Der NFT-Kreditmarkt erlebt seit Anfang 2024 einen starken Rückgang seiner Aktivitäten und Volumina, wie aktuelle Daten von DappRadar eindrucksvoll belegen. Von einem Höchststand von rund einer Milliarde US-Dollar Kreditvolumen im Januar ist das Marktvolumen bis Mai 2025 auf nur noch 50 Millionen US-Dollar gefallen. Diese dramatische Abnahme der Kreditvergabe zeigt, dass der gesamte Sektor stark unter Druck steht und sich in einer existenziellen Krise befindet. Die zentrale Frage lautet daher, ob und wie der NFT-Kreditmarkt wiederbelebt werden kann, um der seit einiger Zeit spürbaren Erosion entgegenzutreten. Ein vielversprechender Ansatz ist dabei die Verknüpfung von realen Vermögenswerten mit nicht fungiblen Token, kurz NFTs.
NFT-Kredite ermöglichen Inhabern von NFTs, gegen ihre digitalen Vermögenswerte Darlehen aufzunehmen. Dabei dienen die NFTs als Sicherheit für die Kreditvergabe. In den vergangenen Jahren erfreute sich dieser Bereich großer Beliebtheit – vor allem in Phasen hoher Marktdynamik und spekulativer Aktivitäten. Doch der NFT-Markt hat seit Anfang 2024 einen starken Einbruch erlebt, der sich unmittelbar auf die Kreditnachfrage und -angebote ausgewirkt hat. Die durchschnittlichen Kreditgrößen sind seit 2022 von etwa 22.
000 US-Dollar auf nun lediglich 4.000 US-Dollar gefallen, ein Rückgang von über 70 Prozent. Diese Entwicklung zeigt, dass Nutzer entweder niedrig bewertete NFTs beliehen oder zunehmend vorsichtiger und konservativer mit Hebeln umgehen. Die Rückläufigkeit betrifft sowohl die Anzahl der Kredite als auch die Anzahl der Kreditgeber. Seit Januar letzten Jahres verzeichnet DappRadar einen Rückgang der Kreditnehmeraktivitäten um 90 Prozent.
Ebenso hat die Anzahl der aktiven Kreditgeber um fast 80 Prozent abgenommen. Dieses signifikante Schrumpfen auf Nachfrageseite und Angebotsseite begründet sich teilweise durch den generellen Markteinbruch im NFT-Sektor: Die Handelsvolumina von NFTs sind im ersten Quartal 2025 gegenüber dem Vorjahr um 61 Prozent eingebrochen. Mit dem Kollaps der Wertentwicklung als Sicherheit folgte praktisch zwangsläufig ein Rückgang der Kreditaktivitäten. Trotz dieser Herausforderung bleibt die grundlegende Infrastruktur im NFT-Kreditmarkt weiterhin aktiv. Diverse Plattformen und Protokolle sind nach wie vor betriebsbereit, wenn auch mit deutlich reduzierter Nutzer- und Handelsaktivität.
Allerdings hat sich die Landschaft der aktiven Kreditprotokolle deutlich konzentriert. Aktuell halten nur noch wenige, nämlich etwa acht Protokolle, eine marktbeherrschende Stellung. Diese Konzentration wird mit der veränderten Risikobereitschaft und dem wechselnden Marktumfeld in Verbindung gebracht. Früher setzte das System stark auf kurzfristige „Flip-to-Liquidity“-Modelle, bei denen NFTs als Spekulationsobjekte dienten und schnelle Gewinnmitnahmen ermöglichten. Dieses Modell funktioniert in einer ruhigen, risikoaverseren Marktsituation jedoch nicht mehr zuverlässig.
Was also könnte den NFT-Kreditmarkt aus seiner Stagnation holen? Laut Expertinnen von DappRadar besteht ein wesentlicher Katalysator in der Einbindung realer Assets als NFT-Sicherheiten. Tokenisierte Immobilien, ertragsbringende Finanzprodukte oder andere reale Vermögenswerte, die digital repräsentiert werden, könnten den Markt mit stabileren und vertrauenswürdigeren Kreditwerten versorgen. Der Nutzen der Blockchain-Technologie wird dadurch mit realen Anwendungsfällen verknüpft, was das Vertrauen der Marktteilnehmer stärkt und die Akzeptanz erhöht. Im Kern eröffnet die Tokenisierung realer Vermögenswerte die Chance, das bisher vorwiegend spekulative Ökosystem durch mehr Substanz zu bereichern. Dieser Übergang erfordert jedoch eine optimierte technische Infrastruktur.
Kreditplattformen müssen smartere Lösungen implementieren, die den speziellen Risiken des NFT-Kreditgeschäfts besser gerecht werden. Unter anderem sind unterbesicherte Kredite denkbar, bei denen automatisierte, auf KI basierende Risikoanalysen und Bonitätsbewertungen eine entscheidende Rolle spielen. Zudem könnten Kreditprotokolle künftig um Funktionalitäten wie Kredit-Score-Systeme erweitert werden – analog zu traditionellen Finanzmärkten. Dies würde es Kreditgebern erleichtern, vertrauenswürdige Kreditnehmer zu identifizieren und Risiken gezielter zu steuern. Es zeichnet sich ab, dass sich auch die Art der Kreditnutzung verändert.
So hat sich die durchschnittliche Darlehensdauer von 40 Tagen in 2023 auf aktuell etwa 31 Tage verkürzt und bleibt in 2024 und 2025 konstant. Das spricht für eine häufigere Vergabe von kurzfristigen Krediten mit taktischem Charakter statt langfristiger Finanzierungen. Kurzfristige Liquiditätsbedarfe stehen offenbar stärker im Vordergrund als zuvor. Auch kulturelle und Design-Aspekte werden Einfluss auf die Zukunft des NFT-Kreditmarkts haben. Plattformen diversifizieren ihre Angebote und experimentieren mit neuen Anwendungsfällen und Collateralarten.
NFTs erhalten zunehmend Utility-Werte durch Verknüpfungen mit realen Services oder exklusiven Zugangsrechten, was die Attraktivität als Kreditsicherheit steigen lässt. Zusammenfassend liegt ein Potenzial darin, dass der NFT-Kreditmarkt durch eine Neuausrichtung hin zu realweltbezogenen Assets und smarteren Kreditmechanismen einen nachhaltigen zweiten Aufschwung erleben kann. Marktteilnehmer und Entwickler müssen gemeinsam daran arbeiten, den Kreditprozess sicherer und nutzbringender zu gestalten, etwa durch bessere Risikoanalysen, vertrauenswürdige Tokenisierungen und innovative Kreditprodukte. Die zunehmende Regulierung und Professionalisierung im Krypto- und NFT-Sektor schafft zudem die Rahmenbedingungen für eine breitere Akzeptanz und Integration in das bestehende Finanzsystem. Während 2025 bislang kein markanter Wendepunkt im NFT-Kreditmarkt zu verzeichnen war, bleibt die Branche keineswegs zum Scheitern verurteilt.