Nvidia ist seit Jahren unbestreitbar der Marktführer im Bereich der Grafikprozessoren (GPUs) und hat sich mit seinen Chips als Herzstück vieler künstlicher Intelligenz-Anwendungen etabliert. Die Aktie des Unternehmens hat sich in den letzten Jahren sensationell entwickelt und Anleger konnten von massiven Kursgewinnen profitieren. Doch kurz vor der Veröffentlichung der erwarteten Quartalszahlen am 28. Mai 2025 geben einige Analysten eine seltene Warnung heraus und raten zur Vorsicht. Diese Warnung basiert auf verschiedenen Faktoren, die das ansonsten glänzende Wachstum von Nvidia in den kommenden Monaten und Jahren belasten könnten.
Werfen wir einen detaillierten Blick auf die Hintergründe und potenziellen Risiken für die Aktie des Chipriesen. Nvidia steigerte im vergangenen Jahr den Umsatz und die Gewinne dramatisch, was sich in einer Aktienkursentwicklung von rund 239 % in 2023 widerspiegelt – ein Wert, der in der Technologiebranche außergewöhnlich ist. Das Unternehmen wird als einer der Schlüsselfaktoren des derzeitigen KI-Booms angesehen. Ihre GPUs sind nahezu unverzichtbar bei der Entwicklung und dem Training großer KI-Modelle. Damit hat Nvidia eine dominante Position in einem Markt, der schnell wächst und beachtliches Potenzial für die Zukunft verspricht.
Doch trotz dieses Erfolgs macht sich eine gewisse Ernüchterung breit, da die Wachstumsraten deutlich zurückgehen. Für das erste Quartal 2025 erwartet Nvidia einen Umsatz von etwa 43 Milliarden US-Dollar – zwar immer noch ein Plus von 65 % gegenüber dem Vorjahr, doch dieser Wert steht im Schatten des sagenhaften Wachstums von 262 %, das sie im gleichen Zeitraum des Vorjahres erzielt hatten. Dieses Absinken der Wachstumstempo vermittelt den Eindruck, dass sich die starke Aufwärtsdynamik auf einem Plateau einpendelt. Hier liegt der erste Grund für die etwas ungewöhnlich vorsichtige Haltung von Analysten, die traditionell bei Nvidia sehr optimistisch eingestellt sind. Eine Herausforderung, auf die Analysten verweisen, ist die zunehmende Komplexität und die damit verbundenen Kosten neuer Produkte.
Im Februar dieses Jahres veröffentlichte Nvidia seine Zahlen für das letzte Quartal 2024, die zwar besser ausfielen als erwartet. Trotzdem verlor die Aktie danach 8,5 % an Wert, nachdem ein Rückgang der Bruttomarge gemeldet wurde. Nvidia erklärte, dass dies an neueren Rechenzentrumskomponenten lag, die zwar innovativ, aber auch teurer in der Herstellung sind. Damit wird klar, dass die Rentabilität kurzfristig leiden könnte, was viele Investoren verunsichert. Neben den kostenbezogenen Faktoren ist der unkalkulierbare Einfluss geopolitischer Spannungen ein weiterer Dämpfer für den Aktienkurs.
Besonders belastend sind die Restriktionen seitens der USA gegenüber dem Export von Hochtechnologiechips an China, einen der wichtigsten Märkte für Nvidia. Im Geschäftsjahr 2024 entfielen rund 13 % des Gesamtumsatzes auf den chinesischen Absatz, was Nvidia stark von der Entwicklung in diesem Hochrisikoland abhängig macht. Im Januar 2025 wurden die sogenannten AI Diffusion Rules eingeführt, welche den Verkauf von Nvidia-Chips in bestimmte Länder, darunter China, stark einschränkten. Die Regeln zogen massive Kritik von Branchengrößen wie Microsoft und Oracle auf sich, da sie nicht nur den Wettbewerb beeinträchtigten, sondern zudem wenig effektiv erschienen, um China wirklich Marktanteile zu entziehen. Mitte Mai wurde diese umstrittene Regel zurückgezogen, was kurzfristig Hoffnung auf eine entspannte Handelssituation machte.
Doch trotz der Streichung der AI Diffusion Rules sind die Exportkontrollen insgesamt nicht gelockert, sondern eher verschärft worden. Nvidia gab im April bekannt, dass sie aufgrund der neuen US-Exportbestimmungen eine Abschreibung von 5,5 Milliarden US-Dollar auf die Auslieferung ihrer H20-Chips an China und andere Länder vornehmen müssen. Das Unternehmen benötigt zudem für den Export nun eine spezielle Lizenz, was die Flexibilität und Geschwindigkeit ihrer internationalen Expansion behindert. Um sich auf die veränderten Markt- und Regulierungsbedingungen einzustellen, hat Nvidia laut Reuters angekündigt, noch in diesem Jahr einen günstigeren KI-Chip speziell für den chinesischen Markt zu produzieren. Dieser soll ab September gefertigt werden.
Diese strategische Anpassung könnte zwar mittelfristig Absatzverluste verhindern, bedeutet aber auch geringere Margen und zusätzliche Investitionskosten. Ein weiterer Faktor, der Anleger beschäftigt, sind Unwägbarkeiten im globalen Handelsumfeld. Im März und April 2025 hatte Nvidia Schwierigkeiten, sich gegen den Negativtrend an den Märkten durchzusetzen, der durch Unsicherheiten bezüglich Handelstarifen und weiteren politischen Zwistigkeiten angetrieben wurde. Zwar hat sich die Aktie in der letzten Zeit wieder etwas erholt, dennoch bleibt der gesamte Wirtschaftskontext volatil. Zusätzlich mischen sich politische Faktoren auf höchster Ebene in die Entwicklung von Nvidia ein.
So wurde das Unternehmen während der Mai-Reise von Ex-Präsident Donald Trump nach Saudi-Arabien prominent erwähnt, da Nvidia über einen Zeitraum von fünf Jahren mehrere hunderttausend KI-Prozessoren an das AI-Startup Humain liefern wird, das vom saudi-arabischen Staatsfonds unterstützt wird. Das zeugt von der globalen Bedeutung und dem langfristigen Potenzial von Nvidia, gleichzeitig aber auch von der zunehmenden Verflechtung mit geopolitischen Interessen, die zusätzliche Risiken bergen. Insgesamt zeigen sich die seltenen Warnungen von Analysten als Mahnung, die rosigen Zukunftsaussichten mit Vorsicht zu betrachten. Die Euphorie um den KI-Hype, der Nvidia zum großen Profiteur gemacht hat, ist durch Faktoren wie verlangsamtes Wachstum, Margenprobleme und geopolitische Unsicherheiten gebremst worden. Für Anleger heißt das, dass trotz der fundamentalen Stärke und Marktführerschaft mit weiterhin hoher Volatilität zu rechnen ist.