Der Commodore 64 gilt als eine der erfolgreichsten Heimcomputer-Legenden aller Zeiten und begeistert seit über vier Jahrzehnten Computerliebhaber, Entwickler und Retro-Gamer auf der ganzen Welt. Trotz seiner damaligen technischen Raffinesse und seines ikonischen Designs muss man jedoch unumwunden sagen, dass der C64 in Sachen Anschlussmöglichkeiten für heutige Verhältnisse veraltet ist. Ursprünglich ausgelegt für CRT-Fernseher und Röhrenmonitore, fehlte dem System jegliche digitale Videoausgabe – ein ernstzunehmendes Problem für alle, die den Retro-Klassiker mit hochauflösenden modernen Displays verwenden möchten. Im Jahr 2025 sorgt ein innovatives Projekt von Side Projects Lab jedoch für Aufsehen, denn es bringt dem C64 endlich HDMI – und damit eine zeitgemäße Schnittstelle für Bild und Ton. Die Herausforderung besteht darin, das ursprüngliche Videosignal des C64s, welches vom VIC-II Grafikchip generiert wird, auf einen digitalen HDMI-Ausgang umzusetzen.
Historisch war der Commodore 64 mit einem RF-Modulator ausgestattet, der ein analoges Signal für zeitgenössische Fernseher erzeugte. Diese analogen Signale sind jedoch für moderne Flachbildschirme nur schwer zu handhaben und führen häufig zu schwacher Bildqualität, Verzögerungen und unschönen Artefakten. Die Lösung von Side Projects Lab – der sogenannte HD-64 – setzt genau an dieser Stelle an und ersetzt den ursprünglichen RF-Modulator durch eine intelligente elektronische Einheit, die das dem Bildschirm zugelieferte Signal digital neu erzeugt und optimiert. Herzstück des HD-64 ist ein FPGA (Field Programmable Gate Array), der die Funktionen des VIC-II Chips originalgetreu emuliert. Anstatt das ursprüngliche analoge Signal abzutasten, klemmt sich die Hardware direkt auf den Sockel des RF-Modulators und liest die digitalen Signale aus, die in den VIC-II hineinfließen.
So entsteht ein pixelgenaues Replika des Bildschirminhalts, das der FPGA verarbeitet und in ein hochwertiges HDMI-Bild konvertiert. Die Auflösung bleibt dabei originaltreu, dennoch werden die Vorteile moderner Displays nutzbar. Nutzer haben sogar die Möglichkeit, verschiedene Darstellungsoptionen wie Scanlines oder Anti-Aliasing zu aktivieren, um das nostalgische CRT-Feeling oder eine besonders scharfe Darstellung zu wählen. Neben dem visuellen Signal wird auch der klassische Sound des Commodore 64 berücksichtigt. Der legendäre SID-Chip, verantwortlich für den charakteristischen Klang, wird vom HD-64 aufgegriffen, wobei das Audio analog vom Modul-Kontakt des RF-Modulators abgegriffen und zusammen mit dem digitalen Videosignal über das HDMI-Kabel ausgegeben wird.
Das bedeutet, dass das Soundsignal in allerhöchster Qualität bei modernen Geräten ankommt, ohne dass zusätzliche Anschlüsse oder Kabel notwendig sind. Die Integration des HD-64 ist technisch so gestaltet, dass es bequem innerhalb des Commodore 64 verbaut werden kann. Es nutzt den Platz und die Montagepunkte des originalen RF-Modulators, wodurch keine zusätzlichen Gehäuseänderungen nötig sind. Dieses Design macht die Installation relativ unkompliziert, sodass Enthusiasten ihr geliebtes Gerät ohne großen Aufwand modernisieren können. Für viele Liebhaber bedeutet das ein lang ersehntes Upgrade, das ihren C64 kompatibel mit Fernsehern, Monitoren und Beamern von heute macht, ohne die ursprüngliche Hardware zu verändern oder die Softwarekompatibilität einzuschränken.
In Fachkreisen wird häufig die Frage diskutiert, ob ein solches Upgrade auch die ungelösten technischen Schwächen und Bugs des VIC-II Chips behebt. Beispielsweise treten bei manchem Commodore 64 Modelle im Originalzustand sogenannte VDC-Bugs auf, die das System zum Absturz bringen können. Die Community weist darauf hin, dass der HD-64 diese Probleme nicht löst, da er auf den echten VIC-II Grafikchip angewiesen bleibt. Für Nutzer, die diese Fehler beheben möchten, gibt es jedoch bereits alternative Lösungen wie den „VIC Kawari“, der den VIC-II Chip nicht nur ersetzt, sondern ebenfalls HDMI-Ausgabe mitbringt. Das Thema Open-Source oder proprietäre Hardware spielt bei solchen Projekten eine wichtige Rolle für die Community.
Der HD-64 wird als nicht Open-Source-Hardware vermarktet. Das führt zu unterschiedlichen Meinungen: Während einige eine offene Architektur begrüßen würden, um das Projekt weiterentwickeln und anpassen zu können, sehen andere den Vorteil darin, dass die Schöpfer dieser Innovation kommerziell davon profitieren können. Besonders in der Retro-Szene sind Selbstbauprojekte häufig eine Herzensangelegenheit, bei denen die Anerkennung der Arbeit besonders geschätzt wird. Die Existenz von HDMI-Ausgabe für den C64 ist kein komplett neues Phänomen, jedoch stellt der HD-64 eine der elegantesten und technisch ausgefeiltesten Umsetzungen dar. Ähnliche Projekte für andere Retro-Systeme, etwa den Atari 8-Bit-Konsolen oder auch die Amiga-Reihe, zeigen, dass der Wunsch nach moderner Videoausgabe mit Originalhardware weltweit wächst.
Gerade für Sammler und Spieler, die Wert auf Authentizität legen, ist die mittels FPGA realisierte pixelgenaue Reproduktion von größtem Interesse. Ein oft diskutiertes Thema unter Retro-Enthusiasten ist die Frage, warum der ursprüngliche Commodore 64 in den 1980er Jahren keine bessere Videoausgabe besaß. Historisch gesehen war der Fokus auf billig produzierte Chips und Kompatibilität zu damals gängigen Fernsehern gerichtet. Farben und Videoausgabe wurden durch designtechnische Kompromisse bestimmt, die heute teilweise als Schattenseiten wahrgenommen werden. Die VIC-II Grafikchiptechnik war insofern revolutionär, als sie trotz ihrer Limitierungen eine beeindruckende Farbpalette und Grafikperformance bot – wenngleich eine zeitgemäße RGB-Ausgabe, wie sie etwa in Europa üblich war, nicht von Anfang an verfügbar war.
Für Anwender und Technikfreunde, die mit dem Gedanken spielen, ihren Commodore 64 aufzurüsten, stellt das HD-64 eine hervorragende Möglichkeit dar, das Retro-Erlebnis auf modernen Bildschirmtechnologien zu genießen. Neben der herausragenden Bildqualität punktet das Gerät durch seine Einbindung der originalen Hardware, was den Charme des Retro-Computings hochhält. Retro-Gaming, Programmierungsveteranen sowie Neulinge im Bereich der 8-Bit-Computer dürfen sich gleichermaßen freuen, dass die Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart mit HDMI nun endlich geschlagen wurde. Die Zukunft für den C64 und ähnliche Klassiker sieht dank solcher Projekte rosig aus. Die Kombination aus FPGA-Nachbildung, cleveren Hardwarelösungen und Unterstützung aus der Community sorgt dafür, dass die alte Technik im neuen Gewand weiterlebt.