Die Logistikbranche erlebt derzeit einen bedeutenden Wandel, angeführt von technologiebasierten Startups, die etablierte Marktführer herausfordern. Ein herausragendes Beispiel dafür ist die Übernahme von Ware2Go, einer Fulfillment-Sparte von United Parcel Service (UPS), durch Stord – ein junges Logistiktechnologie-Unternehmen, das von dem bekannten Investor Peter Thiel unterstützt wird. Diese Entwicklung markiert einen Meilenstein und könnte die Landschaft des E-Commerce-Versands grundlegend verändern. Stord wurde von Sean Henry gegründet, einem ehemaligen Stipendiaten des Thiel Fellowships, das junge Unternehmer ermutigt, innovative Geschäftsideen ohne traditionellen College-Abschluss zu verfolgen. Henry startete Stord im Alter von 18 Jahren und hat das Unternehmen stetig vergrößert.
Mit der jüngsten Übernahme von Ware2Go gewinnt Stord nicht nur erheblich an Lagerfläche – mehr als 2,5 Millionen Quadratfuß kommen neu ins Portfolio –, sondern auch an Kapazitäten, um komplexe und schnelle Fulfillment-Anforderungen zu bewältigen. Die Bedeutung von Ware2Go liegt in ihrer Rolle als Drittanbieter, der kleinen und mittleren Onlinehändlern hilft, Lager- und Versanddienstleistungen zu nutzen, ohne eine eigene Infrastruktur aufbauen zu müssen. Durch die Integration in Stords Plattform erweitert sich die Möglichkeit, unabhängig vom Händlerstatus logistische Netzwerke schnell und effizient zu nutzen. Gerade im Wettbewerb mit Amazon Prime, das eine extrem dichte und schnelle Lieferlogistik bietet, ist dies ein Wettbewerbsvorteil. Amazon ist bekannt dafür, durch seine ausgeklügelte Lager- und Logistikstruktur eine nahezu unschlagbare Kundenerfahrung in Bezug auf Liefergeschwindigkeit und -zuverlässigkeit zu liefern.
Für viele unabhängige E-Commerce-Händler bedeutet die Konkurrenz mit diesem Standard eine erhebliche Herausforderung, da der Aufbau eines vergleichbaren Netzes immens kostspielig und komplex ist. Hier kommt Stord ins Spiel: Das Startup will eine Infrastruktur bieten, die Skalierbarkeit, Geschwindigkeit und regionale Nähe für Händler ermöglicht, die ihre Versandprozesse optimieren möchten. Die strategische Expansion ins Ausland ist ebenfalls ein zentraler Teil von Stords Ambitionen. Neben den zahlreichen Standorten in den Vereinigten Staaten wird das Unternehmen seine Präsenz verstärkt auf Großbritannien und die Niederlande ausdehnen. Diese Märkte sind besonders relevant, da sie als Drehscheiben im europäischen E-Commerce gelten und hohe Anforderungen an die Logistik stellen.
Durch den Ausbau der Flächen und Netzwerke dort kann Stord Händler direkt vor Ort unterstützen und Wettbewerbsvorteile gegenüber anderen Anbietern sichern. Die Übernahme von Ware2Go ist Teil einer größeren Strategie, die Stord in den letzten Jahren verfolgt hat. Neben dem Kauf von Pitney Bowes' E-Commerce-Fulfillment-Sparte und weiteren Akquisitionen wie ProPack und Fulfillment Works erweitert das Unternehmen kontinuierlich sämtliche Phasen der Lieferkette – von Lagerung über Paketversand bis hin zur letzten Meile – um ein möglichst umfassendes Dienstleistungspaket anbieten zu können. Diese vertikale Integration stärkt Stords Position, um als Komplettanbieter im Fulfillment-Markt aufzutreten. Die Investoren hinter Stord sind ein weiteres Indiz für das Potenzial des Startups.
Namen wie Kleiner Perkins, Founders Fund von Peter Thiel, Franklin Templeton und Strike Capital zeigen das Vertrauen in die Zukunftschancen und die Innovationskraft des Unternehmens. Dieses Kapital ermöglicht es Stord, rasch zu wachsen, technologische Innovationen umzusetzen und sich gegen große Player wie Amazon durchzusetzen. Das Geschäftsmodell von Stord ist darauf ausgerichtet, unabhängig vom Geschäftsvolumen eine hohe Effizienz zu bieten. Durch den Einsatz moderner Technologien für Lagerverwaltung, Versandplanung und Datenanalyse werden Prozesse optimiert und Ressourcen besser genutzt. Gleichzeitig profitieren Händler von einer flexiblen, skalierbaren Infrastruktur, die sich an ihre individuellen Bedürfnisse anpasst.
Dies stellt einen erheblichen Vorteil gegenüber statischen oder traditionellen Lager- und Versandlösungen dar. Ein weiterer Vorteil liegt in der Anpassungsfähigkeit in sich schnell ändernden Marktbedingungen. Faktoren wie Handelskonflikte, Pandemieauswirkungen oder veränderte Konsumgewohnheiten haben in den letzten Jahren immer wieder Störungen der Lieferketten ausgelöst. Unternehmen wie Stord zeichnen sich durch ihre Fähigkeit aus, mit solchen Unsicherheiten umzugehen und dennoch stabile, schnelle Zustellungen zu gewährleisten. Für Händler schafft dies einen verlässlichen Partner, dessen Leistung für den Geschäftserfolg entscheidend sein kann.
Neben den logistischen Leistungen setzt Stord auch auf Datenintegration und Transparenz im Fulfillment-Prozess. Kunden erhalten Einblicke in Bestände, Lieferstatus und sonstige relevante Kennzahlen, was die Planungssicherheit und Kundenzufriedenheit steigert. In einer Zeit, in der Geschwindigkeit nicht das einzige Kriterium ist, spielen solche Dienstleistungen eine wachsende Rolle bei der Differenzierung. Die Expansion nach Großbritannien und in die Niederlande bietet zudem kulturelle und wirtschaftliche Vorteile. Großbritannien als großer Handelspartner und die Niederlande als prominent gelegene Logistikdrehscheibe eröffnen neue Möglichkeiten für grenzüberschreitenden E-Commerce.
Auch die flexiblen und etablierten Transportinfrastrukturen in diesen Ländern erlauben schnelle und zuverlässige Lieferungen, wodurch Händler ihre Reichweite schadlos vergrößern können. Für den Endkunden bedeutet die Entwicklung, dass unabhängige Händler künftig bessere Lieferzeiten, geringere Versandkosten und insgesamt verbesserten Service erwarten lassen können. Dies könnte langfristig die Fragmentierung des Versandsystems zugunsten einer stärkeren Konkurrenz zu Amazon verändern und somit die Vielfalt im E-Commerce stärken. Die Rolle von Peter Thiel als Investor unterstreicht zudem den disruptiven Anspruch von Stord. Thiel gilt als Visionär, der frühe Trends und technologische Sprengkraft erkennt und gezielt fördert.