Cookies sind aus dem modernen Weballtag nicht mehr wegzudenken. Sie erleichtern den Nutzern das Surfen, speichern Präferenzen und ermöglichen personalisierte Inhalte. Doch genau diese kleinen Datenpakete entwickeln sich zunehmend zu einem gefährlichen Einfallstor für Cyberkriminelle. Experten warnen vor Milliarden gestohlener Cookies, die aktuell auf dem Schwarzmarkt – insbesondere auf Dark-Web- und Telegram-Marktplätzen – kursieren und weiterhin aktiv ausgenutzt werden. Die digitale Sicherheit ist zunehmend bedroht, denn was eigentlich Komfort bieten soll, verwandelt sich in eine Waffe für Hacker, die damit direkt auf Konten ohne zusätzliche Authentifizierung zugreifen können.
NordVPN, ein führender VPN-Dienstleister, hat bei einer Analyse festgestellt, dass über 93,7 Milliarden gestohlene Cookies online erhältlich sind. Davon sind schätzungsweise sieben bis neun Prozent aktiv und somit ausnutzbar. Diese Datenmenge verdeutlicht das immense Ausmaß der Bedrohung. Cookies speichern nicht nur Identifikationsdaten, sondern bergen oft auch sensible Informationen wie Namen, E-Mail-Adressen oder in seltenen Fällen sogar Zugangsdaten. Besonders alarmierend sind die sogenannten Sitzungscookies, da sie Angreifern die Möglichkeit bieten, sich ohne erneute Eingabe von Passwörtern in Accounts einzuloggen, womit auch häufig eingesetzte Sicherheitssysteme wie die Mehr-Faktor-Authentifizierung umgangen werden können.
Cyberkriminelle greifen häufig auf sogenannte Infostealer-Malware zurück, die speziell auf das Ausspähen dieser Cookies ausgelegt ist. Einer der bekanntesten Vertreter ist Redline, der für rund 44 Prozent aller entdeckten gestohlenen Cookies verantwortlich gemacht wird. Auch weitere Malware wie Vidar, LummaC2 und Meta gehören zu den Hauptakteuren in diesem Bereich. Das Problem: Der Zugang zu diesen Schadprogrammen ist günstig und einfach, wodurch sich die Bedrohung weiter ausbreitet. Bereits mit einem relativ geringen Investitionsaufwand können Kriminelle diese Tools erwerben und auf große Beutezug gehen.
Die Folgen solcher Angriffe sind gravierend. Mit gestohlenen Sitzungscookies können Hacker in E-Mail-Konten, Finanz-Apps oder Unternehmenssysteme eindringen. Besonders für Firmen ist das hochriskant, da viele Geschäftsumgebungen Single Sign-On (SSO) auf Cookie-Basis nutzen. Cyberkriminelle können sich so lateral innerhalb eines Netzwerks bewegen, sensible Unternehmensdaten stehlen oder höhere Zugriffsrechte erschleichen. Eine erfolgreiche Ransomware-Attacke kann damit viel leichter umgesetzt werden.
Trotz der Drohkulisse gibt es Wege, sich effektiv zu schützen. Der wichtigste Schritt ist ein bewusster und verantwortungsvoller Umgang mit Cookies. Viele Nutzer klicken einfach auf „Alle akzeptieren“, um nervige Cookie-Banner schnell loszuwerden, ohne sich der Risiken bewusst zu sein. Dabei sind nicht alle Cookies notwendig für die Funktion einer Webseite - vor allem Drittanbietercookies, die das Nutzerverhalten tracken, sollten kritisch hinterfragt und wenn möglich abgelehnt werden. Dieser einfache Schritt verringert potenzielle Angriffsflächen.
Darüber hinaus ist es essenziell, den eigenen Rechner und Browser regelmäßig zu aktualisieren. Sicherheitslücken, die Malware wie Infostealer ausnutzen, werden häufig durch Updates geschlossen. Auch das regelmäßige Löschen von Browser-Daten – einschließlich Cookies und Browserverlauf – kann die Zeitspanne verkürzen, in der ein Hacker unberechtigt Zugriff auf Accounts erhält. Viele Nutzer unterschätzen, dass aktive Sitzungen oft auch nach dem Schließen des Browsers bestehen bleiben. Die manuelle Bereinigung hilft, das Risiko eines unautorisierten Zugriffs zu minimieren.
Unternehmen sollten sich zusätzlich mit modernen Authentifizierungsmethoden auseinandersetzen. Die alleinige Sicherung über Cookies reicht längst nicht mehr aus. Multi-Faktor-Authentifizierung, stärker isolierte Zugriffsrechte und kontinuierliche Überwachung von Session-Aktivitäten können Angriffe frühzeitig erkennen und verhindern. Sicherheitsbewusstsein und Schulungen für Mitarbeiter sind ebenfalls unerlässlich, denn viele Infektionen starten durch Phishing-Mails oder das Herunterladen infizierter Dateien. Aufseiten der Strafverfolgung und Tech-Branche laufen derzeit verstärkte Bemühungen, um Handelsplätze für gestohlene Session-Cookies auszuschalten.
Aktionen unter der Leitung des FBI und anderer Behörden richten sich gezielt gegen die Betreiber solcher Marktplätze. Zudem arbeiten große Technologieunternehmen an umfassenden Änderungen ihrer Authentifizierungssysteme, um Manipulationen durch gestohlene Cookies deutlicher zu erschweren. Die aktuelle Situation zeigt, wie wichtig es ist, Cookie-Sicherheit nicht zu unterschätzen. Die vermeintlich kleinen Datenpakete sind digitale Schlüssel, die Kriminelle nutzen können, um Türen zu öffnen, die eigentlich verschlossen sein sollten. Jeder Internetnutzer trägt eine Verantwortung, indem er bewusst mit seinen Online-Daten umgeht und Sicherheitsmaßnahmen ergreift.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Milliarden von gestohlenen Cookies ein ernstzunehmendes Sicherheitsrisiko für Nutzer und Unternehmen weltweit darstellen. Die Gefahr wird durch die Erschwinglichkeit und Verbreitung von Infostealer-Malware weiter verschärft. Allerdings gibt es wirksame Schutzmaßnahmen: vom bewussten Umgang mit Cookie-Einstellungen, über regelmäßige Updates und Datenbereinigungen bis hin zur Einführung robusterer Authentifizierungsverfahren. Nur durch ein ganzheitliches Sicherheitsbewusstsein lässt sich das Risiko von Cookie-Diebstahl und den daraus resultierenden Angriffen dauerhaft minimieren. Im Zeitalter der Digitalisierung rückt die Sicherung der eigenen Online-Identität mehr denn je in den Fokus.
Nutzer sollten daher nicht nur auf den Komfort des Internets vertrauen, sondern auch die Hintertüren kennen, die Cyberkriminelle ausnutzen. Indem sie vorsichtig mit der Annahme von Cookies umgehen und technische Schutzmaßnahmen konsequent einsetzen, können sie ihre digitale Privatsphäre und Sicherheit entscheidend verbessern. Eine aufgeklärte Nutzung des Internets ist der beste Schutz gegen die immer raffinierteren Bedrohungen der Cyberkriminalität.