Die Federal Reserve, oft einfach als „Fed“ bezeichnet, ist das Zentralbanksystem der Vereinigten Staaten und hat seit ihrer Gründung im Jahr 1913 eine zentrale Rolle in der Weltwirtschaft eingenommen. Ihre Aufgaben reichen weit über die reine Steuerung der Geldmenge hinaus und beeinflussen sowohl die Arbeitslosigkeit als auch die Inflation, das Bankenwesen und zunehmend auch sozial-ökonomische und ökologische Herausforderungen. Wer sich mit dem Thema Geldpolitik beschäftigt oder verstehen möchte, warum wirtschaftliche Schwankungen geschehen, kommt an der Federal Reserve nicht vorbei. Das Entstehen der Fed war keine spontane Entwicklung, sondern eine Reaktion auf eine Reihe von wirtschaftlichen Krisen und Bankenpaniken, die in den USA in den Jahrzehnten vor 1913 immer wieder für Verunsicherung sorgten. Die Instabilität des Bankensystems gefährdete massenhaft Arbeitsplätze und Vermögen der Bevölkerung.
Präsident Woodrow Wilson setzte sich dafür ein, eine Institution zu schaffen, die als eine Art „Bank der Banken“ dienen und Stabilität gewährleisten sollte. Die Fed sollte genau dann Liquidität ins System pumpen, wenn Banken in Not geraten und so Panik verhindern. Im Kern verfolgt die Federal Reserve eine sogenannte Doppel-Mandats-Strategie: Zum einen soll sie für maximale Beschäftigung sorgen und dafür, dass möglichst viele Menschen eine stabile Arbeit und ein verlässliches Einkommen haben. Zum anderen soll sie die Preisstabilität gewährleisten, das heißt sicherstellen, dass die Inflation bei einem moderaten und prognostizierbaren Niveau bleibt. Dies ist elementar, weil starke Schwankungen bei den Preisen die Kaufkraft der Verbraucher beeinträchtigen und die wirtschaftliche Planung erschweren.
Doch die Macht der Fed geht weit über dieses Mandat hinaus. Sie reguliert die großen Banken, überwacht den Zahlungsverkehr und hat bedeutenden Einfluss auf die Kapitalmärkte. Besonders in Krisenlagen zeigt sich ihre enorme Bedeutung: Während der Finanzkrise 2008 rettete sie mit umfangreichen Rettungspaketen die Banken vor dem Kollaps, was jedoch auch Kritik hervorrief, weil viele Menschen das Gefühl hatten, dass die Interessen der Wall Street über denen der normalen Bürger stehen. Die Führung der Fed ist historisch betrachtet von einem engen Kreis weißer Männer aus dem privaten Finanzsektor geprägt. Diese Zusammensetzung wirft Fragen auf, wie gerecht und ausgewogen die Entscheidungen im Sinne aller Bevölkerungsgruppen tatsächlich sind.
Insbesondere einkommensschwache und rassisch marginalisierte Gemeinschaften sehen sich oft nicht ausreichend durch die geldpolitischen Maßnahmen unterstützt. Ihre wirtschaftlichen Herausforderungen und Verluste werden im Vergleich zu den Gewinnen der Großkonzerne und Banken häufig wenig beachtet. Die aktuelle Führung der Fed, unter dem Vorsitz von Jerome Powell, wird von einigen für ihre Nähe zur Privatwirtschaft und ihre konservative Geldpolitik kritisiert. Powell hat vor seiner Berufung bei der privaten Investmentfirma Carlyle Group gearbeitet – einer Institution, die vor allem für ihre rigorosen Methoden zur Profitsteigerung bekannt ist, die oft auf Kosten der Arbeitnehmer gehen. Kritiker sehen darin einen Grund, warum die Fed in Krisenzeiten eher Kapital und Macht konzentriert, anstatt wirtschaftliche Unterschiede zu verringern.
Die Pandemie hat diese Spannungen nochmals deutlich gemacht. Während Millionen Menschen arbeitslos wurden und viele kleine Betriebe schließen mussten, stiegen die Vermögen großer Finanzakteure und Konzerne weiter an. Die Fed setzte umfangreiche Unterstützungsprogramme auf, die aber vielfach nicht die am schlimmsten betroffenen Gemeinden erreichten, besonders nicht jene, die mehrheitlich von Schwarzen und Hispanic-Amerikanern bewohnt sind. Ein weiterer wachsender Aufgabenbereich der Federal Reserve ist der Klimaschutz. Die wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels treffen insbesondere vulnerable Bevölkerungsgruppen hart und bedrohen die infrastrukturelle und soziale Stabilität ganzer Regionen.
Obwohl andere Zentralbanken weltweit schon vor einigen Jahren begonnen haben, ökologische Risiken in ihre Geldpolitik einzubeziehen, reagiert die Fed bislang nur zögerlich. Verschiedene demokratische Politikerinnen und Politiker sowie Klimaaktivist:innen fordern zunehmend, dass die Fed ihre Instrumente nutzt, um Investitionen in fossile Brennstoffe zu begrenzen und nachhaltige Finanzierungen zu fördern. In der öffentlichen Wahrnehmung ist die Fed oft eine geheimnisvolle und elitäre Institution, deren Entscheidungen kaum nachvollziehbar scheinen. Dabei berühren ihre politischen Maßnahmen das tägliche Leben jedes Einzelnen – angefangen von den Zinsen für Kredite und Hypotheken über die Preise für Lebensmittel bis hin zum Zugang zu Arbeitsplätzen und Wohlstandschancen. Es gibt jedoch Hoffnung auf einen Wandel.
Immer mehr Stimmen plädieren dafür, die Fed demokratischer und sozial gerechter aufzustellen – mit Führungspersönlichkeiten, die ein breiteres Spektrum an Erfahrungen mitbringen, unter anderem Frauen und Personen aus marginalisierten Communities. Zwei Kandidatinnen, die in diesem Kontext oft genannt werden, sind Lisa Cook, eine renommierte Wirtschaftswissenschaftlerin mit Schwerpunkt auf Schwarzer Wirtschaftsgeschichte, und Sarah Bloom Raskin, die früh die Bedeutung des Klimawandels für die Finanzwelt betont hat. Die Reform der Federal Reserve könnte dazu beitragen, die wirtschaftlichen Ungleichheiten zu verringern, faire Kreditzugänge zu gewährleisten und ökologische Nachhaltigkeit stärker in der Finanzwelt zu verankern. Wenn die Politik diesen Weg ernsthaft einschlägt, kann aus der Fed eine echte Institution für wirtschaftlichen Fortschritt, Gerechtigkeit und Umweltschutz werden. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Federal Reserve weit mehr ist als nur eine Zentralbank.
Sie besitzt die Macht, unsere Arbeitswelt, das Finanzsystem und den Klimaschutz maßgeblich zu beeinflussen. Ihr Handeln hat direkte Konsequenzen für alle Bevölkerungsgruppen. Deshalb ist es von entscheidender Bedeutung, die Machtstrukturen innerhalb der Fed transparent zu machen und sie für gesellschaftliche Interessen zu öffnen. Nur so wird es möglich sein, dass die Fed ihre volle Rolle als Motor für nachhaltiges und gerechtes Wachstum entfalten kann – nicht nur für die Wirtschaftselite, sondern für die gesamte Gesellschaft.