Terraform Labs, das Unternehmen hinter der Terra-Blockchain und den Kryptowährungen TerraUSD (UST) und Luna, hat am 31. März 2025 offiziell eine Schadensersatz-Plattform gestartet, die es Kreditgebern ermöglicht, ihre Verluste geltend zu machen und erste Rückerstattungen zu erhalten. Dieser Schritt ist Teil eines umfangreichen Vergleichs zwischen Terraform Labs und der US-Börsenaufsicht SEC (Securities and Exchange Commission) sowie des Insolvenzverfahrens, das nach dem Zusammenbruch von Terra im Mai 2022 eingeleitet wurde. Die Schaffung eines Claims-Portals markiert einen entscheidenden Fortschritt für zahlreiche Investoren, die im Absturz von Terra enorme Verluste erlitten haben. Der Zusammenbruch von TerraUSD, einer algorithmischen Stablecoin, die ursprünglich darauf ausgelegt war, einen festen Wert von einem US-Dollar zu halten, führte zu einem verheerenden finanziellen Einbruch, der Anleger weltweit erschütterte.
TerraUSD war von einem sogenannten Mint-and-Burn-Mechanismus mit der Schwesterwährung Luna abhängig. Diese Konstruktion, bei der TerraUSD und Luna in Wechselwirkung standen, führte jedoch im Mai 2022 zu einem massiven Vertrauensverlust, als TerraUSD seinen Dollar-Peg verlor und die Preise beider Token in kurzer Zeit dramatisch einbrachen. Die Nachfrage nach einer Lösung für die entstandenen Verluste war enorm, doch die von Terraform Labs unternommenen Maßnahmen – unter anderem der Einsatz von mehreren Milliarden Dollar an Bitcoin-Reserven – konnten den Crash nicht verhindern. Das neue Claims-Portal von Terraform Labs ist ein digitales Instrument, mit dessen Hilfe geschädigte Anleger ihre Ansprüche anmelden können. Dabei müssen die Betroffenen ihre Verluste in Form von Kryptowährungsbeständen dokumentieren, die durch den Zusammenbruch von Terra entstanden sind.
Es wird genau definiert, welche Arten von Vermögenswerten für die Rückerstattung berücksichtigt werden. Kryptowährungen mit einem On-Chain-Liquiditätswert unter 100 US-Dollar sowie bestimmte Token wie Luna 2.0 auf Terra 2.0 sind vom Verfahren ausgeschlossen. Die Anspruchsfrist endet am 30.
April 2025 um 23:59 Uhr EST, was den Anleihern einen klaren zeitlichen Rahmen bietet, um ihre Anträge fristgerecht einzureichen. Die Hintergründe dieser Maßnahme liegen in einem gerichtlichen und regulatorischen Umfeld. Terraform Labs hatte im Januar 2024 in den USA Insolvenz nach Chapter 11 angemeldet. Die Verbindlichkeiten und Vermögenswerte des Unternehmens lagen zu diesem Zeitpunkt in einer Spanne zwischen 100 und 500 Millionen US-Dollar. Im September 2024 genehmigte ein US-Bundesgericht den Plan zur Abwicklung von Terraform Labs infolge eines Vergleichs mit der SEC in Höhe von 4,47 Milliarden US-Dollar.
Die SEC hatte dem Unternehmen und dem Mitgründer Do Kwon vorgeworfen, Investoren über die Stabilität der algorithmischen Stablecoin TerraUSD getäuscht zu haben. Insbesondere wurde kritisiert, dass Terraform Labs falsche Angaben zu einem angeblich in eine weit verbreitete koreanische Zahlungs-App integrierten Blockchain-System gemacht habe. Des Weiteren soll das Unternehmen nach Ansicht der SEC von Dritten organisierte Käufe von TerraUSD als Erfolg des Algorithmus ausgegeben haben, obwohl der Stabilitätsmechanismus faktisch gescheitert war. Für die Anleger bedeutet der Start des Claims-Portals die Möglichkeit, Ansprüche geltend zu machen, die auf ihren tatsächlichen Verlusten basieren. Unter den größten betroffenen Kreditgebern finden sich prominente Persönlichkeiten wie Alexander Svanevik von Standard Crypto sowie Ashley Swaren, eine Führungskraft bei TokenTerminal.
