Virtuelle Realität

Adam Becker entlarvt die Illusionen des Silicon Valley: Ein kritischer Blick auf Technologie, Macht und Zukunftsvisionen

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Adam Becker takes aim at Silicon Valley nonsense

Adam Becker analysiert die gefährlichen Illusionen und ideologischen Fehlentwicklungen, die Silicon Valley prägen. Sein Werk wirft ein Licht auf die Mythen rund um KI, Technikoptimismus und die unter einer schillernden Fassade versteckten politischen und sozialen Probleme.

Silicon Valley steht seit Jahrzehnten als Synonym für technischen Fortschritt und Zukunftsvisionen. Die Region gilt als Brutstätte neuartiger Innovationen und beherbergt die Giganten der Technologiebranche. Doch hinter dieser glänzenden Fassade verbirgt sich eine Reihe von problematischen Vorstellungen und gefährlichen Mythen, die die Zukunft unserer Gesellschaft beeinflussen. Adam Becker, Wissenschaftsjournalist und promovierter Kosmologe, nimmt diese sogenannten Silicon-Valley-Ideen in seinem Buch „More Everything Forever: AI Overlords, Space Empires, and Silicon Valley’s Crusade to Control the Fate of Humanity“ genau unter die Lupe – und entlarvt sie als wenig fundierte sowie potenziell schädliche Narrative. Seine kritische Analyse ergänzt die dringend nötige Debatte über die Rolle von Technologie, Macht und Verantwortung in der heutigen Zeit.

Becker beginnt seine Betrachtung mit einem grundlegenden Missverständnis, das viele Tech-Milliardäre und Vordenker des digitalen Zeitalters prägt. Es handelt sich dabei um die Überzeugung, dass technologische Innovationen, insbesondere im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI), eine Art Heilsbringerfunktion für alle großen sozialen und ökologischen Probleme unserer Zeit enthalten. Vom Versprechen, den Klimawandel durch eine allmächtige Superintelligenz zu lösen, bis hin zur Vision, dass die Menschheit durch virtuelle Unsterblichkeit oder interstellare Kolonisierung überlebt – all diese Zukunftsbilder entbehren einer realistischen wissenschaftlichen Grundlage und verkennen grundlegende gesellschaftliche Dynamiken. Dem Forschungs- und Kommunikationshintergrund eines Physikers ist es zu verdanken, dass Becker die These vertritt, Wissenschaft und Technik sind kulturell eingebettet und keine isolierten Kräfte. Sie sind menschliche Unternehmungen, deren Auswirkungen daher immer auch von politischen, ökonomischen und ethischen Rahmenbedingungen abhängen.

Insbesondere warnt er davor, Technologie als „Allheilmittel“ für politisch komplexe Probleme anzusehen, wenn es dabei kaum oder gar keine kritische Reflexion der Machtstrukturen gibt, die diese Technologien einsetzen und kontrollieren. Ein zentrales Thema seines Buches ist die Ideologie einer kleinen Elite aus Unternehmern und Tech-Milliardären, die glaubt, ihre eigenen Interessen und menschliche Zivilisation hätten eine glückliche Übereinstimmung. Becker beschreibt diese Haltung als eine nahezu religiöse Überzeugung, die auf falschen wissenschaftlichen Annahmen basiert. Um ihre Wirtschaftsinteressen rechtzufertigen, entwerfen sie eine Weltanschauung, die nicht nur autoritäre und neoliberale Tendenzen fördert, sondern auch Werte wie Gleichheit, Demokratie und soziale Gerechtigkeit untergräbt. Becker thematisiert ausführlich die Verbindung solcher Ideen zu jüngeren Subkulturen und Bewegungen, die unter Begriffen wie „Dark Enlightenment“ bekannt geworden sind.

Diese Gruppierungen propagieren etwa die Rückkehr zu monarchistischen oder autokratischen Systemen, eine sehr problematische Haltung, die historische und gesellschaftliche Rückschritte mit aktuellen politischen Machtfantasien verknüpft. Figuren wie Curtis Yarvin und Peter Thiel treten hier als Schlüsselpersonen hervor, deren Ideen auch heute noch Einflüsse auf politische Entwicklungen haben, wie beispielsweise die Zusammenarbeit von Tech-Interessen mit rechtspopulistischen Regierungen zeigt. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist Beckers Kritik am vermeintlichen Fortschrittsglauben, der auf ewiges Wachstum setzt – scheinbar ungebremst und nur durch technologische Optimierung garantiert. Seine Atmosphäre der „More Everything Forever“ deutet genau diese wachstumsorientierte und ressourcenverzehrende Haltung an. Diese Denkweise sei nicht nur realitätsfern, sondern inzwischen auch vollständig unvereinbar mit den planetaren Grenzen, etwa angesichts des Klimawandels.

