Die Shanghai-Futures-Börse (ShFE) steht kurz davor, 2025 einen bedeutenden Schritt in Richtung Internationalisierung zu unternehmen, indem sie den Zugang zu ihrem heimischen Nickel-Futures-Kontrakt für ausländische Investoren öffnen will. Dies geschieht vor dem Hintergrund wachsender Bestrebungen Chinas, seine Rohstoffmärkte stärker zu globalisieren und zu internationalisieren. Seit mehreren Jahren verfolgt die ShFE ambitionierte Pläne, um nationales Börsenangebot und globalen Handel besser miteinander zu verknüpfen. Dabei stellt der Technologie- und Batterie-geeignete Rohstoff Nickel eine Schlüsselrolle dar. Nickel ist unverzichtbar für Stahlindustrie, insbesondere Edelstahlproduktion, und gewinnt zusätzlich an Bedeutung durch den Boom bei Elektrofahrzeugbatterien.
Die geplante Öffnung des Nickelkontrakts kombiniert somit wirtschaftliche Relevanz mit strategischem Marktinteresse. Begonnen hat die Diskussion bereits 2023, als die ShFE erstmals die Möglichkeit sondierte, ihren bestehenden Nickel-Futures-Kontrakt internationalen Anlegern zugänglich zu machen. Bisher bot die chinesische Börse ihren Nickelkontrakt nur für inländische Investoren an. Die Öffnung erfolgt nun über die Qualified Foreign Institutional Investor (QFII)-Lizenz, die ausländischen institutionellen Anlegern gestattet, in China zu investieren. Seit September 2022 haben sich laut Branchenquellen rund 200 bis 300 Unternehmen mit besonderem Interesse am Rohstoffhandel unter dem QFII-Programm registriert.
Die ShFE öffnete bereits im Februar 2025 mehrere weitere Rohstoffkontrakte, darunter Edelstahl und Heizöl, für diese ausländischen Investoren. Die geplante Öffnung des Nickelkontrakts ist damit ein konsequenter nächster Schritt. Der weltweite Metallhandel, insbesondere bei Nickel, ist von großer Dynamik und teilweise auch Unwägbarkeiten geprägt. Ein einschneidendes Ereignis war im März 2022, als die London Metal Exchange (LME) ihren Nickel-Handel aufgrund extremer Preisvolatilität für acht Tage aussetzte. Der Nickelpreis stieg damals auf historische Höchststände über 100.
000 US-Dollar pro Tonne, was die globale Preisfindung zu diesem wichtigen Industriemetall erheblich störte. Als Reaktion darauf suchen viele Marktteilnehmer nach alternativen Handelsplätzen und Preisbenchmarks. Die Shanghai-Futures-Börse möchte daher nicht nur ihr Angebot international attraktiver gestalten, sondern auch Vertrauen in einen robusteren und verlässlicheren Nickel-Handelsplatz etablieren. Damit könnte ShFE zu einer ernstzunehmenden Konkurrenz für den LME werden, der lange als weltweiter Goldstandard in Metall-Futures gilt. Die Bemühungen der ShFE werden von der China Securities Regulatory Commission (CSRC) unterstützt, die die Internationalisierung chinesischer Futures-Märkte aktiv fördert.
Ziel der CSRC ist es, ausländische Investoren stärker in den chinesischen Rohstoffmarkt einzubinden und das Finanzzentrum Shanghai als global relevante Handelsdrehscheibe weiterzuentwickeln. Die Genehmigung und Regulierungsaufsicht liegen daher in den Händen der CSRC, die aktuell positive Signale bezüglich der Öffnung des Nickelkontrakts gegeben hat. Eine offizielle Bestätigung oder detaillierte Timeline steht allerdings noch aus, da die ShFE sich zu dem Thema bislang zurückhaltend äußert und Presseanfragen nicht unmittelbar beantwortet. Der geplante Zugang für ausländische Investoren erfolgt explizit über das QFII-Programm. Dieses gestattet institutionellen Anlegern Auslandssitz in China sowie den Handel mit bestimmten Finanzinstrumenten.
