Der Darknet-Marktplatz Huione, auch bekannt als Haowang Guarantee, hat in der Welt der Cyberkriminalität einen besonderen Stellenwert erlangt. Trotz der kürzlichen Schließung seiner öffentlichen Plattformen – dazu zählen die offizielle Website und mehrere Telegram-Kanäle – berichten Ermittler und Blockchain-Analysten, dass Huione weiterhin aktiv ist und seine Transaktionsvolumen sogar zunehmen. Die Entwicklung zeigt exemplarisch die Herausforderung, die solche hochentwickelten kriminellen Netzwerke für Strafverfolgungsbehörden weltweit darstellen. Huione operiert vornehmlich im chinesischsprachigen Raum und ist berüchtigt für seine Rolle als zentraler Knotenpunkt für Geldwäsche, Cyberkriminalität, gefälschte Dokumente und andere illegale Dienstleistungen. Die Plattform ermöglicht es Kriminellen, enorme Mengen an Kryptowährungen, vor allem Tether (USDT), zu waschen und so ihre Herkunft zu verschleiern.
Der US-Finanzminister hat Huione im Mai 2025 offiziell als eine der größten globalen Geldwäschebedrohungen eingestuft. Das hat internationale Aufmerksamkeit auf die ausgeklügelten Mechanismen gelenkt, mit denen der Marktplatz operiert. Die Anfänge von Huione reichen zurück in die frühen 2020er Jahre, als der Handel mit Kryptowährungen im Darknet zunehmend an Bedeutung gewann. Die Plattform entstand als Reaktion auf verstärkte Strafverfolgungsmaßnahmen gegen traditionelle Geldwäschewege und bietet insbesondere eine Art "Garantie-System" an, das als Peer-to-Peer-Escrow-Methode fungiert. Dabei wird der Geldtransfer durch Dritte abgesichert, sodass die Nutzer sicher sein können, dass Transaktionen erst abgeschlossen werden, wenn beide Parteien ihre Leistungen erbracht haben.
Dieses Modell erschwert das Eingreifen von Behörden, da es den direkten Bezug zu regulierten Finanzinstituten minimiert. Im Mai 2025 führte eine starke Telegram-Durchsetzung zu dem offiziellen Anfang vom Ende der öffentlichen Präsenz von Huione. Dabei wurden Tausende von Accounts gelöscht, die mit dem Marktplatz verbunden waren. Gleichzeitig versuchte das US-Finanzministerium, Huione durch eine Sanktionierung nach dem USA PATRIOT Act vom US-Finanzsystem abzuschneiden. Die Behörden erhofften sich durch diese Maßnahmen eine Reduzierung der kriminellen Aktivitäten.
Doch diese Hoffnungen erfüllten sich nur teilweise. Laut einer am 12. Juni 2025 veröffentlichten Analyse von Chainalysis blieb Huione weitgehend unbeeinträchtigt. Die Plattform verlegte ihr Geschäft auf neue Domains, wie beispielsweise Huione.me, und nahm sogar ihre Telegram-Aktivitäten stillschweigend wieder auf.
Außerdem behielt sie ihre eigenen Kryptowährungen bei, insbesondere den Token XOC und die eigene Stablecoin USDH. Die Transaktionsvolumina blieben hoch, was auf eine bemerkenswerte Resilienz des gesamten Netzwerks hindeutet. Die Strategien, mit denen Huione operiert, sind vielseitig und komplex. Nicht nur finden die Haupttransaktionen digital statt, sondern die Betreiber des Marktplatzes nutzen auch reale logistische Maßnahmen. So existieren Berichte über organisierte Motorcades, welche die physische Übergabe von Bargeld gewährleisten.
Gleichzeitig setzen sie auf Fiat-zu-Stablecoin-Konversionen, Vorabbezahlsysteme und andere hybride Methoden, die den Übergang zwischen digitalen und traditionellen Finanzsystemen erleichtern und verschleiern. Die Nutzung von Telegram als Kommunikationsplattform spielt weiterhin eine zentrale Rolle. Trotz mehrfacher Löschungen gelingt es den Betreibern, immer neue Kanäle aufzubauen und zu mobilisieren. Telegrams verschlüsselte Infrastruktur und der dezentrale Aufbau erschweren nicht nur die Aufdeckung und Schließung, sondern auch das Monitoring dieser Netzwerke durch Behörden. Dabei wird zunehmend klar, dass reine technische Sperrmaßnahmen oft nicht ausreichen, um derart verschachtelte Organisationen dauerhaft zu unterbinden.
