Im Jahr 2025 wurde eine jahrelang geheime Vereinbarung zwischen der US-amerikanischen Steuerbehörde Internal Revenue Service (IRS) und Immigration and Customs Enforcement (ICE) dank juristischer Bemühungen von Transparency-Organisationen weitgehend öffentlich zugänglich gemacht. Diese Vereinbarung regelt die Weitergabe sensibler Steuerzahlerdaten, insbesondere Adressdaten, von der IRS an ICE, um Ermittlungen und Einwanderungskontrollen zu unterstützen. Die Enthüllung dieser Übereinkunft hat nicht nur bei Datenschutzexperten, Bürgerrechtlern und Transparenzbefürwortern für Aufsehen gesorgt, sondern auch die Frage aufgeworfen, wie weit Regierungen gehen dürfen, um Bürgerinformationen im Namen von Strafverfolgung und Einwanderungskontrolle zu nutzen. Die Auseinandersetzung wirft außerdem grundlegende Fragen zum Schutz von Vertraulichkeit und Persönlichkeitsrechten von Steuerzahlern auf, die bisher als garantierte Privatsphäre galten. Bis vor kurzem waren die Details des Memorandums of Understanding (MOU) zwischen IRS und ICE stark geschwärzt und geheim gehalten.
Die Regierung berief sich auf die sogenannte „law enforcement privilege“, eine Ausnahmeregelung des Freedom of Information Act, die den Schutz von Ermittlungsinformationen gewährleisten soll. Diese Regelung schützt normalerweise die Identität von Informanten oder Informationen, deren öffentliche Bekanntgabe Ermittlungstaktiken gefährden könnte. In diesem Fall wurde sie jedoch verwendet, um grundlegende Aspekte der Datenweitergabe zwischen zwei Bundesbehörden vor der Öffentlichkeit zu verbergen. Nach dem erfolgreichen Einspruch der Organisation American Oversight wurden diese Schwärzungen größtenteils aufgehoben, wodurch erstmals umfassende Einblicke in den Umfang und die Bedingungen der Zusammenarbeit möglich wurden. Die Vereinbarung erlaubt ICE ausdrücklich, personenbezogene Daten von Steuerzahlern vom IRS anzufordern, insbesondere die letzten bekannten Adressen von Personen, die unter Verdacht eines Strafvergehens stehen, das relevant für die Einwanderungskontrolle ist.
Besonders brisant ist, dass zu diesen Personen auch geringfügig oder gar nicht dokumentierte Einwanderer gehören, die ihre Steuern ordnungsgemäß zahlen und bislang darauf vertrauen konnten, dass ihre Daten nicht für Einwanderungskontrollen missbraucht werden. Die Art und Weise, wie die Vereinbarung formuliert ist, gibt ICE die Möglichkeit, umfangreiche Adressinformationen anzufordern und zu erhalten, die für die Vorbereitung von Verwaltungs- oder Gerichtsverfahren genutzt werden können. Besonders besorgniserregend ist, dass das MOU keine unabhängige Kontrollinstanz enthält, die die Rechtmäßigkeit der Anfragen von ICE überprüft. Stattdessen setzt das Dokument auf interne Compliance-Maßnahmen und Selbstberichterstattung beider Behörden, was Zweifel an der tatsächlichen Kontrolle und Transparenz aufkommen lässt. Diese Vorgehensweise öffnet Tür und Tor für potenziellen Missbrauch persönlicher Daten ohne angemessene Rechenschaftspflicht.
Die Datenschutzproblematik wird vor dem Hintergrund der US-Steuergesetzgebung noch komplexer. Nach dem Internal Revenue Code (IRC) unterliegt die IRS einer strengen Geheimhaltungspflicht bezüglich der von ihr verwalteten Steuerzahlerinformationen. Das Vertrauen der Öffentlichkeit in diese Verpflichtung hat historische Wurzeln und ist ein wichtiger Bestandteil, damit Bürger ihre Steuererklärungen ehrlich und umfassend einreichen. Ein Verstoß gegen dieses Prinzip könnte zu einem Vertrauensverlust führen und das Steuerverhalten negativ beeinflussen. Im Rahmen der Geheimhaltungsdebatte versuchte die Regierung, das Vorhaben als notwendige Maßnahme zur öffentlichen Sicherheit darzustellen.
Sie argumentierte, dass die Weitergabe der Adressen an ICE für die Strafverfolgung und die Durchsetzung von Einwanderungsgesetzen unverzichtbar sei. Kritiker weisen jedoch darauf hin, dass der tatsächliche Nutzen für die öffentliche Sicherheit in diesem Fall fragwürdig ist, da die Datenweitergabe primär eine politische Agenda der Deportation unterstützt hat, die unter der Trump-Administration stark vorangetrieben wurde. Die Transparenz über die reale Anwendung und die Grenzen dieser Vereinbarung war für die Öffentlichkeit zum Zeitpunkt der Einführung praktisch nicht gegeben. Ein weiterer Aspekt ist die umfassende Palette an persönlichen Identifikatoren, die USP liefert. Neben Adressdaten enthält die Vereinbarung Angaben wie Geburtsdatum, Staatsbürgerschaft, FBI-Nummern und biometrische Identifikationsnummern.
Diese umfangreiche Kombination personenbezogener Daten erhöht die Risiken für Betroffene erheblich, da sie jederzeit zu deren Identifizierung und Verfolgung genutzt werden könnten. Aus zivilgesellschaftlicher Perspektive markiert die Veröffentlichung des IRS-ICE-MOU einen wichtigen Erfolg für Transparenz und Bürgerrechte. Die juristischen Anstrengungen amerikanischer NGOs und Aktivisten zeigen, dass auch sensible Regierungsdokumente einer demokratischen Kontrolle unterliegen sollten, um Missbrauch und undemokratisches Handeln zu verhindern. Die Enthüllungen rufen aber auch die Frage auf, wie Regierungen bei künftig sensiblen Datenweitergaben von Bundesbehörden besser zur Rechenschaft gezogen werden können, um den Schutz persönlicher Daten zu gewährleisten. Insgesamt ist die Vereinbarung zwischen IRS und ICE ein Paradebeispiel für das Spannungsfeld zwischen staatlichen Sicherheitsinteressen und dem Schutz der Privatsphäre der Bürger sowie dem Recht auf transparente Regierungsführung.
Während Regierungen legitime ermittlungstechnische Befugnisse benötigen, um ihre Aufgaben zu erfüllen, darf dies nicht zum Vorwand dienen, fundamentale Freiheitsrechte auszuhöhlen und das Vertrauen in öffentliche Institutionen zu zerstören. Der Fall zeigt auch die Wichtigkeit robusten Datenschutzes und starker unabhängiger Kontrollinstanzen innerhalb der Verwaltung. Nur so können Bürger sich darauf verlassen, dass sensible Steuerinformationen nicht für politische Zwecke missbraucht werden. Zukünftige Gesetzesinitiativen und Reformen sollten daher den Schutz sensibler Daten besser regeln und klare Kriterien für eine öffentliche Kontrolle schaffen. Die Rolle von NGOs, Medien und der Justiz bleibt dabei unerlässlich, um staatliche Transparenz und den Schutz der Privatsphäre zu gewährleisten.