Aktuell gibt es etwa 900 registrierte QFII-Teilnehmer in China, überwiegend Banken, Vermögensverwalter und Rohstoffhändler. Die Einbindung dieses etablierten Investorensegments bietet der ShFE eine solide Basis zur Generierung von internationaler Liquidität und Volumen im Nickelhandel. Anders als bei der Schaffung eines separaten internationalen Vertrages im Rahmen der Shanghai International Energy Exchange (INE) setzen die Pläne auf die Öffnung des bestehenden, heimischen Kontrakts. Diese Strategie vermeidet eine Segmentierung des Marktes und erhöht die Relevanz des etablierten Kontraktes. Neben dem spannenden Marktumfeld und regulatorischen Rückenwind gibt es weitere Marktteilnehmer, die sich mit Nickel-Derivaten beschäftigen.
Beispielsweise prüfen US-Börsen wie CME Group und ICE die Einführung entsprechender Terminkontrakte, wobei der Fokus meist auf bar abgerechneten Produkten liegt. Start-ups wie Abaxx Technologies gehen ebenfalls neue Wege, indem sie spezielle Nickel-Sulfat-Futures anbieten, die für die Batterieindustrie von Interesse sind. Gegenüber diesem heterogenen Wettbewerb kann die ShFE durch Zugang zu einem bedeutenden physischen Nickelmarkt in China und steigende internationale Nachfrage punkten. Die Nachfrage insbesondere aus der Automobilindustrie für Nickel wird durch den globalen Trends zur Elektromobilität langfristig wachsen, was die Attraktivität von Nickel-Futures zusätzlich erhöht. Die Shanghai-Futures-Börse veranstaltet im Mai 2025 ein zweitägiges Branchentreffen, bei dem die internationalen Pläne zu Nickel und anderen Metallen intensiv diskutiert werden.
Die Präsenz vieler globaler Marktteilnehmer, die in Hongkong die „LME Asia Week“ besuchen, verstärkt den Fokus auf die noch junge aber steigende Bedeutung chinesischer Futures-Kontrakte. Die Gelegenheit zur Vernetzung und zum Austausch stärkt das Vertrauen in die ShFE als neue Plattform für den globalen Metallhandel. Für Investoren und Marktbeobachter ist die Entwicklung spannend. Die Öffnung des heimischen Nickelkontrakts bedeutet mehr Handelsmöglichkeiten, zusätzlichen Marktzugang und ein wettbewerbsfähigeres Preisumfeld. Zudem könnte die verbesserte internationale Integration chinesischer Metallfutures den jahrzehntelang dominierenden Einfluss des LME reduzieren.
Für die chinesische Rohstoffindustrie und Finanzmärkte ist der Schritt deshalb strategisch bedeutsam und könnte langfristig die globale Benchmarkrolle ShFE’s für verschiedene Metalle festigen. Insgesamt zeigt die Shanghai Futures Exchange mit ihren Plänen zur Öffnung des Nickel-Futures-Kontrakts, dass China weiterhin eine aktive Rolle im Ausbau seiner Finanzmärkte und Rohstoffbörsen einnimmt. Diese Initiative bietet Chancen für Investoren weltweit und trifft auf regulatorische Unterstützung sowie steigende Nachfrage aus Industrie und Handel. Während der genaue Zeitpunkt und Umfang der Öffnung noch geklärt werden, ist die Richtung eindeutig: China will sich stärker als globaler Player im Rohstoffhandel positionieren und seinen Markt öffnungsoffener für internationales Kapital gestalten. Damit stellt sich die ShFE gewappnet für die Herausforderungen und Chancen eines zunehmend global vernetzten Metallhandelsumfelds.
Anleger sollten diese Entwicklungen aufmerksam beobachten, da sich daraus neue Investmentmöglichkeiten im Bereich Nickel und darüber hinaus ergeben könnten.