Im Jahr 2018 rückte ein besorgniserregender Vorfall in den Fokus der Medien und Tierschutzorganisationen: Das ehemalige Pharmaunternehmen von Shri Thanedar, einem damaligen Gouverneurskandidaten für Michigan, ließ nach der Firmeninsolvenz mehr als 170 Hunde und Affen in einem Versuchslabor zurück. Dieser Fall wirft nicht nur ein kritisches Licht auf den Umgang mit Versuchstieren in der Pharmaindustrie, sondern stellt auch die Verantwortung ehemaliger Firmeninhaber gegenüber den verlassenen Tieren in den Vordergrund. Das Unternehmen AniClin Preclinical Services in New Jersey, das dem Pharmakonzern Azopharma gehörte und von Shri Thanedar geleitet wurde, musste im April 2010 infolge einer Insolvenz seinen Betrieb einstellen. Die dramatischen Folgen für die Tiere, die in diesem Testlabor gehalten wurden, kamen erst durch das Engagement lokaler Tierschützer ans Licht. Im Juni desselben Jahres entdeckten Aktivisten, dass insgesamt 118 Beagle-Hunde noch immer im Labor eingesperrt waren, ohne regelmäßige Betreuung.
Die Mitarbeiter des Labors hatten bereits illegale Maßnahmen ergriffen, indem sie die Zäune des Geländes überstiegen, um die Tiere mit Wasser und Futter zu versorgen. Die Situation der Beagles rüttelte die Öffentlichkeit wach und führte dazu, dass zwei Tierschutzgruppen kooperierten, um die Hunde aus den desolaten Verhältnissen zu befreien. Am 4. Juli wurden die Beagles aus dem stillgelegten Labor in sichere Tierheime gebracht. Dort konnten sie medizinisch versorgt, gepflegt und später an neue Besitzer vermittelt werden.
Videos dokumentierten die Ankunft der geschwächten und verängstigten Tiere, die erstmals seit langem wieder menschliche Fürsorge erfuhren. Nicht lange nach der Rettung der Hunde wurde bekannt, dass auch 55 langschwänzige Makaken-Affen in dem gleichen Versuchslabor zurückgelassen worden waren. Die kalifornische Tierschutzorganisation In Defense of Animals übernahm auch hier die Rettungsaktion, um den Affen ein Leben außerhalb des Labors zu ermöglichen. Dieses dramatische Bild von verlassenen Tieren in einem Laborbetrieb eröffnete eine landesweite Debatte über die ethischen Grenzen von Tierversuchen und die Verantwortung von Unternehmen bei der Schließung solcher Einrichtungen. Shri Thanedar selbst reagierte auf die Vorwürfe in einem Interview mit der Huffington Post, indem er behauptete, keine Kenntnis darüber gehabt zu haben, wie die zwangsversteigernde Bank mit den Tieren umgegangen sei.
Er versicherte außerdem, dass das Labor während seines Betriebs alle Vorschriften des USDA (United States Department of Agriculture) sowie anderer Behörden eingehalten habe. Er bestritt, dass die Tiere misshandelt oder schädlichen Tests ausgesetzt gewesen seien. Dennoch hinterließen diese Aussagen einen bitteren Nachgeschmack gegenüber Tierschutzorganisationen und der Öffentlichkeit, die auf eine umfassendere Aufklärung und Rechenschaft pochten. Diese Geschehnisse gewannen zusätzlich Brisanz, da Shri Thanedar sich in der politischen Arena als progressiver Kandidat positionierte. Seine Kampagne für das Gouverneursamt im Bundesstaat Michigan fokussierte sich auf soziale Gerechtigkeit und Reformen, wie die Einführung von Medicare for All und eine Erhöhung des Mindestlohns auf 15 Dollar.
Seine politischen Gegner nutzten den Vorfall, um seine Glaubwürdigkeit als Progressiver infrage zu stellen. Besonders der Kandidat Abdul El-Sayed stellte sich als der ‚wirkliche Progressive‘ dar und bemühte sich um Unterstützung durch fortschrittliche Gruppen, was den Druck auf Thanedar erhöhte. Der Fall illustriert die komplexen Herausforderungen im Spannungsfeld zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Ethik. Tierversuche sind seit Jahrzehnten ein kontroverses Thema, das einerseits entscheidend für medizinische Fortschritte erscheint, andererseits aber auf ethischer Ebene immer wieder kritisiert wird. Die Verwendung von Hunden und Affen in Experimenten gilt als besonders sensibel, da diese Tiere als besonders intelligent und sozial gelten.
Die Rücklassung von Tieren in einem geschlossenen Labor zeigt zudem ein schwerwiegendes Versagen im Management von Unternehmen nach Insolvenzen. Wenn Firmen mit lebenden Forschungsmaterialien wie Tieren schließen und diese unbeaufsichtigt zurücklassen, entsteht ein deutliches Risiko für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Tiere. Es erfordert gesetzliche und behördliche Regelungen, die sicherstellen, dass Tiere auch im Falle einer Firmeninsolvenz geschützt und versorgt werden. Nicht zuletzt verdeutlicht der Fall auch die Rolle von Tierschutzorganisationen und engagierten Einzelpersonen, die durch ihr schnelles Handeln das Leben vieler Tiere retten konnten. Ohne ihren Einsatz wären die Beagles und Makaken wohl verhungert oder schlimmeren Umständen ausgesetzt gewesen.
Die Öffentlichkeit ist aufgrund solcher Fälle zunehmend sensibilisiert für die Probleme von Tierversuchen und fordert mehr Transparenz und Verantwortung von Unternehmen und Politik. Dies hat auch Auswirkungen auf politische Kampagnen, bei denen Kandidaten stets auf ihr Engagement in sozialen und ethischen Fragen geprüft werden. Zusammenfassend zeigt die Geschichte um Shri Thanedars ehemaliges Pharmaunternehmen nicht nur das Leid der Tiere, sondern offenbart auch Lücken im Umgang mit Versuchstieren und Unternehmensinsolvenzen. Sie wirft Fragen nach Verantwortung, Ethik und Gesetzgebung auf, die weit über den Einzelfall hinausgehen. Nur durch konsequente Kontrollen, klare Vorschriften und gesellschaftlichen Druck können solche Missstände in Zukunft vermieden werden.
Die Erinnerung an die zurückgelassenen Hunde und Affen sollte als Mahnung dienen, das Wohl der Tiere in allen Bereichen der Wissenschaft und Wirtschaft ernst zu nehmen und zu schützen.