Neben Huione ist auch Xinbi Guarantee zu nennen, ein weiterer bedeutender Marktplatz, der ähnliche Geldwäschevolumen abwickelt und ebenfalls eng mit Huione vernetzt ist. Gemeinsam sollen diese Plattformen seit 2022 über 35 Milliarden US-Dollar an illiciten Transaktionen abgewickelt haben. Derartige Beträge zeigen eindrücklich, wie lukrativ und global vernetzt die Cyberkriminalität rund um Kryptowährungen mittlerweile geworden ist. Untersuchungen deuten darauf hin, dass hinter diesen Plattformen nicht isolierte Kriminelle stehen, sondern hochorganisierte Netzwerke, die auch Verbindungen zu geopolitischen Akteuren wie der nordkoreanischen Hackergruppe Lazarus besitzen sollen. Die Verflechtungen zwischen Darknet-Märkten, staatlich unterstützten Hackern und globalen Finanzsystemen lassen eine einfache Bekämpfung kaum zu.
Die internationale Reaktion auf solche kriminellen Umtriebe ist bisher inkonsequent und fragmentiert. Experten von Chainalysis und Elliptic fordern eine stärker koordinierte Vorgehensweise, die weit über das Abschalten von Websites oder das Sperren einzelner Telegram-Kanäle hinausgeht. Durch die Einbindung von fortgeschrittenen Blockchain-Analysewerkzeugen, die zeitnahe Datenübermittlung an Strafverfolger sowie eine länderübergreifende Zusammenarbeit könnten die Chancen steigen, solche komplexen Geldwäschenetzwerke zu durchbrechen. Besondere Herausforderung stellt dabei die Kombination digitaler Anonymität mit realen Logistikstrukturen dar. Die Betreiber von Huione können ihre Aktivitäten auf vielfältige Weise anpassen, Domains wechseln, neue Kommunikationstools implementieren oder physische Übergaben organisiert durchführen – was die Strafverfolgung zusätzlich verkompliziert.
Außerdem zeigt Huione exemplarisch, wie Kryptoplattformen und Stablecoins als Instrumente im industriellen Maßstab von Geldwäsche genutzt werden. Die Forderung nach regulatorischer Kontrolle der Stablecoins und nach verstärkten Transaktionsmonitorings wird dadurch immer lauter. Ebenso betreffen neue Gesetzesinitiativen den Austausch von Daten zwischen Kryptobörsen, Finanzdienstleistern und Ermittlungsbehörden, um eine bessere Transparenz und Nachvollziehbarkeit zu erreichen. Telegram, trotz vielfacher Kritik im Hinblick auf Plattformen mit illegalem Inhalt, bleibt weiterhin ein zentraler Kommunikationskanal für Cyberkriminalität. Der UN-Bericht vom Oktober 2024 macht deutlich, wie stark die Plattform von betrügerischen Aktivitäten, Identitätsdiebstahl und Geldwäsche bedroht ist.
Trotz des Drucks auf Telegram änderte sich bislang wenig an der Art und Weise, wie Kriminelle die Chat-App nutzen. Während Strafverfolgung und Regulatorik sich weiterentwickeln, bleibt der Darknet-Markt Huione ein mahnendes Beispiel für die Grenzen aktueller Maßnahmen. Das einzige, was hier dauerhaft helfen kann, ist eine Kombination aus moderner Technologie, intelligentem Informationsaustausch und internationaler Kooperation. Nur so lässt sich die weltweite Verbreitung solcher Netzwerke eindämmen. Abschließend lässt sich festhalten, dass der Fall Huione weit über einen einzelnen Darknet-Marktplatz hinausweist.
Er repräsentiert ein neues Kapitel im Kampf gegen die Finanzkriminalität im digitalen Zeitalter. Die komplexen Geldwäschemethoden, die enge Verzahnung mit realen Logistikstrukturen sowie die Ausnutzung neuer Technologien fordern von Regierungen und Sicherheitsbehörden kontinuierlich innovative Ansätze und nachhaltiges Handeln. Nur mit vereinten Kräften und einem ganzheitlichen Ansatz kann die Sicherheit der globalen Finanzsysteme gewährleistet werden.