscheidende Wirtschaftsdaten und Unternehmensberichte auf der Agenda, die das Marktsentiment prägen könnten. Besonders im Fokus der Anleger steht der am Mittwoch nach Börsenschluss erwartete Quartalsbericht des Chipriesen Nvidia, der als letzter der sogenannten „Magnificent Seven“ – einer Gruppe der einflussreichsten Technologiewerte – seine Zahlen offenlegt. Bereits mehr als 95 Prozent der im S&P 500 gelisteten Firmen haben ihre Quartalszahlen vorgelegt, wobei rund 78 Prozent die Erwartungen der Analysten übertroffen haben.
Dennoch belastet die wirtschaftliche Unsicherheit durch Handelskonflikte und schwankende Konsumentengefühle den Ausblick zahlreicher Unternehmen, die sich in vorsichtigen Prognosen widerspiegelt. Die hohe Zahl von Unternehmen, die in ihren Telefonkonferenzen mit Investoren das Thema Zölle ansprechen, war so hoch wie nie zuvor seit Beginn der Erfassung solcher Daten im Jahr 2016. Dies zeigt, wie stark der Handelsstreit das Geschäftsklima beeinflusst und warum positive politische Signale zur Entspannung des Konflikts von großer Bedeutung sind. Der Handel der letzten Wochen war geprägt von Schwankungen, die oft auf geopolitische Ereignisse und politische Entscheidungen zurückzuführen waren. Die Aussicht auf eine Verhandlungslösung mit der EU nimmt die Schatten von protektionistischen Maßnahmen von den Börsen und fördert das Vertrauen der Marktteilnehmer.
Experten von E*TRADE und Morgan Stanley weisen darauf hin, dass wichtige Ereignisse wie die Veröffentlichung von Inflationszahlen, insbesondere des PCE-Preisindex, sowie Sondierungen im US-Senat über Ausgaben- und Steuerpakete die kurzfristige Marktentwicklung bestimmen werden. Damit könnten trotz der positiven Grundstimmung noch volatile Phasen eintreten. Insgesamt signalisiert die Verschiebung der EU-Zölle einen pragmatischen Kurswechsel in der US-Handelspolitik, der zur Stabilisierung der Finanzmärkte beiträgt. Die US-Regierung scheint bemüht, durch Verhandlungen einen Handelskrieg zu vermeiden und damit die Folgen für Wirtschaft und Verbraucher abzufedern. Dieses Szenario könnte sich für Anleger auszahlen, die nun auf eine nachhaltige Aufwärtsbewegung an den US-Börsen hoffen.