Die US-Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) hat eine Untersuchung gegen die führende amerikanische Kryptowährungsbörse Coinbase eingeleitet. Grund dafür sind mutmaßliche falsche Angaben zu den Nutzerzahlen des Unternehmens in vergangenen Berichten. Laut einem Bericht der New York Times konzentriert sich die Prüfung auf die sogenannte Kennzahl der "verifizierten Nutzer", die Coinbase in der Vergangenheit mit über 100 Millionen angegeben hatte. Diese Zahl fand breite Öffentlichkeit, wurde jedoch später nicht mehr kommuniziert. Die von der Biden-Administration begonnene Untersuchung war bereits zuvor ins Stocken geraten, als die SEC im Jahr 2023 ihre Klage gegen Coinbase fallen ließ.
Nun wird jedoch deutlich, dass die Behörde die Thematik dennoch weiter verfolgt, auch als Teil ihrer generell verschärften Haltung gegenüber dem Kryptosektor. Coinbase hatte stets betont, dass die Messgröße der verifizierten Nutzer nicht zwangsläufig die tatsächlichen aktiven Kunden widerspiegelt. Das Unternehmen erklärte, in die Zahl würden Nutzer einfließen, die beispielsweise nur ihre E-Mail-Adresse oder Telefonnummer verifiziert hätten. Dieser Umstand könne laut Coinbase die Zahl der tatsächlichen, einzigartigen Nutzer überhöhen. Viel relevanter sei vielmehr der Wert der monatlich aktiven Nutzer, also derjenigen Kunden, die innerhalb eines Monats tatsächlich Transaktionen tätigen.
Paul Grewal, Chief Legal Officer von Coinbase, äußerte sich öffentlich zu der Untersuchung und betonte das Engagement des Unternehmens, bei der Aufklärung mit der SEC zusammenzuarbeiten. Gleichzeitig kritisierte er die Fortführung der Ermittlungen als unnötig, da der besagte Nutzerindikator bereits vor mehr als zwei Jahren eingestellt und umfassend öffentlich erläutert wurde. Die SEC verfolgt das Ziel, die Transparenz und Korrektheit von Unternehmensangaben in Börsenpublikationen sicherzustellen, da diese für Investoren von großer Bedeutung sind. Die potenzielle Irreführung über Nutzerzahlen stellt folglich nicht nur ein Compliance-Thema für Coinbase dar, sondern auch ein Problem für das Vertrauen auf den Finanzmärkten. In den IPO-Unterlagen, mit denen Coinbase im Jahr 2021 an die Börse ging, spielte die Kennzahl der verifizierten Nutzer eine bedeutende Rolle bei der Darstellung des Unternehmenswachstums und der Marktdurchdringung.
Im Jahr 2023 hatte Coinbase diese Kennzahl aus den Berichten entfernt und argumentierte, dass sie keinen aussagekräftigen Einblick in die Unternehmensentwicklung biete. Zu diesem Zeitpunkt rückte die Metrik der monatlich aktiven Nutzer stärker in den Fokus. Es fällt jedoch auf, dass das Management, darunter auch CEO Brian Armstrong, die Zahl von über 100 Millionen verifizierten Nutzern in Interviews und Social-Media-Beiträgen weiterhin hervorhob. Gerade diese Diskrepanz wird im Rahmen der SEC-Ermittlungen kritisch hinterfragt. Coinbase hat im laufenden Jahr gezielt Unterstützung durch die renommierte Anwaltskanzlei Davis Polk & Wardwell gesucht, um sich bei der komplexen Regulierungs- und Kommunikationsarbeit mit der SEC abzusichern.
Die Ermittlungen gegen Coinbase erfolgen vor dem Hintergrund einer verstärkten Aufmerksamkeit der Regulierungsbehörden gegenüber der gesamten Kryptoindustrie, trotz der Auflösung spezialisierter Einheiten wie der SEC-Kryptoabteilung. Während in der ersten Hälfte des Jahres 2025 einige Verfahren gegen Unternehmen im Kryptowährungsumfeld eingestellt wurden, sind vor allem Fälle zu Unternehmensangaben und Veröffentlichungspflichten weiterhin aktiv. Parallel zu den SEC-Untersuchungen sieht sich Coinbase mit weiteren Herausforderungen konfrontiert. So wurde bekannt, dass das Unternehmen eine potenzielle Schadenssumme von 400 Millionen US-Dollar nennt, die aus Sicherheitsvorfällen durch kompromittierte Kundendaten infolge unautorisierter Support-Mitarbeiter resultieren könnte. Dieses Ereignis unterstreicht die Risiken und die Komplexität, mit der große Plattformen im Bereich der digitalen Vermögenswerte umgehen müssen.
Coinbase gilt als der größte Krypto-Börsenbetreiber in den Vereinigten Staaten und wird an der Börse mit einem Marktwert von über 60 Milliarden US-Dollar gehandelt. Die Aktie von Coinbase (COIN) reagierte bereits negativ auf die Nachrichten rund um die SEC-Untersuchung und die Sicherheitsvorfälle und verzeichnete einen Kursrückgang von über sechs Prozent. Das bevorstehende Debüt von Coinbase im S&P 500 Index unterstreicht die Bedeutung der aktuellen Entwicklungen für die Einschätzung des Unternehmens durch Investoren und Marktteilnehmer. Die SEC positioniert sich mit der fortgesetzten Überprüfung von Coinbase als Wächter über die Transparenzverpflichtungen im schnell wachsenden Krypto-Sektor. Die Ergebnisse der Untersuchung dürften wegweisend für den Umgang mit vergleichbaren Fällen von Unternehmensberichterstattung im Kryptobereich sein.
Für Coinbase steht viel auf dem Spiel, nicht nur in finanzieller Hinsicht, sondern auch in der Glaubwürdigkeit gegenüber Kunden, Partnern und der breiten Öffentlichkeit. Eine klare Kommunikation und die Einhaltung regulatorischer Standards sind entscheidend, um das Vertrauen in die Plattform zu stärken und die Marktposition langfristig zu sichern. Insgesamt spiegelt die SEC-Ermittlung gegenüber Coinbase die wachsende Komplexität und Reife des Kryptomarktes wider. Regulatoren versuchen verstärkt, klare Regeln durchzusetzen und Missverständnisse bei Kennzahlen zu vermeiden, die Investoren irreführen könnten. Für Anleger bleibt es essentiell, die berichteten Zahlen hinterfragt zu betrachten und zwischen aktiven Nutzern sowie verifizierten Konten genau zu unterscheiden.
Die laufenden Entwicklungen rund um Coinbase werden daher mit großer Aufmerksamkeit verfolgt, da sie das regulatorische Umfeld und die Erwartungen an Transparenz im Krypto-Ökosystem nachhaltig prägen könnten.