Forward Air, ein führendes Unternehmen im Bereich Transport und Logistik, steht vor einem entscheidenden Wendepunkt in seiner Unternehmensgeschichte. Angesichts erheblicher Herausforderungen, die sich aus der umstrittenen Fusion mit Omni Logistics ergeben haben, setzt das Unternehmen nun auf eine signifikante strategische Veränderung: die Verlagerung des Sitzes seiner juristischen Registrierung von Tennessee in den US-Bundesstaat Delaware. Diese geplante Reincorporation soll Forward Air helfen, rechtliche und geschäftliche Rahmenbedingungen flexibler zu gestalten und sich so besser auf die Zukunft vorzubereiten. Der Schritt, von Tennessee nach Delaware zu wechseln, ist für viele Unternehmen keine Seltenheit. Delaware gilt als der bevorzugte Standort für viele börsennotierte Gesellschaften, was vor allem an gut etablierten Unternehmensrechtsprinzipien und einer investorenfreundlichen Gesetzgebung liegt.
Für Forward Air spielt diese Umstrukturierung eine zentrale Rolle, da das Unternehmen aktuell verschiedene strategische Alternativen prüft, darunter auch einen möglichen Verkauf. Eine Registrierung in Delaware könnte diesen Prozess deutlich erleichtern, da es dort weniger restriktive Regeln für Geschäftskombinationen mit sogenannten „interessierten Aktionären“ gibt – also Investoren, die bedeutende Beteiligungen halten. Die Hinweise auf die angestrebte Änderungen wurden in einem vorläufigen Proxy-Statement veröffentlicht, das bei der US-Börsenaufsicht eingereicht wurde. Der Plan sieht eine sogenannte „Reincorporation durch Verschmelzung“ vor, bei der ein neu gegründetes Tochterunternehmen in Delaware die operative Gesellschaft übernimmt. Wichtig ist dabei, dass es keine Änderungen bei der operativen Geschäftsführung gibt, und der Hauptsitz des Unternehmens bleibt in Greeneville, Tennessee bestehen.
Es handelt sich somit vor allem um einen juristischen und steuerrechtlichen Schachzug, um das Unternehmen widerstandsfähiger und anpassungsfähiger zu machen. Die jüngere Geschichte von Forward Air war geprägt von Unsicherheiten. Die Fusion mit Omni Logistics im Jahr 2023 stieß auf erheblichen Widerstand bei Aktionären und Gerichten, zum Teil aufgrund der Umgehung einer regulären Abstimmung und weiteren umstrittenen Transaktionen. In den Folgejahren verlor die Aktie von Forward Air beinahe 90 Prozent ihres Wertes. Die finanzielle Lage des Unternehmens wurde durch die Fusion stark belastet, was sich in einer hohen Verschuldung widerspiegelt.
Zum Jahresende 2024 lag die Nettoverschuldung bei mehr als fünfeinhalbfachen Jahresüberschuss vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA). Allerdings konnte das Unternehmen durch einen angepassten Kreditvertrag eine entspannte Frist für die Erfüllung bestimmter Finanzkennzahlen bis 2026 erreichen. Die Vorstandsebene von Forward Air sieht im Umzug nach Delaware eine Möglichkeit, einerseits von den etablierten rechtlichen Standards zu profitieren und andererseits die Aktionärsrechte weitgehend zu bewahren. Delaware gilt international als ein Zentrum für unternehmensfreundliche Rechtsprechung, was gerade in Situationen mit komplexen Fusionen und Geschäftsveränderungen zahlreiche Vorteile verspricht. Dabei wird betont, dass die langfristigen Interessen der Aktionäre im Mittelpunkt stehen und durch den Umzug „maximiert“ werden sollen.
Ein weiterer Aspekt sind die Beteiligungsverhältnisse bei Forward Air. Die Clearlake Group hält derzeit mehr als 12 Prozent der Unternehmensanteile und wurde im Zusammenhang mit den Fusionen als „interessierter Aktionär“ eingestuft. Nach den bisherigen Rechtsvorschriften in Tennessee gibt es strenge Einschränkungen bei Geschäftskombinationen mit solch bedeutenden Anteilseignern, die eine Einflussnahme erschweren können. In Delaware liegt die Schwelle für diese Klassifizierung bei 15 Prozent, was Forward Air mehr Handlungsspielraum eröffnet. Diese Flexibilität ist besonders relevant, wenn man einen Verkauf oder eine andere größere strategische Transaktion in Betracht zieht.
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sowie der Markt für Transport- und Logistikdienstleistungen befinden sich im ständigen Wandel. Digitalisierung, steigender Wettbewerbsdruck und sich verändernde Kundenanforderungen erfordern von Unternehmen wie Forward Air eine hohe Anpassungsfähigkeit und Finanzstärke. Die jüngsten Entwicklungen bei Forward Air zeigen, dass tiefgreifende strukturelle Veränderungen notwendig sind, um das Unternehmen langfristig erfolgreich und wettbewerbsfähig zu positionieren. Aktuell wird von Forward Air auch ein Quartalsbericht erwartet, der nach Börsenschluss veröffentlicht wird und wichtige Erkenntnisse zur wirtschaftlichen Lage und den Ergebnissen liefert. Investoren und Analysten beobachten gespannt, wie sich die finanzielle Stabilität und die strategische Ausrichtung unter dem neuen Rechtsstatus entwickeln werden.
Dabei wird das sogenannte „Strategic Review“ eine entscheidende Rolle einnehmen, bei dem Optionen wie der Verkauf, strategische Partnerschaften oder eine Neuausrichtung geprüft werden. Die geplante Verlegung des rechtlichen Firmensitzes bleibt für die Aktionäre eine der wichtigsten Weichenstellungen in dieser Phase. Das Einverständnis der Anteilseigner ist notwendig, um diesen Schritt umzusetzen. Dem Unternehmen gelingt es durch diese Maßnahme, auf Herausforderungen ausgerichtete Lösungswege zu finden und zugleich die Voraussetzungen für eine mögliche Transaktion zu schaffen. Dies soll die Tür für ein breiteres Interesse potenzieller Käufer oder Investoren öffnen.
Zusammenfassend zeigt die Entwicklung bei Forward Air exemplarisch, wie Unternehmen in schwierigen Situationen dank gezielter Corporate-Governance-Maßnahmen und juristischer Flexibilität eine grundlegende Erneuerung anstreben können. Delaware bleibt hierfür der bevorzugte Standort in den USA, da es mit seinen Regelwerken klare Vorteile für Unternehmen bietet, die komplexe Geschäftsmodelle und Beteiligungsverhältnisse managen müssen. Für Forward Air bedeutet dieser Schritt daher nicht nur eine formale Änderung, sondern strategisches Zukunftsgeschäft mit dem Ziel, gestärkt und wettbewerbsfähig aus der Krise hervorzugehen. Die kommenden Monate werden zeigen, wie sich das Unternehmen unter diesen neuen Rahmenbedingungen am Markt behaupten wird und welche Rolle der Standortwechsel dabei einnehmen wird.