Interviews mit Branchenführern

Warum liegt die Lebenserwartung in den USA unter der anderer wohlhabender Länder? Eine umfassende Analyse der Ursachen

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What drives differences in life expectancy between the U.S. and other countries?

Ein tiefer Einblick in die Faktoren, die die kürzere Lebenserwartung in den USA im Vergleich zu anderen wohlhabenden Ländern beeinflussen – von gesundheitlichen Herausforderungen über soziale Determinanten bis hin zu Systemunterschieden im Gesundheitswesen.

Die Lebenserwartung ist ein zentraler Indikator für die Gesundheit und das Wohlbefinden einer Gesellschaft. Trotz der enormen Ausgaben für das Gesundheitswesen sind die Vereinigten Staaten in Bezug auf die Lebenserwartung im internationalen Vergleich deutlich zurückgefallen. Während die USA 2023 eine durchschnittliche Lebenserwartung von 78,4 Jahren aufwiesen, liegt der Durchschnitt vergleichbarer Länder bei etwa 82,5 Jahren. Diese erhebliche Differenz wirft die Frage auf, welche Faktoren die kürzere Lebenserwartung der Amerikaner im Gegensatz zu ihren wohlhabenden Nachbarn verursachen. Ein wesentlicher Faktor hinter der geringeren Lebenserwartung sind die relativ hohen vorzeitigen Todesraten – also Todesfälle vor dem Alter von 70 Jahren.

Die USA weisen fast doppelt so viele solcher Todesfälle auf wie vergleichbare Nationen. Etwa ein Drittel dieser Differenz lässt sich durch chronische Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, chronische Atemwegserkrankungen und Nierenerkrankungen erklären. Diese Krankheiten verursachen in den USA besonders viele vorzeitige Todesfälle und zeigen, dass trotz medizinischer Fortschritte ein enormer Handlungsbedarf besteht. Neben diesen chronischen Krankheiten trug die COVID-19-Pandemie 2021 zu fast einem Viertel des Unterschieds in den Todesraten zwischen den USA und anderen wohlhabenden Ländern bei. Die Pandemie traf die USA besonders hart, was unter anderem auf unterschiedliche Gesundheitssysteme, Impfkampagnen und soziale Faktoren zurückzuführen ist.

Während die Anzahl der Corona-bedingten Todesfälle im weiteren Jahresverlauf rückläufig war, blieb die Lücke bei der Lebenserwartung bestehen. Ein weiterer wichtiger Faktor sind Todesfälle durch Substanzmissbrauch. Alkohol- und Drogenkonsum führte bei Menschen unter 70 Jahren zu deutlich mehr Todesfällen als in vergleichbaren Ländern; die USA verzeichneten eine viermal höhere Sterberate durch Substanzmissbrauch. Insbesondere der übermäßige Konsum von Opioiden und der Zugang zu synthetischen Drogen wie Fentanyl haben diese Zahlen in den vergangenen Jahrzehnten drastisch steigen lassen. Diese Entwicklungen setzen vor allem jüngeren Altersgruppen stark zu und wirken sich negativ auf die durchschnittliche Lebenserwartung aus.

Auch die Todesraten durch äußere Ursachen wie Unfälle, Gewalt und Mord sind in den USA erheblich höher, insbesondere bei jungen Erwachsenen. Hier liegt die Mordrate fast achtmal so hoch wie im Durchschnitt anderer hochentwickelter Nationen. Die weitverbreitete Verfügbarkeit von Waffen und starke soziale Ungleichheiten sind hier als Hauptursachen zu nennen. Dazu kommt die höhere Anzahl von Verkehrsunfällen, was durch längere Wege, viele und große Fahrzeuge sowie unzureichende öffentliche Verkehrsmittel begünstigt wird. Die Ungleichheiten in der Lebenserwartung zeigen sich dabei besonders deutlich in verschiedenen Altersgruppen.

Bei Kindern (0 bis 14 Jahre) liegt die Todesrate in den USA dauerhaft über dem Durchschnitt vergleichbarer Länder, auch wenn sie seit 1980 ähnlich rückläufig ist. Die höheren Säuglingssterblichkeitsraten lassen sich unter anderem auf schlechtere Geburtsbedingungen, wie niedriges Geburtsgewicht, zurückführen, was stark mit sozialen und ethnischen Ungleichheiten zusammenhängt. Weiterhin spielen Unterschiede in der Datenaufnahme und -berichterstattung eine Rolle. Deutlich kritischer gestaltet sich die Situation bei jungen Erwachsenen im Alter von 15 bis 49 Jahren. Hier ist die Sterberate in den USA seit vier Jahrzehnten nahezu konstant, während sie in anderen Ländern um mehr als die Hälfte gesunken ist.