Hinter diesen Vertretern stehen zahlreiche kleinere und mittlere Investoren, die durch den Absturz der Terra-Token erhebliche finanzielle Einbußen erlitten haben. Der Terra-Zusammenbruch gilt als einer der signifikantesten Kollaps-Szenarien im Bereich der Kryptowährungen. Der Crash hat das Vertrauen in algorithmische Stablecoins nachhaltig erschüttert und führte zu einem massiven Wertverlust von rund 40 Milliarden US-Dollar. Im Gegensatz zu traditionellen Stablecoins, die durch liquide Reserven hinterlegt sind, beruhte TerraUSD allein auf komplexen Mechanismen zur Preisstabilisierung, die letztlich scheiterten, als der Markt unter Verkaufsdruck geriet. Die hohe Verzinsung von 20% pro Jahr, die das Lending-Produkt Anchor Protocol auf UST-Einlagen anbot, zog viele Anleger an, was den Nutzeransturm zusätzlich verschärfte, als die Abhebungen einsetzten.
Die anschließende Marktdynamik führte zu einem Schneeballeffekt, der die Preise von UST und Luna bis auf Bruchteile eines US-Cents abstürzen ließ. Die Auswirkungen dieses Ereignisses waren weitreichend und werfen weiterhin Schatten auf die regulatorische Zukunft des Kryptosektors. Die Rückabwicklung durch Terraform Labs mit einem vergleichsweise hohen Entschädigungsbetrag reflektiert die juristischen Konsequenzen für Intransparenz und Täuschung innerhalb der Branche. Die Gründung des Claims-Portals deutet darauf hin, dass Terraform Labs trotz der Insolvenz den Willen zeigt, zumindest einen Teil der Verluste für berechtigte Investoren zu kompensieren. Dies stellt einen Versuch dar, die Folgen der gravierenden Fehler und des Systemversagens zumindest teilweise zu mildern und möglicherweise das Vertrauen in den Regulierungsrahmen und die Selbstregulierung der Kryptoindustrie wiederherzustellen.
Darüber hinaus hat die Ankündigung des Portals auch Auswirkungen auf andere Akteure im Blockchain-Ökosystem. Sie hebt die Bedeutung von Transparenz, Compliance und Legalität bei Krypto-Projekten hervor und stellt eine Mahnung dar, wie brüchig das Vertrauen in diesen Sektor sein kann, wenn wichtige Fundamentaldaten nicht akkurat kommuniziert werden. Ebenso zeigt sie den Effekt von behördlichen Maßnahmen wie der SEC-Untersuchung und ihren möglichen Folgen für die Zukunft von stabilen digitalen Währungen. Die weiteren Schritte nach dem Einreichen von Ansprüchen umfassen die Prüfung und Validierung der Angaben durch speziell eingerichtete Komitees und rechtliche Instanzen. Die Auszahlung der tatsächlichen Rückerstattungen dürfte in mehreren Phasen erfolgen, abhängig von der Höhe der verfügbaren Mittel aus dem Abwicklungspool von Terraform Labs sowie von möglichen weiteren juristischen Entwicklungen.
Die Rolle von Do Kwon, dem Mitgründer von Terraform Labs, ist in diesem Kontext nicht unwesentlich. Kwon wurde im März 2023 in Montenegro festgenommen und Ende 2024 in die USA ausgeliefert, wobei gegen ihn unter anderem Betrug und Geldwäschevorwürfe erhoben werden. Seine persönliche Verantwortung im Zusammenbruch von Terra wird im Rahmen der laufenden Verfahren weiterhin geprüft und ist ein zentraler Punkt im Gesamtbild des Komplexes. Aus Investorensicht ist nun entscheidend, dass das Claims-Portal einfach zugänglich, sicher und transparent gestaltet ist, damit möglichst viele Geschädigte ihre Ansprüche anmelden können. Die Frist bis Ende April 2025 ist hierbei strikt einzuhalten, um im Rahmen der Gläubigerbefriedigung berücksichtigt zu werden.