Der Beginn des Jahres 2025 hat den Kryptowährungsmarkt vor eine massive Herausforderung gestellt. Eine jüngste Studie der renommierten Informationsplattform CoinGecko enthüllt eine alarmierende Entwicklung: Ein Viertel aller im ersten Quartal gestarteten Kryptowährungen existieren heute bereits nicht mehr. Insgesamt sind 1,8 Millionen Tokens aus dem Markt verschwunden, was einen einmaligen Einbruch markiert. Der Kryptowährungsmarkt, der seit 2021 einen regelrechten Boom durchlebt hat, zeigt sich durch diese Ausfälle stärker verwundbar als je zuvor. Die Analyse von CoinGecko zeigt, dass seit 2021 fast sieben Millionen Münzen ins Leben gerufen wurden.
Davon sind inzwischen mehr als die Hälfte komplett vom Markt verschwunden, da die betroffenen Tokens den Handel eingestellt haben. Diese Mortalitätsrate hat sich in den letzten Monaten dramatisch verschärft und übersteigt bei weitem alle früheren Jahre zusammen. Besonders signifikant fällt auf, dass das erste Quartal 2025 mehr Token-Ausfälle verzeichnete als irgendein Kalenderjahr zuvor. Im Vergleich dazu machten die Ausfälle von 2021 bis 2023 nur rund 12,6 % der gesamten fünijährigen Statistik aus. Dieses Wachstum der Ausfallzahlen zeigt auf, wie tief die Krise in den Kryptomärkten mittlerweile verankert ist.
Ein entscheidender Faktor hinter dieser Entwicklung ist die erhöhte Marktvolatilität, die mit politischen und ökonomischen Unsicherheiten einhergeht. Experten der Branche, darunter CoinGecko-Analyst Shaun Paul Lee, verweisen insbesondere auf die Auswirkungen von Donald Trumps Präsidentschaft, die im Januar 2025 begann. In dieser Zeit erreichte Bitcoin zwar Rekordwerte, doch kurz darauf setzte ein enormer Einbruch ein, der sich schnell durch die gesamte Krypto-Sphäre zog. Die Situation verschärfte sich im März, als sowohl Kryptowährungen als auch klassische Aktienhandel Märkte hohe Schwankungen erlebten. Die Ankündigung von weitreichenden Zollerhöhungen durch die neue US-Regierung löste regelrechte Schockwellen an den Finanzmärkten aus, was sich auch negativ auf die Stimmung im Kryptosektor auswirkte.
Aber politische Faktoren sind nur ein Teil des Problems. Ein weiterer bedeutender Treiber für das Ausmaß des Kryptocrashs ist die Einführung einer neuen Generation von Token-Erstellungswerkzeugen, die seit Anfang 2024 den Markt überschwemmte. Dabei sticht insbesondere die Plattform Pump.fun hervor, die auf extrem einfache Weise die Erstellung neuer Kryptowährungen ermöglichte. Nutzern wurde es dadurch leicht gemacht, eigene Memecoins und verschiedene Projekte ohne große Entwicklungsarbeit ins Leben zu rufen.
Diese Flut brachte 2024 mehr als drei Millionen neue Tokens auf den Markt – fast viermal so viele wie im gesamten Vorjahr, in dem knapp 835.000 neue Kryptowährungen eingeführt wurden. Während vor Einführung solcher Tools Kryptowährungsversagen eher die Ausnahme als die Regel waren, stiegen die Ausfälle in den letzten Monaten stark an. Laut Lee bleiben rund 98 % der auf Pump.fun erzeugten Tokens bereits auf der Plattform hängen und schaffen es nicht, in größere Märkte zu gelangen.
Selbst in der erfolgreichsten Woche der Plattform im November 2024 konnten nur 1,67 % aller auf Pump.fun gestarteten Memecoins den Sprung in den offeneren Markt schaffen. Diese Entwicklung zeigt, wie viele Projekte keinerlei nachhaltige Marktrelevanz besitzen und entweder schnell scheitern oder schlichtweg in der Bedeutungslosigkeit verschwinden. Die Nachfrage nach solchen Projekten schwindet ebenfalls. Bobby Ong, Gründer von CoinGecko, stellt fest, dass die Anleger in letzter Zeit vorsichtiger geworden sind, wenn es um Memecoins und spontane Token-Anlagen geht.
