Der einstige Höhenflug der Non-fungible Tokens, kurz NFTs, hat seit 2021 eine aufregende Entwicklung durchlaufen. Insbesondere große Unternehmen wie Nike entdeckten die Möglichkeiten, virtuelle Welten mit ihren Markenprodukten zu verbinden. Nike kaufte das NFT-Startup RTFKT und begann, sogenannte „digitale Schuhe“ als exklusive Sammlerstücke anzubieten. Diese digitalen Schuhe sollten nicht nur die Identität der Marke in der virtuellen Welt stärken, sondern auch als Wertanlagen und Spielobjekte in Plattformen wie EA Sports dienen. Doch was wie eine zukunftsweisende Innovation klang, hat sich jetzt als juristischer Albtraum für Nike herausgestellt.
Eine Gruppe von ehemaligen Kunden hat Nike verklagt und wirft dem Sportartikelriesen vor, mit dem abrupten Ende des NFT-Projekts einen sogenannten „Rug Pull“ begangen zu haben. Diese Kundinnen und Kunden sehen sich nicht nur um ihre Investitionen betrogen, sondern behaupten auch, dass Nike unverkäufliche digitale Wertpapiere, sogenannte „unregistered securities“, verkauft habe – Produkte, die nie offiziell registriert oder reguliert waren. Diese Vorwürfe wurden in einer Sammelklage vor dem östlichen Bezirksgericht von New York eingereicht und betreffen Kunden aus mehreren Bundesstaaten der USA, darunter Kalifornien, Florida, New York und Oregon. Die Klage fordert Schadensersatz in Höhe von fünf Millionen US-Dollar und basiert auf mutmaßlichen Verstößen gegen Verbraucherschutzgesetze. Diese Entwicklung wirft ein Schlaglicht auf die tückischen Herausforderungen bei der Vermarktung und Verwaltung von NFTs.
Der Hype um nicht austauschbare digitale Sammlerstücke hatte Ende 2020 und Anfang 2021 seinen Höhepunkt, als NFTs als revolutionäres neues Asset gefeiert wurden. Von Kunstwerken über virtuellen Immobilien bis hin zu Sportartikeln – die Blockchain-Technologie schien die Zukunft des Eigentums und Handels zu definieren. Doch der Markt erlebte genauso rasch einen dramatischen Einbruch. Innerhalb weniger Jahre verloren viele NFTs bis zu 95 Prozent ihres Wertes, was zahlreichen Investoren enorme Verluste bescherte und auch viele Unternehmen, die in den Sektor investierten, vor Herausforderungen stellte. Im Fall von Nike kam es zusätzlich zu einer strategischen Kehrtwende.
Das Unternehmen gab Anfang 2025 bekannt, dass das NFT-Programm von RTFKT eingestellt wird und komplett geschlossen werden soll. Für die Käufer der digitalen Schuhe bedeutete das eine plötzliche Wertvernichtung ihrer Anlagen. Viele fühlten sich durch die mangelnde Kommunikation und den abrupten Abbruch im Stich gelassen. Das Phänomen des „Rug Pull“ ist in der Krypto- und NFT-Branche keine Seltenheit: Es beschreibt Situationen, bei denen Initiatoren von Projekten Mittel Mittelnehmern entziehen und das Projekt einfach verlassen, wodurch Investoren mit wertlosen Vermögenswerten zurückbleiben. Diese Praxis wirkt wie Betrug.
Im Fall von Nike und RTFKT werfen die Kläger dem Unternehmen ähnliches Verhalten vor, auch wenn Nike als etablierte Unternehmensmarke und nicht als kleines Start-up fungiert. Ein zentraler Punkt der Klage ist die juristische Einordnung der NFTs als Wertpapiere. Wertpapiere unterliegen in den USA strengen Auflagen und Registrierungspflichten durch die Securities and Exchange Commission (SEC). Werden Produkte jedoch wie Wertpapiere gehandelt, ohne diese Auflagen zu erfüllen, drohen erhebliche rechtliche Konsequenzen. Käufer argumentieren, dass die NFTs von Nike diese Kriterien erfüllten.
