Schwebende Tangwälder sind nicht nur beeindruckende Naturphänomene, sondern erfüllen auch eine essenzielle Rolle als produktive Ökosysteme und bedeutende Lebensräume für zahlreiche Meerestiere. Sie kommen weltweit in mittleren Breiten der Ozeane vor, insbesondere in Küstenregionen reich an Felsen und nährstoffreichem Wasser. Ihre Fähigkeit, als Biotop zu fungieren und dabei unzählige Arten zu beherbergen sowie vielfältige ökologische Funktionen zu übernehmen, macht sie zu unverzichtbaren Bestandteilen mariner Ökosysteme. Dennoch befinden sich diese Lebensräume zunehmend unter Druck – vor allem durch die intensiver und häufiger auftretenden marinen Hitzewellen im Zuge der globalen Erwärmung. Die Intensität und Häufigkeit mariner Hitzewellen haben in den letzten Jahrzehnten signifikant zugenommen und stellen eine der größten Herausforderungen für die Stabilität von Tangwäldern dar.
Prognosen modellieren eine dramatische Steigerung der Hitzebelastung um das Sechsfache bis hin zu sechzehnfach im Vergleich zu den heutigen Verhältnissen, insbesondere bis zum Ende des Jahrhunderts unter den schlimmsten Klimaszenarien. Diese extremen Temperaturspitzen können die physiologischen Grenzen der Tangpflanzen überschreiten und deren Wachstum, Reproduktion sowie das Überleben gefährden. Neben der reinen Wärmestressbelastung fördert das sich verändernde Klima indirekt auch andere Stressfaktoren wie Überweidung durch Seeigel, Verschmutzung und Habitatzerstörung, deren kombinierte Wirkung das Ökosystem nachhaltig schwächt. Trotz der klar belegten Gefährdung der Tangwälder sind sie bislang weltweit nur unzureichend durch Schutzmaßnahmen abgedeckt. Weniger als drei Prozent der globalen schwebenden Tangwaldflächen liegen innerhalb hochrestriktiver mariner Schutzgebiete, den sogenannten No-Take-Zonen, die sich als effektivste Schutzform für Biodiversität etabliert haben.
Ein Großteil dieser Schutzgebiete befindet sich auf entlegenen Inseln im südlichen Ozean, die zudem geringer vom Hitzestress betroffen sind. Im Gegensatz dazu sind die wichtigen Küstenregionen, die besonders von zukünftigen marinen Hitzewellen bedroht sind, meist kaum oder gar nicht ausreichend geschützt. Länder mit großen Tangvorkommen wie Chile, Peru, Argentinien und einige Gebiete in Nordamerika verzeichnen lediglich minimale Schutzanstrengungen, was das Fortbestehen dieser Ökosysteme erheblich gefährdet. Marine Protected Areas (MPAs) gelten als tragende Säule des Meeresschutzes und sind im Rahmen internationaler Vereinbarungen zu einem zentralen Instrument geworden, um die Meeresbiodiversität zu bewahren und zu fördern. Insbesondere hochrestriktive MPAs, in denen jegliche Fischerei verboten ist, können nicht nur bedrohte Arten und Lebensräume schützen, sondern auch die ökosystemare Resistenz gegenüber klimabedingten Stressoren stärken.
Für Tangwälder bedeutet dies, dass solche Schutzgebiete helfen können, nicht-klimatische Belastungen wie Überfischung zu reduzieren, trophische Kaskaden zu stabilisieren und trophische Regulatoren wie Seeigelräuber zu erhalten. Dadurch erhöhen sich die Chancen, dass Tangwälder selbst nach Hitzewellen rasch regenerieren können und das gesamte Ökosystem resilienter wird. Die wissenschaftliche Erforschung schwebender Tangwälder wurde in jüngster Zeit durch den Einsatz von Satellitentechnologien und Fernerkundung revolutioniert. Große Arten wie Macrocystis pyrifera, die bekannteste Riesenkelp-Art, bilden schwimmende Blätter oder „Canopies“, die an der Meeresoberfläche sichtbar sind. Satellitenbilder erlauben es, Verbreitung, Ausdehnung und Veränderung dieser Tangwälder über große geografische sowie zeitliche Skalen zu dokumentieren.
