Der Einzelhandelsriese Kohl’s steht vor erheblichen Veränderungen bei seiner Logistik- und Lieferkettenstrategie. Das Unternehmen gab kürzlich bekannt, dass das Fulfillment-Zentrum in Monroe, Ohio, zum 31. Oktober 2025 dauerhaft geschlossen wird. Diese Entscheidung führt zur Entlassung von 768 Mitarbeitern, deren letzter Arbeitstag überwiegend auf den 12. September 2025 fällt.
Die Schließung ist ein Teil größerer Umstrukturierungsmaßnahmen, die Kohl’s durchgeführt hat und weiterhin durchführen wird, um die Effizienz zu steigern und den wirtschaftlichen Anforderungen gerecht zu werden. Das Fulfillment-Zentrum in Ohio war seit 2001 in Betrieb und gehörte zu einem Netzwerk von 14 ähnlichen Einrichtungen, die für die Abwicklung von E-Commerce-Bestellungen des Unternehmens zuständig sind. Die Schließung des Zentrums verdeutlicht die Verschiebung der Logistikstrategie von Kohl’s, die sich zunehmend auf modernere und effizientere Standorte fokussiert. Dabei wird die Kundenbelieferung verstärkt aus den Filialen selbst ausgeweitet, was zu einer Reduzierung der zentralisierten Lagerkapazitäten führt. Gleichzeitig plant Kohl’s, das Fulfillment-Zentrum im Bundesstaat Indiana zu erweitern und die dafür notwendigen Investitionen in Höhe von mehreren Hundert Millionen Dollar zu tätigen.
Diese Mittel sollen helfen, die E-Commerce-Fähigkeiten zu stärken und langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Schließung fällt in eine Zeit, in der Kohl’s mit verschiedenen Herausforderungen im Einzelhandel konfrontiert ist. Neben intensiver Konkurrenz und sich wandelnden Kundenbedürfnissen trifft das Unternehmen auch die Belastung durch erhöhte Importzölle, die insbesondere Discount-Einzelhändler stark treffen. Um darauf zu reagieren, hat Kohl’s seine Strategie hinsichtlich Warenbeschaffung und Lagerbeständen angepasst. Der Fokus liegt nun stärker auf gefragten Produkten, einer Diversifikation der Lieferanten und einer engen Zusammenarbeit mit diesen, um Risiken zu minimieren und die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.
Die Krise und Umstrukturierung bei Kohl’s sind jedoch nicht nur auf operative Maßnahmen beschränkt. Führungswechsel und interne Umwälzungen prägten die letzten Monate. Im Mai 2025 übernahm Michael J. Bender die Rolle des Interims-CEOs, nachdem sein Vorgänger Ashley Buchanan das Unternehmen aufgrund von Interessenkonflikten verlassen hatte. Zuvor hatte sie erst vor kurzer Zeit die Spitze des Unternehmens übernommen.
Die Geschäftsleitung reagierte außerdem mit einem Abbau von etwa zehn Prozent der Belegschaft auf Unternehmensebene, um Kosteneinsparungen zu realisieren und die Effizienz zu steigern. Trotz der Schließungen und Personalabbauten zeigt Kohl’s weiterhin Bereitschaft, in moderne Logistik und Infrastruktur zu investieren. Das Unternehmen will seine E-Commerce-Aktivitäten ausbauen und die Omnichannel-Strategie, also die Verbindung von Online- und stationärem Handel, vorantreiben. Die Investitionen in Indiana sowie andere Infrastrukturprojekte sollen helfen, die Lieferzeiten zu verkürzen und die Kundenzufriedenheit zu erhöhen. Für die betroffenen Mitarbeiter im Ohio-Fulfillment-Zentrum bedeuten die Entlassungen eine einschneidende Veränderung.