Dies hat die Lücke bei den Todesfällen in dieser Altersgruppe erheblich vergrößert. Ursachen hierfür sind neben chronischen Krankheiten und COVID-19 vor allem externe Faktoren wie Drogenmissbrauch, Verkehrsunfälle und Gewalt. Das Auftreten von Epidemien wie AIDS und die Opioidkrise haben in den USA zusätzlich negative Auswirkungen gezeigt. Die Altersgruppe zwischen 50 und 69 Jahren zeigt zwar eine Verbesserung bei der Lebenserwartung, doch die Entwicklung stagniert in den USA seit den 2010er-Jahren, während in anderen Ländern weiterhin Rückgänge bei den Todesraten zu verzeichnen sind. Besonders besorgniserregend ist, dass chronische Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Leiden und Leber- sowie Nierenerkrankungen in den USA in diesen Altersgruppen zunehmen.

Die häufigsten Todesursachen sind in den USA ähnlich wie in anderen entwickelten Ländern Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs. Dabei ist die Hälfte aller vorzeitigen Todesfälle in den USA durch Herz-Kreislauf-Probleme bedingt. Trotz medizinischer Fortschritte und besserer Behandlungsmöglichkeiten stagniert der Rückgang dieser Erkrankungen in den USA seit etwa einem Jahrzehnt. Adipositas, ungesunde Lebensgewohnheiten sowie Substanzmissbrauch erhöhen das Risiko für diese Krankheiten zusätzlich. Ein entscheidender Unterschied ist der erschwerte Zugang zur medizinischen Versorgung, der insbesondere einkommensschwache und sozial benachteiligte Gruppen trifft.

Hohe Kosten und mangelnde Versicherungsabdeckung verhindern oft eine frühzeitige Diagnose und Behandlung, was die Krankheitslast verstärkt. Krebs bleibt in vielen Ländern die zweitwichtigste Todesursache. Obwohl amerikanische Senioren insgesamt ein geringeres Sterberisiko durch Krebs haben als ihre Pendants in anderen Ländern, liegt die Krebstodesrate bei jüngeren Amerikanern unter 70 Jahren auf vergleichbarem Niveau. Die Stabilität der Krebssterblichkeit deutet darauf hin, dass Krebs nicht zum Rückgang der Lebenserwartung beiträgt, wohl aber andere chronische Erkrankungen. Weitere chronische Krankheiten wie Diabetes, chronische Atemwegserkrankungen, Leber- und Nierenerkrankungen tragen ebenfalls stark zur niedrigeren Lebenserwartung in den USA bei.

Besonders die zunehmende Prävalenz von Diabetes und Nierenerkrankheiten unter jüngeren Menschen macht deutlich, dass nicht nur ältere Bevölkerungsgruppen betroffen sind. Diese Erkrankungen sind eng mit sozialen Determinanten verbunden: Ernährungsgewohnheiten, Zugang zu Gesundheitsversorgung, Bildung und sozioökonomische Faktoren beeinflussen maßgeblich die Entstehung und den Verlauf dieser Krankheiten. Neben den chronischen Erkrankungen wirkt sich die hohe Anzahl von Todesfällen durch externe Ursachen massiv auf die Lebenserwartung aus. Überdosierungen, Verkehrsunfälle, Gewalt und Selbstmorde prägen die Gesundheitslandschaft besonders bei jungen Erwachsenen. Die USA verzeichnen seit den 1980er-Jahren einen dramatischen Anstieg der Todesfälle durch Substanzmissbrauch, der überwiegend durch die Opioidkrise verursacht wird.

Die Verfügbarkeit synthetischer Drogen, begleitet von einem häufig schwierigen Zugang zu psychischer Gesundheitsversorgung, verschärft die Situation zusätzlich. Die erhöhte Mordrate ist eng mit der Verfügbarkeit von Schusswaffen und sozialen Spannungen verbunden. Gewaltprävention und strengere Waffengesetze könnten daher bedeutende Beiträge zur Reduktion dieser Todesfälle leisten. Auch die Zahl der Verkehrstoten ist in den USA deutlich höher als im Vergleich mit anderen wohlhabenden Ländern. Faktoren wie größere Fahrzeugdistanzen, häufigere Autofahrten und eingeschränkte öffentliche Verkehrsmittel erhöhen das Risiko von Unfällen.

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass die Lebenserwartung in den USA in den 1980er-Jahren noch mit der in anderen entwickelten Ländern vergleichbar war. Der kontinuierliche Verbesserungstrend wurde jedoch im Laufe der Jahrzehnte gebremst, unter anderem durch die beschriebenen gesundheitlichen Herausforderungen und sozialen Faktoren. Die COVID-19-Pandemie hat die Situation noch verschärft, führt aber nicht allein zur bestehenden Differenz. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Differenz in der Lebenserwartung zwischen den USA und anderen wohlhabenden Ländern durch eine Kombination von chronischen Erkrankungen, externen Todesursachen und sozialen Ungleichheiten bedingt ist. Insbesondere das hohe Vorkommen vorzeitiger Todesfälle bei jüngeren Erwachsenen hat einen großen Einfluss.

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