Die politische Landschaft Südkoreas erlebt einen bedeutenden Wendepunkt, denn Lee Jae-myung, der etablierte Oppositionsführer und Favorit in den aktuellen Umfragen, hat offiziell seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahl im Juni 2025 bekannt gegeben. Sein ambitioniertes Programm zielt darauf ab, tief verwurzelte gesellschaftliche Ungleichheiten zu mildern und das wirtschaftliche Wachstum des Landes durch gezielte Investitionen in Technologie und Talentförderung wiederzubeleben. Dieser Schritt erfolgt zu einem höchst kritischen Zeitpunkt für Südkorea, das mit innerpolitischen Herausforderungen und internationalen Beziehungen ringt, die die künftige Ausrichtung der Nation prägen werden. Lee Jae-myung, 61 Jahre alt, hat sich bereits bei der Präsidentschaftswahl 2022 als starker Kandidat erwiesen, wenngleich er nur knapp verlor – ein Ergebnis, das seine politische Popularität eher noch stärkte. Im vergangenen Jahr führte er seine liberale Demokratische Partei zu einem überwältigenden Sieg bei den Parlamentswahlen und festigte somit seine Position als einflussreicher und beliebter Politiker.
Die aktuelle Gallup-Umfrage vom 4. April zeigt ihn mit 34 Prozent Unterstützung klar an der Spitze vor den konservativen Herausforderern, was sein Potenzial unterstreicht, es diesmal in die Präsidentschaft zu schaffen. Die Entscheidung der Wähler fällt auf ein turbulentes politisches Klima. Die Amtsenthebung des vorherigen Präsidenten Yoon Suk Yeol im April 2025 wegen seiner martialischen Notstandserklärung im Dezember hat das Land in eine Phase der Unsicherheit gestürzt. Innerhalb dieses Kontextes sieht Lee Jae-myung das Kernproblem in der wachsenden wirtschaftlichen und sozialen Ungleichheit, die die gesellschaftlichen Brüche verstärkt habe.
Seine Vision ist es, mit einem umfassenden staatlich geführten Investitionsprogramm vor allem in Hightech-Sektoren und in die Entwicklung von Fachkräften eine neue Dynamik zu schaffen. Dieses Vorgehen soll nicht nur die Wirtschaftstätigkeit ankurbeln, sondern auch die Kluft zwischen verschiedenen sozialen Schichten verringern. Neben den innenpolitischen Herausforderungen steht Südkorea vor einem komplexen geopolitischen Umfeld. Die Beziehung zu den Vereinigten Staaten bleibt für die nationale Sicherheit entscheidend, während gleichzeitig die Zusammenarbeit mit Japan und anderen regionalen Partnern für Stabilität und wirtschaftlichen Fortschritt unerlässlich ist. Kritiker der konservativen Seite warnen, dass eine Regierung unter Lee die langfristige Allianz mit den USA gefährden könnte und den Umgang mit Japan erschwere.
Lee reagiert darauf mit einer pragmatischen Haltung zur Diplomatie. Er betont, dass die nationale Interessenvertretung oberste Priorität habe, ohne jedoch die strategische Bedeutung der Allianzen zu vernachlässigen. Diese balancierte Position soll dazu beitragen, Südkoreas regionale Rolle zu stärken und die international wichtigen Kooperationen aufrechtzuerhalten. Der Wahlkampf wird zudem von internen Parteikonflikten der konservativen Kräfte überschattet. Die People Power Party (PPP), die regierende konservative Partei, sucht noch ihren Präsidentschaftskandidaten, der durch eine parteiinterne Vorwahl im Mai ermittelt wird.