Hätte man diese Informationen vor dem Kauf gekannt, hätten viele vermutlich ihre Investition überdacht. Die NFT-Entwicklung zeigt generell ein Spannungsfeld zwischen Innovation und Regulierung. Während die Blockchain-Technologie mit ihrer dezentralen Struktur neue Möglichkeiten für Eigentumsrechte eröffnete, bleiben viele Fragen bezüglich Verbraucherschutz, Rechteübertragung und werthaltigem Besitz bislang ungeklärt. Große Marken wie Nike stehen daher vor der Herausforderung, einerseits maximale Innovation zu wagen und andererseits klare rechtliche und ethische Grenzen nicht zu überschreiten. Die Kritik an Nike ist nur ein Beispiel für die zahlreichen rechtlichen Probleme, die Unternehmen im NFT-Sektor aktuell plagen.
Auch andere bekannte Marken und Krypto-Unternehmen wurden mit Klagen überschüttet, weil Kunden sich betrogen fühlen. Große NFT-Projekte wie Yuga Labs, bekannt durch ihre Bored Ape Yacht Club NFTs, sahen sich ebenfalls mit umfangreichen Rechtsstreitigkeiten konfrontiert. Dies zeigt, wie die Rechtslandschaft für digitale Vermögenswerte nach wie vor im Umbruch ist und es noch keine einheitlichen Standards gibt. Neben rechtlichen Hürden leiden NFTs auch unter abnehmendem Interesse und Wertverlust in der breiten Konsumentenbasis. Anfangs galten digitale Sammlerstücke als bahnbrechende Innovation für den Kunst- und Luxusmarkt.
Doch mit der Zeit wurde klar, dass viele Projekte nicht nachhaltig konzipiert waren. Der Wert vieler NFTs basierte hauptsächlich auf Spekulation, die stark einbrach, als die allgemeine Kryptowährungslage sich verschlechterte. Für Verbraucher bedeutet dies Vorsicht beim Investieren in digitale Assets, vor allem bei Unternehmen, deren Angebote nicht reguliert sind und deren Projekte nicht langfristig gesichert erscheinen. Nike wiederum hat mittlerweile mehrere Gründe, aus dem NFT-Markt auszusteigen oder zumindest Vorsicht walten zu lassen. Der Konzern möchte sich zwar weiter mit digitalen Innovationen beschäftigen, will dabei aber wohl künftig mehr auf Sicherheit und Transparenz setzen, um Imageschäden zu vermeiden.
Der Fall RTFKT könnte langfristig auch für die gesamte Sportartikelbranche wegweisend sein. Andere Firmen beobachten die Entwicklung genau und passen ihre Strategien in puncto Digitalisierung und NFT-Angebote an. Die Geschichte von Nike und den digitalen Schuhen ist ein gutes Lehrbeispiel dafür, wie Innovation und Geschäftsrisiken zusammenhängen – und wie wichtig es ist, innerhalb von aufstrebenden Märkten die gesetzlichen und ethischen Richtlinien zu beachten. Rechtsanwälte empfehlen Verbrauchern generell, bei Investments in digitale Vermögenswerte genau auf die Legalität der angebotenen Produkte zu achten. Konsumenten sollten grundlegend prüfen, ob ein NFT-Produkt als Wertpapier klassifiziert werden könnte – denn im Zweifelsfall drohen im ungünstigen Ausgang Verluste und langfristige rechtliche Probleme.
Im kommenden Jahrzehnt wird sich die NFT-Branche sicherlich weiterentwickeln und womöglich neue regulatorische Lösungen hervorbringen. Bis dahin bleiben Fälle wie der von Nike und den RTFKT-Käufern wichtige Hinweise für Marktteilnehmer und Gesetzgeber, um die Chancen der digitalen Welt zu nutzen und gleichzeitig sichere und transparente Rahmenbedingungen zu schaffen. Insgesamt unterstreicht der Nike-Fall, dass der Traum von digitalen Investitionen in Sammlerstücke durchaus mit Risiken verbunden ist und dass etablierte Unternehmen häufig zwischen Pioniergeist und rechtlicher Verantwortung balancieren müssen. Kunden sollten sich stets bewusst sein, in welchem rechtlichen und wirtschaftlichen Umfeld sie investieren, um Enttäuschungen und Rechtsstreitigkeiten zu vermeiden.