Die Veröffentlichung der Nintendo Switch 2 war eines der am meisten erwarteten Ereignisse in der Gaming-Welt im Jahr 2025. Für viele Fans weltweit markierte der Erscheinungstermin am 5. Juni einen aufregenden Meilenstein. Doch hinter den Kulissen tobte ein komplexes geopolitisches Tauziehen, das die Veröffentlichung beinahe erheblich verzögerte oder verteuerte. Die US-Handelspolitik unter der Führung von Donald Trump hatte nämlich zu einem massiven Anstieg der Importzölle auf Elektronikprodukte aus bestimmten Ländern geführt, darunter Japan und Vietnam.
Nintendo, das Unternehmen hinter der beliebten Switch-Konsole, sah sich mit der Herausforderung konfrontiert, wie es diese Zölle umgehen könnte, ohne die Endkundenpreise drastisch zu erhöhen oder den Start zu verschieben. Die Geschichte, wie Nintendo diese Hürden meisterte, ist ein faszinierendes Beispiel für die Dynamik globaler Handelsbeziehungen und die Anpassungsfähigkeit multinationaler Unternehmen. Seit dem Launch der ersten Nintendo Switch im Jahr 2017 hat sich die Konsole zu einem globalen Erfolg entwickelt. Weltweit wurden über 150 Millionen Einheiten verkauft. Die neue Switch 2 versprach ein technisches Upgrade und vor allem für US-amerikanische Fans eine attraktive Innovation.
Die Ankündigung im Januar 2025 und der vollständige Reveal im April erzeugten große Vorfreude. Doch kurz nach der öffentlichen Vorstellung der Konsole am 2. April 2025 kündigte Präsident Trump neue Zölle auf Importe aus Ländern mit einem umfangreichen Handelsdefizit zu den USA an. Besonders betroffen waren Japan – der Hauptsitz von Nintendo befindet sich in Kyoto – sowie Vietnam, das den Löwenanteil der Switch-Produktion abwickelt. Die Zölle waren enorm: 24 Prozent für Importe aus Japan und sogar 46 Prozent für Waren aus Vietnam.
Diese Steigerungen drohten nicht nur die Produktionskosten für Nintendo in die Höhe zu treiben, sondern könnten auch dazu führen, dass Kunden mit drastischen Preiserhöhungen konfrontiert würden. Ein Preis von 450 US-Dollar zum Start der Switch 2 wirkte durch die drohenden Zölle plötzlich wie eine optimistische Hoffnung, die bald ins Wanken geraten könnte. Die erste Reaktion von Nintendo war vorsichtig. Ursprünglich sollte der Vorverkauf in den USA am 9. April beginnen, doch das Unternehmen verschob die Vorbestellungen, um die Situation in Bezug auf die Tarife und die Auswirkungen auf den Markt zu evaluieren.
Diese Verzögerung führte zu Unsicherheit bei den Fans und zu Spekulationen in der Medienlandschaft. Für Nintendo war es essenziell, etwaige negative Folgen der Zölle abzuwenden, denn der Gaming-Konzern wollte die harte Arbeit und die Marketingoffensive nicht durch politische Spielchen oder Handelsstreitigkeiten gefährden. Ein weiterer wichtiger Faktor in diesem komplexen Szenario war die Produktionsverlagerung Nintendos in den vergangenen Jahren. Seit 2019 hatte das Unternehmen begonnen, die Fertigung von Geräten von China nach Vietnam zu verlagern. Grund hierfür waren bereits zuvor bestehende US-Zölle auf Importe aus China unter der Trump-Regierung.
Die Strategie zielte darauf ab, kostengünstiger und zollfreundlicher zu produzieren. Zusätzlich wurden noch einige Teile in China gefertigt, jedoch hauptsächlich für Märkte außerhalb der USA bestimmt. Viele andere Technologie-Giganten, wie Apple, verfolgten ähnliche Produktionsstrategien und verschoben Fertigungskapazitäten beispielsweise nach Indien, um die Auswirkungen der damals verhängten Zölle abzumildern. Doch die angedrohten Zollerhöhungen auf Vietnam stellten dieses Modell auf eine harte Probe. Die Entscheidung, plötzlich eine massive Erhöhung von 46 Prozent auf vietnamesische Importe zu verhängen, war eine Überraschung für viele Unternehmen und Branchenexperten.
Die Unsicherheit wuchs und die Finanzmärkte reagierten mit Kursverlusten bei Technologie- und Konsumgüterunternehmen. Für Nintendo bedeutete dies, dass die Produktionskosten erheblich stiegen und die Preisgestaltung für den amerikanischen Markt dadurch stark unter Druck geriet. Die Rettung des geplanten Starts der Switch 2 kam in Form einer 90-tägigen Aussetzung der Zölle, die Trump ankündigte, um Zeit für Verhandlungen mit den betroffenen Ländern zu gewinnen. Diese kurzfristige Pause ermöglichte es Nintendo, eine bedeutende Menge der Konsolen bereits vor Inkrafttreten der höheren Zölle zu importieren. Schätzungen gehen davon aus, dass rund 746.
000 Geräte in dieser Übergangszeit den US-Markt erreichen konnten, wodurch die Kosten zwar angespannt, aber beherrschbar blieben. So blieb der Startpreis von 450 US-Dollar unter der Schmerzgrenze der Kundschaft, und der Veröffentlichungstermin konnte gehalten werden. Das Verhalten der US-Regierung in dieser Situation wird von Beobachtern internationaler Wirtschaftsbeziehungen skeptisch als „Trump always chickens out“ – also „Trump zieht sich immer zurück“ – bezeichnet. Tatsächlich zeigte sich, dass trotz harscher Ankündigungen eine gewisse Rücknahme oder zumindest ein vorübergehendes Innehalten in der Handelspolitik stattfand, was vielen Unternehmen zugutekam. Doch die Lage bleibt angespannt.
Experten warnen davor, dass bei einem Scheitern der Verhandlungen mit Vietnam oder Japan die hohen Zölle wieder zum Tragen kommen könnten. Dies könnte die Preise der Switch 2 in den USA im Verlauf des Jahres steigern, besonders während der umsatzstarken Feiertagssaison. Zubehörteile, die für die Dualform der Switch eine wichtige Rolle spielen, sind zwar bereits teurer geworden – Docks etwa kosten zehn US-Dollar mehr, Controller-Straps wurden um rund einen Dollar im Preis erhöht – doch eine umfassende Verteuerung der Grundkonsole wurde bislang vermieden. Die Konkurrenzszene beobachtet die Entwicklung aufmerksam. Sowohl Sony als auch Microsoft, die im Jahr 2027 eigene Konsolenneuheiten planen, stehen vor ähnlichen Unsicherheiten bezüglich Handelspolitik und Fertigungsstandorten.
Große Investitionen in Produktionsstätten lassen sich nur schwierig unter so volatilen Bedingungen tätigen. Außerdem verfolgt Nintendo eine langfristige Strategie, die Preise der physischen Konsolen eher moderat zu halten, da die wichtigsten Einnahmen zunehmend über Software-Verkäufe und Online-Abonnements erzielt werden. Diese digitalen Produkte sind nicht von Importzöllen betroffen und bieten dem Unternehmen hohe Margen. Die Spielkonsole fungiert deshalb mehr als Plattform und Gateway für ein profitables Ökosystem. Ein zu hoher Preis für Switch 2 könnte die Basis für die Softwareverkäufe schmälern – ein Szenario, das Nintendo um jeden Preis vermeiden will.