Die Elektromobilität hat in den letzten Jahren stark an Fahrt aufgenommen und gilt als eine der Schlüsselindustrien für eine nachhaltige Zukunft. Investoren suchen deshalb vermehrt nach Möglichkeiten, vom Wachstum der Elektrofahrzeugbranche zu profitieren. Zwei Unternehmen stechen dabei als interessante Aktienoptionen hervor: QuantumScape und ChargePoint. Beide verfolgen unterschiedliche Geschäftsmodelle innerhalb des EV-Sektors und repräsentieren verschiedene Zukunftstrends – von innovativen Batterietechnologien bis hin zu Ladeinfrastruktur. Doch welches Unternehmen bietet die besseren Chancen und ist für Investoren langfristig attraktiver? Um das zu beurteilen, lohnt sich ein genauer Blick auf die Hintergründe, aktuellen Entwicklungen und Perspektiven beider Firmen.
QuantumScape ist ein Pionier im Bereich der Solid-State-Batterietechnologie. Diese Technologie verspricht gegenüber herkömmlichen Lithium-Ionen-Batterien zahlreiche Vorteile: Sie soll eine höhere Energiedichte bieten, schneller ladbar sein und gleichzeitig sicherer durch bessere thermische Stabilität. Seit über 15 Jahren arbeitet QuantumScape an der Entwicklung dieser Feststoffbatterien und hat in Zusammenarbeit mit dem Automobilgiganten Volkswagen bereits erste Prototypen und Tests durchgeführt. Die QSE-5-Batterie, die in den kommenden Jahren auf den Markt kommen soll, soll eine Energiedichte von über 800 Wattstunden pro Liter erreichen, was deutlich über dem aktuellen Durchschnitt von 300 bis 700 Wh/L bei traditionellen Batterien liegt. Diese technologische Innovation könnte die Elektromobilität revolutionieren, indem sie Reichweitenprobleme und lange Ladezeiten deutlich reduziert.
Allerdings befindet sich QuantumScape trotz jahrelanger Entwicklungsarbeit noch in der Vor-Markteinführungsphase. Bislang wurden lediglich Muster- und Testbatterien ausgeliefert, eine Serienproduktion und eine kommerzielle Markteinführung sind erst für 2026 geplant. Das Unternehmen steht daher vor der Herausforderung, industrielle Produktionskapazitäten aufzubauen und die Technologie zu skalieren, was sowohl kostspielig als auch technisch anspruchsvoll ist. Viele Experten sehen in QuantumScapes Entwicklung zwar große Chancen, verweisen aber auch auf die Risiken. Etablierte Autohersteller wie Toyota und Nio investieren ebenfalls massiv in eigene Feststoffbatterielösungen, während weitere Start-ups wie Blue Solutions und Solid Power den Wettbewerb zusätzlich anheizen.
Somit herrscht ein intensiver Wettlauf, bei dem derjenige gewinnt, der als erster eine technisch ausgereifte, kostengünstige und zuverlässige Lösung auf den Markt bringt. Auf der anderen Seite bietet ChargePoint ein anderes Wertversprechen. Das Unternehmen ist der größte Betreiber von Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge in Nordamerika und Europa. Während die Batterietechnologie notwendige Fortschritte für den Antrieb von E-Fahrzeugen liefert, zeichnet sich ChargePoint für die Umsetzung eines funktionierenden Ökosystems verantwortlich – der Zugang zu zuverlässiger, flächendeckender Ladeinfrastruktur zählt zu den größten Herausforderungen der Branche. ChargePoint konzentriert sich auf den Aufbau und Betrieb von Ladestationen sowohl für den privaten als auch den kommerziellen Bereich.
