Die Entscheidung, sich einer aufsehenerregenden Organisation wie DOGE anzuschließen, ist für viele mit großen Erwartungen und Hoffnungen verbunden. Als Sahil Lavingia im März 2025 bei DOGE anfing, einem Projekt initiiert von Elon Musk, war er voller Erwartungen an Transparenz, Innovation und den Wunsch, etwas Wesentliches innerhalb einer stark regulierten Regierungsbehörde – dem Department of Veterans Affairs – zu verändern. Doch der Alltag und die Realität hinter den Kulissen sollten eine wesentlich komplexere und vielschichtigere Geschichte erzählen. DOGE, benannt nach dem bekannten Meme und zugleich Akronym für ein Kosten- und Effizienzsteigerungsprogramm unter der Führung von Elon Musk, war kein gewöhnliches Regierungsprojekt. Es sollte durch eine rigorose Sparpolitik, Digitalisierung und Restrukturierung die Industriestandards im öffentlichen Dienst neu definieren.
Gleichzeitig war es eine Antwort auf das zunehmende Bedürfnis nach mehr Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit, dem Wunsch, überbordende bürokratische Strukturen zu verschlanken und einen effizienteren Umgang mit Steuergeldern zu fördern. Sahil Lavingia trat dieser Initiative bei, angezogen von dem Versprechen, Teil eines modernen Umbruchs zu werden, der Innovation und Fortschritt mit dem Dienst an der Gesellschaft verbindet. Doch was ihn erwartete, war weder ein einfacher technokratischer Neustart, noch ein fröhliches Aufbrechen alter Strukturen. Es war vielmehr eine Bühne politischer Spannungen, personeller Umbrüche und die Herausforderung, unter größter interner Geheimhaltung zu arbeiten. Ein Thema, das in den ersten Wochen unübersehbar war, betraf den starken Einfluss politischer Akteure auf die Organisation.
Berichte über den Austausch von Mitarbeitern, unter anderem Trump-nahe Persönlichkeiten, sorgten für eine angespannte Arbeitsatmosphäre. Diese Umstrukturierungen gingen parallel zu massiven Entlassungen von Regierungsangestellten, was im öffentlichen Dienst beispiellose Wellen schlug. Viele sahen DOGE als Werkzeug, um weitreichende politische Ziele durchzusetzen, anstatt nur die technische oder organisatorische Effizienz zu steigern. Trotz dieser Herausforderungen zeigte sich im Arbeitsalltag auch die Ambivalenz zwischen öffentlichem Interesse und privatwirtschaftlicher Effizienz. Die Erwartungen an völlige Transparenz wurden mit der Praxis einer strikten Geheimhaltung konfrontiert.
DOGE-Praktiken waren oft nicht offen kommuniziert, was bei Außenstehenden zwiespältige Reaktionen hervorrief. Auf der einen Seite gab es die Hoffnung auf ein schlankeres, digitalisiertes Regierungswesen, auf der anderen das Misstrauen gegenüber einer Initiative, die etliche Entscheidungsprozesse im Verborgenen hielt. Ein weiterer wichtiger Aspekt war die Rolle von Technologie und modernen Managementmethoden in der Transformation des öffentlichen Sektors. DOGE versuchte, die oft als behäbig empfundenen Verwaltungsstrukturen durch agil arbeitende Software-Teams und private Technologieanbieter neu aufzustellen. Doch diese Veränderungen trafen auf Widerstände, die aus langjähriger Gewohnheit, Sicherheitsbedenken und Nachwehen politischer Machtkämpfe resultierten.
Sahil Lavingia berichtet, wie das Team zwischen dem Drang zur Innovation und der Bewahrung von traditionellen Verwaltungsprinzipien balancierte. Durch die Arbeit bei DOGE lernte Sahil, wie wichtig es ist, bei solchen Großprojekten einen Mittelweg zu finden zwischen Offenheit und Vertraulichkeit, zwischen Reformdynamik und Stabilität. Nicht alle Projektziele konnten erreicht werden, viele Lösungsansätze mussten nachjustiert werden. Die Lehre daraus war: Echte Veränderungen im öffentlichen Dienst verlangen Zeit, klare Kommunikation und die Einbindung verschiedenster Interessengruppen – nicht nur Kosteneinsparungen um jeden Preis. Die persönlichen Erfahrungen und Perspektiven aus erster Hand geben zudem Aufschluss darüber, wie sich moderne Regierungsarbeit in der Ära von Digitalisierung und Populismus verändert.
Die Rolle von Medienberichterstattung, parteipolitischen Einflüssen und gesellschaftlichen Erwartungen prägt maßgeblich, wie solche Initiativen wahrgenommen und bewertet werden. Sahils berichtete Einblicke verdeutlichen die Spannungen zwischen technokratischem Fortschrittsglauben und den gelebten Realitäten auf den Fluren öffentlicher Behörden. Nachdem Sahil das Department of Veterans Affairs verlassen hat, bleibt er dennoch überzeugt von der Notwendigkeit, den öffentlichen Dienst zu reformieren und anzupassen. DOGE steht als Beispiel für die komplexen Herausforderungen, denen sich moderne Regierungen gegenübersehen, wenn sie versuchen, effizienter und bürgernäher zu werden. Für ihn war diese Zeit eine Lektion in Sachen Geduld, Widerstände und der Balance von Innovation und Bewahrung bewährter Werte.