Am 19. Mai 2025 erlebte die Aktie von First Solar (NASDAQ: FSLR) einen deutlichen Kursrutsch von über 7,5 Prozent, was Anleger und Marktbeobachter gleichermaßen in Aufruhr versetzte. Die Entwicklungen hinter diesem Einbruch sind vielschichtig und bieten einen tiefen Einblick in die Wechselwirkungen zwischen Politik, Wirtschaft und den Zukunftsaussichten der Solarbranche in den Vereinigten Staaten. First Solar zählt zu den führenden amerikanischen Unternehmen im Bereich der Solarenergie und ist bekannt für seine innovativen, umweltfreundlichen Solarmodule, die vor allem bei großflächigen Projekten zum Einsatz kommen. Das Unternehmen hebt sich dabei insbesondere dadurch hervor, dass es als einziger bedeutender Hersteller unter den Top Ten weltweit in den USA produziert und nicht in China, was ihm in den letzten Monaten zusätzliche Aufmerksamkeit und Wertsteigerungen einbrachte.
Im Vorfeld dieses Kursrückgangs war die Aktie von First Solar innerhalb eines Monats um mehr als 45 Prozent gestiegen. Grund dafür waren politische Signale von US-amerikanischen Republikanern im Repräsentantenhaus, die einen umfassenden Steuer- und Ausgabenplan vorstellten, der unter anderem deutlich mildere Kürzungen bei den steuerlichen Förderungen für Solar- und Windenergie vorsah. Diese Nachrichten sorgten für Optimismus bei Investoren, da die steuerlichen Anreize für erneuerbare Energien eine entscheidende Voraussetzung für die Profitabilität und das Wachstum umweltfreundlicher Energieunternehmen darstellen. Zudem wurde die Stimmung durch Analystenbewertungen positiv beeinflusst. Zum Beispiel hob Goldman Sachs sein Kursziel für First Solar von 204 auf 255 US-Dollar an, was das Vertrauen in die Entwicklung des Unternehmens bekräftigte und weitere Käufe stimulierte.
Doch die Euphorie bekam am 19. Mai einen heftigen Dämpfer, als konservative Republikaner bekanntgaben, dass sie in ihren Reihen die Zusage erhalten hätten, wichtige steuerliche Förderprogramme für saubere Energien früher als geplant auslaufen zu lassen. Dies steht im Zusammenhang mit einem umfassenderen politischen Konzept zur Durchsetzung der Steuer- und Ausgabenpläne des damaligen Präsidenten Donald Trump. Ursprünglich sollte der Abbau dieser Energie-Steuergutschriften erst ab 2029 beginnen und bis 2032 vollständig abgeschlossen sein. Die vorgezogene Abschaffung, deren genaue Zeitpunkte noch nicht im Detail öffentlich bekannt sind, sät jedoch Unsicherheit unter Investoren.
Denn insbesondere Unternehmen im Bereich erneuerbarer Energien wie First Solar sind auf stabile und vorhersehbare staatliche Unterstützung angewiesen, um ihre Geschäftsmodelle wirtschaftlich zu gestalten und neue Investitionen zu tätigen. Die politische Haltung unter der Trump-Administration war ohnehin wenig förderlich für erneuerbare Energien. Offizielle Erklärungen betonten häufig, dass der Fokus vermehrt auf fossilen Brennstoffen liege und die Ausbaupläne für Wind- und Solarenergie kritisch betrachtet würden. So äußerte der Präsident beispielsweise seine Abneigung gegenüber riesigen Solarparks, die große Landflächen beanspruchen. Aussagen wie „diese riesigen Solarfelder, die sich über 10 mal 10 Meilen erstrecken, sind einfach lächerlich“ unterstreichen eine ablehnende Haltung gegenüber der Ausweitung von Solarprojekten und könnten die Rahmenbedingungen für solche Investitionen weiter erschweren.
Trotz dieser negativen politischen Rahmenbedingungen bleibt First Solar technologisch stark aufgestellt. Das Unternehmen produziert fortschrittliche Dünnschicht-Module, die gegenüber den verbreiteten Silizium-basierten Solarpanelen Vorteile bei Leistung unter schlechten Lichtverhältnissen sowie bei hohen Temperaturen bieten. Die größeren Paneele senken die Kosten pro Watt und sind speziell für großflächige, versorgungsorientierte Projekte attraktiv. Diese Eigenschaften machen First Solar zu einem wertvollen Akteur im Markt für erneuerbare Energien und könnten dem Unternehmen langfristig helfen, sich trotz politischer Gegenwinde zu behaupten. Die Marktreaktion auf diese politischen Neuigkeiten war intensiv, denn die Aktien von Solarunternehmen sind besonders empfindlich gegenüber Änderungen in der Gesetzgebung und steuerlichen Förderprogrammen.
Anleger fürchten, dass vorzeitige Streichungen dieser Steuervorteile den Kapitalzufluss und das Wachstum der Branche stark beeinträchtigen könnten. Zugleich führt dies zu einer Neubewertung von Solaraktien, was sich direkt im Kursverfall der First Solar Aktie niederschlug. Neben den politischen Einflüssen gilt es jedoch auch, die globale wirtschaftliche Lage zu beobachten. Die Solarindustrie befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel, der durch technologische Innovationen sowie globale Wettbewerbsbedingungen geprägt ist. Während First Solar als US-Produktionsstandort im Vergleich zu chinesischen Herstellern eine gewisse Marktnische besetzt, stehen weiterhin Herausforderungen wie steigende Produktionskosten, Rohstoffpreise und internationale Handelsbeziehungen im Raum.
Darüber hinaus sorgen neue Marktakteure und technologische Fortschritte im Bereich künstlicher Intelligenz (KI) und Energiemanagement für Konkurrenzdruck. Einige Investoren richten ihr Hauptaugenmerk zunehmend auf Unternehmen, die KI-Lösungen anbieten, da diese Potenzial für überdurchschnittliche Renditen bei moderatem Risiko versprechen. Dies könnte in Zukunft den Fokus noch stärker von traditionellen Solarunternehmen hin zu technologieorientierten Wachstumsbranchen verschieben. Trotz aller aktuellen Schwierigkeiten bleibt First Solar ein Unternehmen mit fundierter Innovationskraft und strategischer Positionierung in einem Markt, dessen Bedeutung für die globale Energiezukunft unbestritten ist. Die Herausforderungen rund um politische Unsicherheiten und kurzfristige Marktreaktionen dürften jedoch weiterhin für Volatilität sorgen.