Levi Strauss, ein Titan der Denim- und Bekleidungsbranche, hat einen bedeutsamen Schritt vollzogen und sich bereit erklärt, die Kultmarke Dockers für bis zu 391 Millionen US-Dollar an die Authentic Brands Group zu verkaufen. Diese Entscheidung markiert das Ende einer Ära für die Marke, die in den 80er Jahren maßgeblich zur Etablierung des „Casual Friday“-Trends beigetragen hat. Dockers, bekannt für seine ikonischen Khaki-Hosen und modernen Casual-Looks, war seit der Einführung im Jahr 1986 eine feste Größe in der Kleidungswelt, insbesondere im Büro und Business-Casual-Segment. Der Verkauf stellt einen strategischen Wendepunkt für Levi Strauss dar, das seine Ressourcen und Aufmerksamkeit zunehmend auf seine Kernmarke Levi‘s sowie auf das im Jahr 2021 übernommene Unternehmen Beyond Yoga richtet, das im Bereich Athleisure aktiv ist. Der Deal beginnt mit einem Basiswert von 311 Millionen US-Dollar, wobei zusätzliche 80 Millionen US-Dollar auf Grundlage der künftigen Geschäftsentwicklung von Dockers unter der neuen Eigentümerschaft hinzukommen können.
Authentic Brands Group, ein Unternehmen mit Sitz in New York, sieht in Dockers eine natürliche Ergänzung seines Portfolios. CEO Jamie Salter betont die Rolle, die Dockers bei der Transformation des Casual-Workwear-Marktes gespielt hat, und zeigt sich optimistisch, die Marke weiterzuentwickeln und auf diverse Kategorien auszudehnen. Die Geschichte von Dockers ist eng mit dem Wandel der Arbeitskleidung und gesellschaftlicher Dresscodes verbunden. In den 1990er Jahren wurde die Marke zum Synonym für das Legen des Fußes auf die etwas legere Seite im Büro, was dank der „Casual Friday“-Bewegung ein deutliches Umdenken in der Modewelt bedeutete. Menschen tauschten steife Anzüge gegen bequeme Khakis und lockere Hemden, und Dockers war mit seinen zeitlosen Designs oftmals erste Wahl.
Doch trotz dieser Erfolge sah sich die Marke in den letzten Jahren mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert. Die Covid-19-Pandemie veränderte die Arbeitswelt grundlegend: Homeoffice und flexiblere Kleidungsregeln führten dazu, dass Absatz und Nachfrage nach Business-Casual und klassischer Freizeitkleidung wie Dockers-Khakis zurückgingen. Stattdessen bevorzugten Verbraucher zunehmend komfortable Athleisure-Kleidung wie Yogahosen und Freizeitmode. Diese Entwicklung zwang Levi Strauss dazu, strategisch zu reagieren. Schon im Oktober des Vorjahres begann das Unternehmen, strategische Alternativen für Dockers zu evaluieren, um den Herausforderungen des sich ändernden Marktes gerecht zu werden und das Portfolio zu optimieren.
Die Entscheidung, sich von Dockers zu trennen, unterstreicht den Fokus auf die Stärkung des Levi’s-Kerngeschäfts und die Expansion in wachstumsstarke Segmente wie Athleisure. Mit einem Umsatz von 6,36 Milliarden US-Dollar und einem Gewinn von 210,6 Millionen US-Dollar im Fiskaljahr 2024 steht Levi Strauss finanziell solide da, was die Möglichkeit zum Verkauf einer etablierten Marke wie Dockers erleichterte. Die Gespräche und Verhandlungen mit Authentic Brands Group führten schließlich zu der Einigung, die den Verkauf in den USA und Kanada bis zum 31. Juli 2025 abschließen soll, während die übrigen Geschäftsbereiche bis Januar 2026 übergehen werden. Authentic Brands Group ist bekannt für den Erwerb und die Konsolidierung etablierter Lifestyle-Marken und hat das Ziel, Dockers wieder neu zu positionieren und das Potenzial der Marke auszuschöpfen.
Dank seiner langjährigen Erfahrung in der Markenentwicklung und im Lizenzmanagement sieht das Unternehmen spannende Möglichkeiten, dockers wieder in Richtung Wachstum zu steuern. Die Marke besitzt nach wie vor eine starke Wiedererkennung und treue Kundschaft, auch wenn die Herausforderungen der jüngsten Jahre sichtbar waren. Die Abtrennung von Dockers spricht auch für eine interessante Entwicklung im Bekleidungsmarkt generell. Während sich traditionelle Marken stärker an veränderte Verbraucherverhalten und Trends anpassen müssen, wird der Markt für Athleisure und Freizeitmode immer bedeutender. Levi Strauss verfolgt diese Entwicklung mit seinem erweiterten Portfolio, indem es Beyond Yoga integriert und dadurch sein Angebot für einen Lifestyle ausdehnt, der Gesundheit, Komfort und Mode verbindet.
Gleichzeitig illustriert die Transaktion, wie sich Arbeitskultur und Mode verändern. Casual Friday hat zwar teilweise an Bedeutung verloren, dafür sind neue Formen von Freizeit- und Businesskleidung entstanden, die flexibler und vielfältiger sind. Die Zukunft von Dockers unter der Führung von Authentic Brands Group wird daran gemessen, wie gut die Marke diesen Wandel mitgestalten kann, indem sie moderne Kundenerwartungen adressiert und zugleich die traditionelle Identität bewahrt. Levi Strauss zeigt in diesem Schritt auch, dass branchenführende Unternehmen bereit sind, schwierige Entscheidungen zu treffen, um sich auf Kernkompetenzen zu fokussieren und langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Die strategische Neuausrichtung hat nicht nur Auswirkungen auf das Unternehmen selbst, sondern auch auf die gesamte Modeindustrie und die Art und Weise, wie sich Marken positionieren und anpassen müssen.
Die nächsten Monate werden zeigen, wie sich Dockers unter seiner neuen Eigentümerschaft entwickelt und ob das Erbe als „Casual Friday“-Ikone neu belebt und erweitert werden kann. Klar ist, dass Levi Strauss mit diesem Verkauf einen wichtigen Schritt unternommen hat, um sich auf seine Zukunft zu konzentrieren und weiter als globaler Player sowohl im Denim-Segment als auch im wachsenden Markt der sportlich-modischen Freizeitkleidung fest zu etablieren.