Mehrere potenzielle Bewerber haben sich bereits positioniert, darunter der frühere Justizminister Han Dong-hoon, der Bürgermeister von Seoul, Oh Se-hoon, und Ahn Cheol-soo, ein weiterer prominenter Politiker der PPP. Obwohl die konservative Seite noch keine klare Führungsfigur präsentieren kann, ist die Konkurrenz innerhalb der Partei intensiv, was sich auf den Gesamtwahlkampf auswirkt. Lee Jae-myung selbst steht vor rechtlichen Herausforderungen, die seine Kandidatur gefährden könnten. Er ist mit unterschiedlichen Anklagen konfrontiert, darunter Vorwürfe der Korruption und Beteiligung an einem milliardenschweren Immobilienprojekt. Zudem läuft eine Berufung der Staatsanwaltschaft gegen die Aufhebung eines Verurteilungsurteils wegen Wahlgesetzverstößen.
Diese juristischen Unsicherheiten sind ein ständiger Begleiter seines politischen Agierens und werfen Fragen über mögliche Auswirkungen auf den Wahlkampf auf. Dennoch scheint seine Unterstützung in der Bevölkerung dadurch weitgehend unberührt zu bleiben. Ein weiterer markanter Vorfall in Lees Leben war ein Messerangriff im Januar 2024, bei dem er verletzt und operiert werden musste. Diese traumatische Erfahrung hat ihm zusätzliche Sympathien eingebracht und seine Entschlossenheit, sich für das Land einzusetzen, weiter gestärkt. In seinem Wahlkampf setzt Lee auf eine klare Botschaft: Die Kluft in der Gesellschaft und die schwächelnde Wirtschaft müssen adressiert werden, um das Land zu stabilisieren und voranzubringen.
Dabei sieht er Technologie als zentralen Motor künftigen Wachstums, verbunden mit einer gezielten Förderung junger Talente und innovativer Unternehmen. Diese Wirtschaftsstrategie ist darauf ausgelegt, Südkorea global wettbewerbsfähiger zu machen und neue Arbeitsplätze zu schaffen. Gleichzeitig will Lee eine soziale Politik verfolgen, die den sozialen Zusammenhalt stärkt. Er spricht sich gegen die wachsende wirtschaftliche Polarisierung aus und setzt sich für eine gerechtere Verteilung der Ressourcen ein. Dies soll auch dazu beitragen, das Vertrauen in politische Institutionen zu verbessern und gesellschaftliche Spannungen zu reduzieren.
Angesichts der jüngsten politischen Turbulenzen erscheint ein solcher Ansatz für viele Wähler besonders relevant. Die kommenden Monate bis zur Wahl im Juni werden entscheiden, ob Lee Jae-myung seine Führungsansprüche erfolgreich durchsetzen kann. Die Herausforderungen sind dabei erheblich. Neben dem internen politischen Wettbewerb und den rechtlichen Risiken kommen auch globale Faktoren hinzu, wie die wirtschaftlichen Auswirkungen von Handelsstreitigkeiten mit den USA sowie die fortlaufenden sicherheitspolitischen Spannungen in der Region. Lee will diese Aufgaben mit pragmatischem und zielorientiertem Handeln angehen.
Lee Jae-myung verkörpert für viele Südkoreaner die Hoffnung auf eine neue politische Ära, die soziale Gerechtigkeit und ökonomische Erneuerung miteinander verbindet. Seine Kandidatur wird als Chance gesehen, alte politische Muster zu durchbrechen und eine verstärkte Fokussierung auf langfristige nationale Interessen zu erreichen. Der Wahlausgang könnte nicht nur die politische Ausrichtung Südkoreas fundamental verändern, sondern auch dessen Platz in der globalen Gemeinschaft neu definieren. Abschließend lässt sich sagen, dass Lee Jae-myungs Eintritt in den Präsidentschaftswahlkampf ein Signal für eine Zeitenwende in Südkorea ist. Mit klaren politischen Zielen, einer breiten Unterstützerbasis und einem pragmatischen außenpolitischen Kurs könnte er die Weichen für die nächsten Jahre stellen.
Die kommenden Wochen werden im Zentrum nationaler Aufmerksamkeit stehen, während Südkorea seine Zukunft gestaltet und die Bürger ihre Stimme abgeben.