Die Quantentechnologie gilt als eine der bedeutendsten wissenschaftlichen und technologischen Entwicklungen des 21. Jahrhunderts. Ihre Fähigkeit, immense Rechenleistungen zu ermöglichen und bisher unlösbare Probleme in verschiedenen Bereichen zu adressieren, macht sie zum Schlüssel für die digitale Transformation. Vor diesem Hintergrund haben die Europäische Union und Japan ihre schon seit Jahren bestehende Zusammenarbeit nun mit einer formellen Absichtserklärung am 13. Mai 2025 auf ein neues Niveau gehoben.
Durch die Unterzeichnung dieses Dokuments bekräftigen beide Seiten ihr gemeinsames Engagement, die Quantentechnologie durch gezielte Forschungsförderung und Austauschprogramme weiter voranzutreiben und globale Herausforderungen wie Klimawandel, Cybersicherheit und nachhaltige Digitalisierung zu bewältigen. Die Vereinbarung entstand als Teil der EU-Japan Digital Partnership, die im Mai 2022 ins Leben gerufen wurde. Dieses umfassende Kooperationsabkommen zielt darauf ab, die Partnerschaft in Kerntechnologiefeldern wie Halbleitertechnik, Künstlicher Intelligenz, Hochleistungsrechnen und eben Quantensystemen zu stärken. Sie wurde in Tokio von Henna Virkkunen, der Exekutiv-Vizepräsidentin der Europäischen Kommission für Technologische Souveränität, Sicherheit und Demokratie, sowie Minoru Kiuchi, Japans Minister für Wissenschafts- und Technologiepolitik, unterzeichnet. Ein zentrales Element der Vereinbarung ist die Einrichtung gemeinsamer Finanzierungsmechanismen.
Dabei soll die europäische Förderinitiative Horizon Europe mit Japans Cross-ministerial Strategic Innovation Promotion Program (SIP) koordiniert werden, um gegenseitige und effiziente Unterstützung von Forschungsprojekten zu gewährleisten. Diese Struktur fördert nicht nur den Wissensaustausch, sondern ermöglicht auch die Beteiligung von Wissenschaftlern und Unternehmen beider Regionen an gemeinsamen Ausschreibungen und Programmen. Die Absichtserklärung sieht vor, dass Projekte besonders praxisorientiert ausgerichtet werden, um die Digitalisierung und nachhaltige Entwicklung sowohl in Europa als auch in Japan voranzutreiben. Schlüsselthemen sind dabei unter anderem die Entwicklung fortschrittlicher Quantenalgorithmen, hybride Computing-Architekturen sowie quantenbasierte Sicherheitslösungen. Ein konkretes Beispiel für diese Kooperation ist das Q-NEKO-Projekt, das aus einer gemeinsamen Ausschreibung unter 16 europäischen und japanischen Forschungseinrichtungen hervorging.
Mit einer EU-Förderung von rund vier Millionen Euro konzentriert sich dieses Vorhaben auf die Weiterentwicklung quanten-gestützter Anwendungen in den Bereichen künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen, die unter anderem für biomedizinische Forschungsfragen und das Klimamodellieren eingesetzt werden sollen. Diese Forschungsansätze eröffnen neue Möglichkeiten, komplexe molekulare Prozesse besser zu verstehen und Umweltdaten präziser zu analysieren, was langfristig erhebliche gesellschaftliche Vorteile verspricht. Neben technologischem Fortschritt legt die Kooperationsvereinbarung auch Wert auf Transparenz bei der Vergabe von Fördermitteln sowie auf einen fairen Umgang aller Beteiligten. Gemeinsames Monitoring der Projektfortschritte und klar definierte Regeln zum geistigen Eigentum sollen die Forschungsarbeit effizient und nachhaltig gestalten. Trotz der symbolischen Verpflichtung ohne rechtliche oder finanzielle Bindung schafft das Schriftstück eine solide Grundlage, auf der die EU und Japan ihre partnerschaftliche Zusammenarbeit im Quantenbereich systematisch ausbauen können.
