Im digitalen Zeitalter sind Online-Bewertungen zu einem unverzichtbaren Instrument für Reisende geworden, die Unterkünfte, Restaurants oder Sehenswürdigkeiten beurteilen. Tripadvisor gehört zu den weltweit führenden Plattformen, die Millionen von Rezensionen sammeln. Doch trotz der Bemühungen, echte Erfahrungen abzubilden, zeigte sich 2024 ein alarmierender Trend: Rund 8% aller eingereichten Bewertungen auf Tripadvisor waren gefälscht. Mit über 31 Millionen Bewertungen, die im gleichen Jahr eingingen, entspricht das etwa 2,7 Millionen gefälschten Rezensionen. Dieses Ergebnis wirft Fragen darüber auf, wie zuverlässig solche Plattformen sind und wie Nutzer damit umgehen sollten.
Die Herausforderung, gefälschte Bewertungen zu erkennen und auszuschalten, ist für Tripadvisor eine dauerhafte Aufgabe. Während die Anzahl der erkannten Fake-Rezensionen 2024 mehr als doppelt so hoch war wie noch 2022, bedeutet das nicht zwingend, dass sich die Anzahl der Fälschungen verdoppelt hat. Vielmehr liegt eine Verbesserung der Erkennungssysteme und eine schärfere Unternehmenspolitik zugrunde. Tripadvisor hat in den letzten Jahren seine Richtlinien deutlich verschärft, um gegen sogenannte „anreizbasierte Bewertungen“ vorzugehen. Hierbei bieten Unternehmen beispielsweise Preisnachlässe oder kostenlose Leistungen im Austausch für eine Bewertung.
Ebenso problematisch sind Bewertungen, bei denen Angestellte Freunde oder Familienmitglieder mobilisieren, um die Reputation des eigenen Hauses zu verbessern. Solche Praktiken verzerren den Eindruck, den potenzielle Gäste gewinnen, erheblich. Die Definition, was genau eine gefälschte Bewertung ausmacht, gestaltet sich komplex. Tripadvisor versteht darunter alle Bewertungen, die von Personen bewusst voreingenommen oder nicht aus erster Hand verfasst werden, um den Ruf eines Anbieters zu manipulieren. Diese Bandbreite reicht von absichtlicher Vortäuschung und bezahlten Rezensionen bis zu Mitgliedsbetrug und Vandalismus.
Interessant ist, dass der größte Anteil der Fake-Bewertungen nicht wie oftmals angenommen auf Vandalismus zurückgeht. Stattdessen machen sogenannte „Boosting“-Bewertungen über die Hälfte aller Fälschungen aus. Diese Kategorie umfasst insbesondere Fälle, in denen Bewertungen bewusst erzeugt werden, um ein Unternehmen besser darzustellen. Zusätzlich kommt der Mitgliedsbetrug mit rund 39% hinzu. Bezahlt erstellte Bewertungen, die oft von professionellen „Review-Farmen“ stammen, sind dagegen vergleichsweise seltener, aber besonders gefährlich, weil sie oft eng mit weiteren Online-Betrugsformen verknüpft sind.
Auffällig ist, dass der Ursprung vieler bezahlter Bewertungen 2024 vermehrt in asiatischen Ländern wie Indonesien und Vietnam liegt. Diese Verlagerung spiegelt eine Veränderung gegenüber vorangegangenen Jahren wider, als etwa Indien stärker im Fokus stand. Tripadvisor reagiert auf diesen Missstand mit einem dreistufigen Erkennungssystem, das automatische Algorithmen, manuelle Überprüfungen durch menschliche Mitarbeiter und Rückmeldungen der Online-Community kombiniert. Viele verdächtige Bewertungen werden bereits automatisch erkannt und abgewiesen, bevor sie online sichtbar werden. 2024 wurden etwa 7% der eingereichten Bewertungen auf diese Weise zurückgewiesen, während weitere 5% aufgrund von Algorithmen-Vermutungen einer genaueren manuellen Prüfung unterzogen wurden.
Letztlich führte diese moderierte Kontrolle dazu, dass über 13% aller Bewertungen im Prüfprozess standen. Daraus ergaben sich zusätzlich rund 244.000 strittige Fälle, von denen etwa 28% aus rechtlichen oder inhaltlichen Gründen entfernt wurden. Das Verfahren offenbart, dass trotz hoher technischer Präzision immer noch Bewertungen durchrutschen, die später entdeckt und ausgeschlossen werden können – was Tripadvisor als einen kontinuierlichen „Katz-und-Maus“-Kampf beschreibt. Technisch setzt die Plattform auf Technologien, die sich seit mehr als 25 Jahren stetig weiterentwickeln.
Dabei liegt der Fokus heute deutlich mehr auf der Art und Weise, wie Bewertungen eingereicht werden, als auf dem Inhalt an sich. Künstliche Intelligenz hilft dabei, auffällige Muster zu erkennen, etwa eine ungewöhnlich hohe Anzahl von Bewertungen von einer IP-Adresse oder verdächtige zeitliche Häufungen von Bewertungen. Betrügerische Akteure werden zudem durch Spezialoperationen aufgedeckt, bei denen Mitarbeiter als falsche Vermittler von bezahlten Bewertungen auftreten. Treffen solche „Testkäufe“ auf die tatsächlich eingereichten Bewertungen, lassen sich so umfassende Daten sammeln, um weitere Fälschungen zu finden und zu enttarnen. Ein weiterer interessanter Aspekt ist der Umgang von Tripadvisor mit Bewertungen, die mithilfe von künstlicher Intelligenz verfasst werden.
Trotz der weit verbreiteten Nutzung von AI für Textgenerierung betrachtet das Unternehmen diese Bewertungen nicht als gefälscht, sondern eher als unzulässig, um die Authentizität und Vielfalt der Beiträge zu bewahren. 2024 wurden über 200.000 künstlich generierte Beiträge entfernt, um einem „Einheitsbrei“ vorzubeugen und die Glaubwürdigkeit der Nutzererfahrungen zu schützen. Für Reisende bedeutet diese Situation vor allem eines: Bewertungen sind weiterhin wertvoll und sollten als wichtige Entscheidungshilfe dienen, jedoch mit einer gesunden Portion Skepsis. Es ist ratsam, sich nicht allein auf einzelne Rezensionen zu verlassen, sondern verschiedene Bewertungen zu vergleichen, auf Muster zu achten und auch andere Quellen heranzuziehen.
Plattformen wie Tripadvisor investieren viel in die Qualitätssicherung, doch der Druck und das Interesse an gefälschten Bewertungen nehmen zu. Das verdeutlicht, wie wichtig eine kritische Wahrnehmung bleibt. Besonders für Anbieter von Unterkünften und Dienstleistungen ist die Entwicklung eine ernste Herausforderung. Ehrliche Bewertungen sind ein zentraler Baustein für Vertrauen und Transparenz in der Reisewelt. Falsche Bewertungen können nicht nur den Ruf schädigen, sondern führen insgesamt zu einer Verzerrung des Wettbewerbsklimas.