Das Unternehmen ist jedoch verpflichtet, die umfangreichen Arbeitnehmerrechte einzuhalten und hat die Schließung fristgerecht über das Worker Adjustment and Retraining Notification Act angekündigt, um den Beschäftigten Zeit zu geben, sich auf die Situation einzustellen und sich gegebenenfalls neu zu orientieren. Die Sozialpläne, interne Unterstützungsprogramme und mögliche Umschulungsmaßnahmen sind entscheidend, um die Folgen für die gekündigten Mitarbeiter abzufedern. Die Auswirkungen der Schließung erreichen jedoch weit über die entlassenen Mitarbeiter hinaus. Die lokale Wirtschaft in Monroe, Ohio, verliert durch den Wegfall des Fulfillment-Zentrums einen wichtigen Arbeitgeber. Gewerbliche Zulieferer und Dienstleister, die mit der Einrichtung zusammenarbeiten, sind ebenfalls von der Entwicklung betroffen und müssen alternative Einnahmequellen finden.
Auf gesamtwirtschaftlicher Ebene spiegelt die Umstrukturierung bei Kohl’s den Wandel im Einzelhandel wider, der durch Digitalisierung, verändertes Kundenverhalten und Effizienzdruck vorangetrieben wird. Viele Unternehmen passen ihre Lieferketten an, automatisieren Prozesse und verlagern Kapazitäten, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Dabei kommen vor allem technologische Innovationen wie Automatisierung, Künstliche Intelligenz und fortschrittliche Logistiksoftware zum Einsatz. Für Kohl’s wird es in den kommenden Jahren entscheidend sein, diese digitalen Chancen zu nutzen und gleichzeitig flexibel auf die Marktbedingungen zu reagieren. Die Erweiterung des Fulfillment-Zentrums in Indiana ist ein Beispiel dafür, wie das Unternehmen auf Effizienz setzt und auf einen strategisch günstigeren Standort mit moderner Infrastruktur setzt.
Insgesamt steht Kohl’s vor der Herausforderung, seine Position in einem hart umkämpften Einzelhandelsmarkt zu behaupten, in dem neben traditionellen Konkurrenten auch Online-Riesen wie Amazon den Wettbewerb verschärfen. Die Schließung des Ohio-Zentrums und die damit verbundenen Einsparungen sind Teil eines umfassenderen Plans, der auf Kostenkontrolle und nachhaltiges Wachstum abzielt. Trotz des Wegfalls von Kapazitäten zeigt die strategische Neuausrichtung, dass Kohl’s nicht aufgibt, sondern versucht, sich für die Zukunft zu rüsten. Die Fokussierung auf eine effizientere Lieferkette, bessere Investitionen in E-Commerce sowie Anpassungen an regulatorische und wirtschaftliche Herausforderungen wie Zölle sind wesentliche Bestandteile der Unternehmensstrategie. Für Kunden bedeutet dies, dass Kohl’s bestrebt ist, weiterhin ein attraktives Einkaufserlebnis zu bieten, indem Lieferzeiten kurz gehalten und Produktverfügbarkeiten verbessert werden.
Die Verbindung von stationärem Handel und Online-Bestellungen besitzt dabei eine Schlüsselrolle. Für Arbeitnehmer und die betroffene Region bleibt die Entwicklung jedoch eine Belastung, die gesellschaftliche und wirtschaftliche Fragen aufwirft. Die Schließung zeigt, wie tiefgreifend Strukturwandel in der Wirtschaft sein kann und wie wichtig es ist, soziale Verantwortung in Unternehmensentscheidungen einzubeziehen. Insgesamt spiegelt die Schließung des Fulfillment-Zentrums in Ohio bei Kohl’s viele aktuelle Herausforderungen des Einzelhandels wider. Der wachsende Druck zur Digitalisierung, die Notwendigkeit von Effizienzsteigerungen und die veränderten Konsumgewohnheiten stellen Unternehmen vor komplexe Entscheidungen.
Während einige Standorte geschlossen werden, investiert Kohl’s gleichzeitig in zukunftsweisende Infrastruktur. Dieser Balanceakt wird darüber entscheiden, wie das Unternehmen in den kommenden Jahren bestehen kann und welche Rolle es im sich wandelnden Marktumfeld einnimmt.