Die neue Allianz baut auf einer langen Tradition wissenschaftlichen Austauschs zwischen der EU und Japan auf, die durch verschiedene internationale Rahmenabkommen gestützt wird. Dazu zählen das Strategische Partnerschaftsabkommen der EU mit Japan sowie die Initiative für nachhaltige Konnektivität und hochwertige Infrastruktur. Diese Rahmenwerke schaffen den institutionellen Kontext, in dem Technologie- und Innovationskooperationen wie die im Bereich der Quantentechnologie gefördert werden. Langfristig soll die Partnerschaft über Quantencomputing hinaus erweitert werden. Zukünftige Kooperationsfelder umfassen die Quantenkommunikation, die Entwicklung sicherer Halbleitertechnologien, Cybersicherheitslösungen und vertrauenswürdige Datenströme.
Durch den Ausbau dieser Synergien wollen Europa und Japan ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber globalen wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Herausforderungen stärken und eine sichere digitale Infrastruktur etablieren. Die Fortschritte der Zusammenarbeit werden im kommenden Jahr 2026 auf dem EU-Japan Digital Partnership Council in Brüssel überprüft. Dort werden Vertreter beider Seiten den Stand der Projekte, neue Förderstrategien und die Erweiterung der Forschungskooperation diskutieren. Die Bedeutung des EU-Japan-Abkommens für den internationalen Quantentechnologiemarkt ist nicht zu unterschätzen. Es setzt wichtige Impulse für den Ausbau von Innovationsökosystemen, die Entwicklung von Standards und nicht zuletzt für die Ausbildung künftiger Fachkräfte in diesem hochkomplexen Bereich.
Darüber hinaus sendet die Zusammenarbeit ein starkes Signal an den globalen Wettbewerb in der Quantentechnologie, in dem neben Europa und Japan auch andere wirtschaftliche Großmächte wie die USA und China massiv investieren. Mit dem Fokus auf gemeinsame Lösungen für globale Herausforderungen verknüpfen die Partner technologische Innovation mit gesellschaftlicher Verantwortung. Die angestrebte Entwicklung von Quantenanwendungen in der Biomedizin beispielsweise bietet Chancen für neue Diagnose- und Therapieverfahren, während quantenbasierte Klimamodelle präzisere Prognosen ermöglichen und damit zur Bekämpfung des Klimawandels beitragen. Auch die verstärkte Arbeit an quantensicheren Kommunikationsprotokollen ist ein wesentlicher Beitrag zur Gewährleistung digitaler Sicherheit in einer zunehmend vernetzten Welt. Ein weiterer wichtiger Aspekt der EU-Japan-Partnerschaft ist die Förderung von Transparenz und Offenheit in der Wissenschaft.
Durch den wechselseitigen Zugang zu Forschungseinrichtungen und Finanzprogrammen wird ein intensiver Wissensaustausch gewährleistet, der die Innovationsgeschwindigkeit erhöht und Doppelarbeit vermeidet. Zudem werden gemeinsame Standards für geistiges Eigentum und Forschungsberichte gesetzt, die beiden Seiten Schutz und Anreize bieten. Für die Wissenschaftler und Unternehmen in Europa und Japan eröffnet die Kooperation eine Vielzahl neuer Perspektiven. Startups, akademische Institute und etablierte Technologiekonzerne profitieren von den erleichterten Zugängen zu Finanzierung, Infrastruktur und internationalem Know-how. Dies fördert nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit, sondern stärkt auch die globale Vernetzung der Quantentechnologielandschaft.
Insgesamt signalisiert die nun formalisierte Zusammenarbeit zwischen der EU und Japan einen bedeutenden Schritt auf dem Weg zu einer global vernetzten Innovationsgemeinschaft im Bereich der Quantentechnologie. Indem beide Parteien ihre Ressourcen, Expertise und strategischen Ziele bündeln, werden die Voraussetzungen geschaffen, um wegweisende Technologien verantwortungsvoll und nachhaltig zu entwickeln und in großem Maßstab zum Einsatz zu bringen. Mit der verstärkten Kooperation im Quantenbereich stellen sich Europa und Japan als Vorreiter im internationalen Wettbewerb auf und tragen zugleich dazu bei, die digitale Zukunft sicherer und nachhaltiger zu gestalten.