Dies ermöglicht eine umfassende Risikoabschätzung durch die Verknüpfung der Informationen über die Waldbedeckung mit Daten zu Meerestemperaturen und prognostizierten marine Hitzeereignissen. So konnte beispielsweise festgestellt werden, dass gewisse nördliche und südliche Regionen heute schon einer intensiven und häufiger werdenden Erwärmung ausgesetzt sind und in naher Zukunft noch stärker betroffen sein werden. Interessanterweise sind einige Regionen der südlichen Hemisphäre potenzielle Klimareziduen, also Orte, an denen Tangwälder voraussichtlich geringeren Stress durch zukünftige marine Hitzeperioden erfahren. Solche Refugien besitzen hohe Bedeutung für die Erhaltung der Biodiversität und können als Quellen für die Regeneration stärker betroffener Regionen dienen. Allerdings fehlen auch hier oft effektive Schutzmaßnahmen, was die Gefahr eines langfristigen Verlustes dieser wertvollen Rückzugsgebiete vergrößert.
Die Analyse der Schutzmaßnahmen offenbart eine gravierende Diskrepanz zwischen der Verteilung von Tangwäldern und ihrem Schutzstatus. Weltweit sind zwar über ein Drittel der Tangwaldflächen innerhalb irgendeiner Form von Meeresschutzgebieten gelegen, doch ist der Anteil an hochrestriktiven Schutzgebieten verschwindend gering, wenn man von entlegenen Inseln absieht. An den Küsten vieler Staaten ist der Schutz lückenhaft oder fast nicht existent, was die Widerstandsfähigkeit der Tangwälder gegenüber Umweltveränderungen erheblich einschränkt. Maritime Hitzewellen führen nicht nur zum direkten Absterben von Tangpflanzen aufgrund von Überhitzung, sondern fördern auch komplexe Veränderungen im Ökosystem. So kommt es häufig zu einer verstärkten Überweidung durch Seeigel, deren Populationen sich aufgrund fehlender natürlicher Fressfeinde explosionsartig vermehren können.
Dies kann zu sogenannten „Seeigelverwüstungen“, also kahlen Meeresböden führen, die einer ökologischen Wüste gleichen. Die Erholung solcher Gebiete ist langwierig und unterliegt komplexen Wechselwirkungen zwischen biotischen und abiotischen Faktoren. Im Gegensatz dazu tragen gut gemanagte Schutzgebiete mit vollständigem Fangverbot dazu bei, die natürlichen Feinde der Seeigel zu stärken und so das ökologische Gleichgewicht wiederherzustellen. Klimaanpassungsstrategien für Tangwälder müssen über den Schutz durch MPAs hinausgehen. Insbesondere in Regionen mit extrem hohen prognostizierten Hitzebelastungen sind ergänzende Maßnahmen unverzichtbar.
Darunter fallen die Identifikation und Sicherung von Klimareziduen neben Restaurationsprojekte, die Wiederherstellung degradierter Tangwälder sowie die Erforschung und Nutzung genetisch widerstandsfähiger Tanglinien. Auch die Reduktion anderer Stressfaktoren wie terrestrischer Verschmutzung und nachhaltige Fischereimanagementpraktiken sind wichtige Bausteine für den langfristigen Erhalt der Ökosysteme. Die bestehenden methodischen Einschränkungen bei der Erfassung von Tangwäldern werden derzeit durch die verstärkte Nutzung moderner Fernerkundungstechnologien überwunden. Während schwebende Canopys gut visualisiert werden können, bleiben unterwasserlebende, nicht schwimmende Tangarten oft unberücksichtigt, was eine unvollständige Erfassung des Gesamtepsoystems zur Folge hat. Neue Techniken und Instrumente, etwa autonome Unterwasserfahrzeuge oder erweiterte Spektralsensoren, könnten hier zukünftig größere Einblicke ermöglichen und eine umfassendere Schutzplanung fördern.
Die gesellschaftliche Wertschätzung und politische Anerkennung von Tangwäldern als schützenswerte Ökosysteme steht im internationalen Vergleich relativ hinter anderen marinen Lebensräumen wie Korallenriffen oder Seegraswiesen zurück. Dabei leisten Tangwälder vielfache Dienste, darunter die Kohlenstoffbindung, Verbesserung der Wasserqualität, Küstenschutz sowie die Bereitstellung von Nahrung und Lebensgrundlagen für zahlreiche Küstengemeinden. Für Millionen von Menschen weltweit sind sie somit auch eine wirtschaftliche und kulturelle Ressource. Das Ziel, bis zum Jahr 2030 weltweit 30 Prozent der Ozeane effektiv zu schützen, bietet eine wichtige Gelegenheit, Tangwälder stärker in nationale und internationale Meeresschutzstrategien zu integrieren. Ein umfassender und gut vernetzter Schutz erfordert dabei nicht nur die Festlegung neuer Schutzgebiete, sondern auch eine koordinierte grenzüberschreitende Zusammenarbeit, da viele Tangwälder in transnationalen Ökosystemen vorkommen.