Becker hebt hervor, dass ein kontinuierliches Wachstum des Energieverbrauchs in wenigen Jahrhunderten die gesamte verfügbare Energie von der Erde bis hin zum Universum beanspruchen würde. Die Herausforderung, die sich Ihnen stellt, wird durch eine extrem utilitaristische Perspektive noch verschärft, bei der nur das Quantifizierbare und Verwertbare zählt – ein reduktionistischer Blick, der andere Werte des Lebens und der Gesellschaft vollständig ausblendet. Becker legt den Finger auch auf die gefährliche Fehleinschätzung, die KI werde die Klimakrise lösen. Große Tech-Figuren wie Sam Altman und Eric Schmidt postulieren oft, künstliche Intelligenz werde untadelige Lösungen für die größten Herausforderungen der Menschheit wie den Klimawandel liefern. Becker widerlegt diese Euphorie mit dem Hinweis, dass es weder Hinweise gibt, dass ein durch KI gesteuerter „Superintellekt“ in naher Zukunft erscheint, noch dass technologische Durchbrüche ohne tiefere politische Veränderungen ausreichen, um Klimaprobleme zu bewältigen.

Denn der Klimawandel ist primär ein soziales und politisches Problem, das durch Mehrheitsentscheidungen, Gerechtigkeit und internationale Kooperationen gelöst werden muss – und nicht durch das Hoffen auf eine technologische Wunderwaffe. Der Wissenschaftsjournalist warnt vor den Folgen der Verschmelzung von Tech-Oligarchie und Staat, deren verheerende Praktiken zunehmend sichtbar werden. Die Forderungen der Branche nach massiven öffentlichen Investitionen, regulatorischer Zurückhaltung und einer umfassenden Infrastruktur für KI sind Teil eines viel tiefergehenden dynamischen Zusammenspiels aus wirtschaftlichen Interessen, politischem Einfluss und Ideologie. Becker fordert eine Abkehr von der unkritischen Akzeptanz solcher Eliten und ihrer Projekte hin zu einer demokratischen Kontrolle, die gesellschaftliche Werte und ökologische Grenzen berücksichtigt. Dabei ist sein Blick aber keineswegs hoffnungslos.

Er weist auf eine wachsende Gegenbewegung hin, die vor allem aus engagierten Beschäftigten in der Tech-Branche, Gewerkschaften und zivilgesellschaftlichen Initiativen besteht. Diese Gruppen erkennen die Gefahren der aktuellen Modelle und suchen nach alternativen Wegen, die Technologie sozial und ökologisch verantwortungsbewusst zu gestalten. Auch politische Kräfte, vor allem linke und progressive Bewegungen, gewinnen seiner Meinung nach allmählich an Rückgrat, um den Einflüssen der Tech-Konzerne Paroli zu bieten. Insgesamt fordert Adam Becker eine klare Haltung für eine politische und wirtschaftliche Neuausrichtung, die den überdimensionierten Einfluss von Milliardären einschränkt. Seine Forderung nach einer stärkeren Regulierung, demokratischen Kontrolle und einem Einbezug sozialer Gerechtigkeit ist ein dringender Appell für alle, die sich mit der Zukunft der Gesellschaft im Zeitalter der Digitalisierung beschäftigen.

Bedeutsam ist zudem Beckers abschließender Gedanke, dass sich technologische Entwicklungen nicht losgelöst von den Menschen betrachten lassen. Wissenschaftliche Neugier verbunden mit journalistischer Verantwortung sind Werkzeuge, um Illusionen aufzubrechen und laschen Optimismus durch kritisches Denken zu ersetzen. In Zeiten, in denen immer neue technische Utopien wie die Singularität, der vermeintlich baldige Durchbruch von Artificial General Intelligence oder Marskolonien als nahe Realitäten verkauft werden, ist es wichtig, einen nüchternen und differenzierten Blick zu bewahren. Adam Beckers kritische Analyse trägt dazu bei, die großen Erzählungen von Silicon Valley nicht länger unhinterfragt zu übernehmen. Stattdessen lädt er dazu ein, unsere Zukunft nicht in den Händen weniger Tech-Milliardäre zu lassen, sondern eine breitere soziale und politische Diskussion zu führen.

Eine Diskussion, die die Komplexität von Problemen anerkennt, begrenzte Ressourcen respektiert und demokratische Teilhabe fördert. Wenn es gelingt, diese Perspektiven zu stärken, könnte sich die düstere Vision „More Everything Forever“ in eine nachhaltige und gerechte Zukunft verwandeln – eine Zukunft, die Technik nicht überhöht, sondern sie als menschliche Errungenschaft verantwortungsbewusst einsetzt.

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