Die Börsenwelt ist geprägt von Schwankungen, und Phasen hoher Volatilität gehören zu den herausforderndsten Zeiten für Anleger. Volatilität beschreibt die Stärke und Häufigkeit von Preisschwankungen bei Aktien oder Indizes innerhalb eines bestimmten Zeitraums. Besonders der VIX-Index, auch bekannt als die „Angstkennzahl“ der Wall Street, gibt Auskunft über die erwartete Volatilität des S&P 500. Ein Anstieg dieses Index auf über 40 Punkte signalisiert außergewöhnlich hohe Unsicherheit und Nervosität auf den Märkten. Doch was passiert tatsächlich mit Aktien nach solchen turbulenten Abschnitten? Die Antwort fällt überraschend positiv aus – trotz der oft schmerzlichen kurzfristigen Verluste in solchen Zeiten eröffnen sich langfristig Chancen für starke Kursgewinne.
Eine tiefgehende Analyse der vergangenen Jahrzehnte zeigt, dass Phasen extremer Volatilität oft der Startschuss für kräftige Erholungsbewegungen sind. So konnte der S&P 500 nach solchen Perioden durchschnittlich um rund 30 Prozent innerhalb eines Jahres zulegen. Dabei lag die Wahrscheinlichkeit, dass die Kursentwicklung der Aktienmärkte zwölf Monate nach einem Volatilitätsschub positiv verläuft, über 90 Prozent. Dies geht aus einer umfassenden Auswertung hervor, die Daten von 1990 bis April 2025 umfasst und von angesehenen Finanzinstituten wie dem Wells Fargo Investment Institute durchgeführt wurde. Solche Erkenntnisse machen deutlich, dass die Angst in volatilen Phasen zu übermäßigen Verkäufen und Panikreaktionen führen kann, die jedoch oft unbegründet sind.
Historisch betrachtet stellen sie vielmehr attraktive Gelegenheiten für langfristig orientierte Anleger dar, in den Markt einzusteigen oder bestehende Positionen auszubauen. Ein Grund dafür ist, dass starke Kursschwankungen meist mit größeren Kursrückgängen einhergehen. Diese sogenannten Drawdowns führen viele Marktteilnehmer dazu, aus Angst vor weiteren Verlusten auszusteigen. Sobald sich die Lage stabilisiert und die emotionale Unsicherheit zurückgeht, kaufen Investoren die tiefer bewerteten Aktien und treiben den Markt wieder nach oben. Dieses Muster ist als „V-förmige Erholung“ bekannt und beschreibt eine schnelle Erholung nach einem steilen Kurssturz.
Ein Beispiel für einen solchen kurzfristigen Volatilitätsschub lieferte Anfang April 2025 die Ankündigung von hohen, länderspezifischen Zöllen durch Präsident Donald Trump. Innerhalb weniger Tage fiel der S&P 500 um fast 11 Prozent, während der VIX auf rund 53 Punkte stieg – eine der höchsten VIX-Werte seit Jahrzehnten. Für viele Beobachter galten diese dramatischen Ereignisse als klarer Hinweis auf eine besonders unsichere Marktsituation. Dennoch kam es bereits kurze Zeit darauf zu einer deutlichen Beruhigung und einer Erholungsphase, die den typischen Mustern vergangener Volatilitätsspitzen entsprach. Wichtig ist dabei, dass trotz der positiven historischen Trends aktuelle Veränderungen im Umfeld nicht unwichtig sind.
Faktoren wie neue Handels- oder Wirtschaftspolitiken, geopolitische Spannungen oder andere unvorhergesehene Ereignisse können den Markt beeinflussen und bringen immer gewisse Risiken mit sich. Dennoch raten Experten dazu, langfristig orientiert zu bleiben und Volatilität als Gelegenheit zu sehen, nicht als Bedrohung. Volatilität kann so als „Chancenverstärker“ fungieren, indem sie die Bewertungen von Aktien vorübergehend drückt und damit beim Einstieg günstigere Preise ermöglicht. Ein weiterer bedeutender Aspekt besteht darin, dass Phasen hoher Unsicherheit oftmals von einem erhöhten Informationsfluss begleitet werden. Anleger haben dann die Möglichkeit, die Marktbedingungen und fundamentalen Daten zu analysieren und ihre Strategien anzupassen.
Intelligente Anleger nutzen diese Phasen, um überhastete Entscheidungen zu vermeiden und stattdessen wohlüberlegte Entscheidungen auf Basis der Marktbewegungen zu treffen. Trotz aller positiven Aspekte sollte die Volatilität jedoch nie unterschätzt werden. Sie kann kurzfristig zu starken Verlusten führen und das Anlegerverhalten entscheidend beeinflussen. Disziplin, Geduld und ein klarer, langfristiger Anlageplan sind deshalb unverzichtbar, um diese Herausforderungen zu meistern und die Chancen am Markt zu nutzen. Viele Finanzexperten empfehlen zudem eine breite Diversifikation und regelmäßige Überprüfung des Portfolios, um das Risiko besser zu steuern und nicht nur von bestimmten Branchen oder Einzeltiteln abhängig zu sein.