Die nachgelagerten Folgen des Fehlstarts des Libra-Projekts, das aufgrund regulatorischer und technischer Probleme scheiterte, haben das Vertrauen massgeblich beeinträchtigt. Zwar konnte Pump.fun dank dem Launch eines sogenannten Trump-Memecoins im Januar zeitweise ein hohes Handelsvolumen verzeichnen. Doch die anschließende Marktturbulenz führte dazu, dass das anfängliche Interesse an solchen Assets rasch abebbte. Insgesamt zeigt die Kombination aus leicht zugänglichen Token-Erstellungstools und einer sich verschärfenden Marktvolatilität ein explosionsartiges Wachstum neuer, meist minderwertiger Kryptowährungen, die den Kryptomarkt destabilisieren.
Diese „Perfect Storm“ der Bedingungen sorgt dafür, dass das Aufrechterhalten eines nachhaltigen Projekts heute schwieriger ist denn je. Trotz der hohen Anzahl neuer Token zeigen die Daten keine Anzeichen, dass sich der Trend der massiven Ausfälle in naher Zukunft abschwächen wird, was Investoren und Entwickler gleichermaßen vor Herausforderungen stellt. Der Markt für Kryptowerte befindet sich damit an einem Scheideweg. Ein immer größerer Teil der Angebote tritt mit einer sehr geringen Qualität oder einem fehlenden langfristigen Geschäftsmodell auf den Markt. Die Folge sind komplette Fehlschläge, die die Glaubwürdigkeit der gesamten Branche beeinträchtigen können.
Dabei zeigen etablierte Projekte hingegen weiterhin Stabilität und teilweise sogar Wachstum, was das Ungleichgewicht zwischen Qualität und Quantität deutlich macht. Projekte wie Cardano etwa gewinnen weiterhin Interesse durch technische Innovationen und Entwicklungen im Bereich privater Daten und Künstlicher Intelligenz. Solche Projekte könnten künftig als solide Alternativen zu der Flut kurzlebiger Einträge dienen. Für Investoren bedeutet dieser Umbruch vor allem erhöhte Vorsicht und die Notwendigkeit sorgfältiger Analyse. Die enorme Anzahl an gescheiterten Tokens unterstreicht, dass der bloße Start einer Kryptowährung längst kein Garant mehr für eine erfolgreiche Zukunft ist.
Neben fundamentaler Analyse sind auch Marktbeobachtungen und das Verständnis über makroökonomische Einflüsse entscheidend. Das turbulente Umfeld erfordert ein erhöhtes Risikomanagement, um beträchtliche Verluste zu vermeiden. Aus Sicht der Entwickler und Startups bietet sich die Möglichkeit zur Konsolidierung. Neue, wirklich innovative Produkte mit klarer Vision können sich trotz des rauen Umfelds durchsetzen. Die Erfahrung der letzten Monate mahnt jedoch, dass der Markt sich von überflüssigen oder schnellen Projekten abwendet und mehr Wert auf nachhaltige Lösungen legt.
Regulierungsbehörden könnten diesen Prozess verstärken, indem sie striktere Anforderungen an die Token-Emission und Handelsmechanismen stellen, um den Wildwuchs einzudämmen. Die nächste Zeit wird folglich entscheidend sein für die Richtung des Kryptomarkts. Der Rückgang der Zahl neuer, kurzlebiger Tokens kann die Stabilität fördern, während Innovationen bei Kernprojekten weiterhin für Aufwind sorgen können. Für viele Marktteilnehmer herrscht jedoch große Unsicherheit, ob sich die Trends beruhigen oder weitere Verschärfungen auftreten werden. Insbesondere die Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Kryptowährungen wird in der Summe darüber entscheiden, wie der Krypto-Sektor in den kommenden Jahren aussehen wird.