Das Unternehmen bietet innovative Ladelösungen an, die flexibles und schnelles Aufladen ermöglichen. Mit der fortschreitenden Verbreitung von Elektroautos steigt die Nachfrage nach diesen Stationen stetig an. Daher profitiert ChargePoint von einem klaren Umsatzplus und erzielt bereits realen Cashflow, was für viele Investoren ein positives Signal darstellt. Ein weiterer Pluspunkt von ChargePoint ist die etablierte Marktposition. Die Infrastrukturbranche benötigt enorme Investitionen und langfristige Planung, wodurch Wechselkosten für Kunden hoch sind und etablierte Anbieter profitieren.
Dadurch kann ChargePoint Wachstumsvorteile nutzen und ist gut positioniert, um von der weiteren Expansion des EV-Markts zu profitieren. Ein kritischer Blick auf die finanzielle Situation zeigt allerdings, dass ChargePoint trotz Umsatzwachstum bislang nicht konstant profitabel arbeitet. Hohe Ausgaben für Forschung, Entwicklung und den Ausbau des Ladenetzes sorgen für Verluste – ein Umstand, der langfristig durch Skaleneffekte und steigende Nutzung ausgeglichen werden muss. Die Kursentwicklung beider Unternehmen spiegelt die Volatilität und Unsicherheit an den Finanzmärkten wider. Sowohl QuantumScape als auch ChargePoint erreichten im Dezember 2020 während der sogenannten Meme-Stock-Bewegung Rekordhochs, liegen seitdem allerdings mehr als 95 % unter ihren Spitzenwerten.
Die Gründe hierfür sind vielfältig: hohe Erwartungen, der langsame Fortschritt bei der Kommerzialisierung, mitunter negative Marktstimmung und Konkurrenzdruck. Analysten urteilen unterschiedlich über die Zukunftschancen. Für QuantumScape ist die fehlende Umsatzgenerierung ein zentrales Risiko. Erste Umsätze werden erst 2026 erwartet und dann langsam ansteigen. Aufgrund der erwarteten, aber noch unsicheren technologischen Durchbrüche ist die Bewertung mit einer Marktkapitalisierung von etwa 1,63 Milliarden US-Dollar im Verhältnis zum prognostizierten Umsatz der Folgejahre ehrgeizig.
Sollten die Feststoffbatterien jedoch tatsächlich den Markt revolutionieren, besteht erhebliches Aufwärtspotenzial. ChargePoint dagegen zeigt ein stabiles Umsatzwachstum und baut seine Marktführerschaft weiter aus. Die Aktie profitiert von der steigenden Akzeptanz von Elektromobilität und der damit steigenden Nachfrage nach Ladeinfrastruktur. Trotzdem müssen Investoren die mangelnde Profitabilität im Blick behalten und darauf vertrauen, dass die Effizienzgewinne langfristig die Verluste übersteigen werden. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass QuantumScape und ChargePoint zwei unterschiedliche Wege darstellen, im Bereich der Elektromobilität zu investieren.
QuantumScape setzt auf bahnbrechende Innovationen in der Batterietechnologie mit hohem Risiko, aber auch hohem möglichen Gewinn. ChargePoint fokussiert sich auf die praktische Umsetzung und den Ausbau der Ladeinfrastruktur, einem Schlüssel für den Erfolg der Elektromobilität, mit bereits realen Umsätzen und einem etablierten Geschäftsmodell. Für Anleger, die ein Risiko eingehen und auf eine große technologische Revolution setzen wollen, könnte QuantumScape eine interessante Option sein. Wer hingegen auf ein gereifteres Geschäftsmodell mit klar greifbaren Umsätzen und dem Wachstum des Marktbedarfs nach Ladeinfrastruktur setzen möchte, findet in ChargePoint eine solide Wahl. Letztendlich hängt die Entscheidung vom individuellen Investmentprofil und der Risikobereitschaft ab.
Ein ausgewogenes Portfolio könnte beide Unternehmen enthalten, um von den unterschiedlichen Chancen des zukunftsträchtigen EV-Sektors zu profitieren. Die Elektromobilität bleibt einer der dynamischsten Märkte mit viel Innovationspotenzial und enormem Wachstumspotenzial für die kommenden Jahre.