Die Beziehung zwischen Amazon und Nvidia war in den letzten Jahren ein Paradebeispiel für den wachsenden Boom künstlicher Intelligenz und Cloud-basierter Rechenzentren. Nvidia profitiert erheblich davon, dass große Cloud-Anbieter wie Amazon massiv in Hochleistungs-GPUs investieren, um ihre Rechenkapazitäten auszubauen. Doch eine jüngste Entwicklung könnte für Nvidia-Investoren eine bedeutende Warnung darstellen: Amazon hat signifikante Anteile an Advanced Micro Devices (AMD) erworben und intensiviert seine Bemühungen, eigene KI-Chips zu entwickeln. Dieses Vorgehen könnte das Kräfteverhältnis innerhalb der Chipbranche nachhaltig verändern. Amazon ist nicht nur ein bedeutender Kunde für Nvidia, sondern zugleich ein Schwergewicht in der Cloud-Computing-Landschaft und ein Treiber technologischer Innovationen.
Der Konzern investierte in den letzten Jahren mehr als 93 Milliarden US-Dollar in den Aufbau und die Erweiterung seiner Infrastruktur, Tendenz steigend. Große Teile dieses Kapitals flossen in den Einkauf modernster Hardware, vor allem GPUs von Nvidia, die für Trainings- und Inferenzaufgaben in künstlichen Intelligenz-Systemen unverzichtbar sind. Die GPUs von Nvidia sind weithin als Branchenstandard angesehen, ihre Leistungsfähigkeit und Skalierbarkeit machen sie zur bevorzugten Wahl in vielen Cloud-Rechenzentren. Dennoch zeigen jüngste Veränderungen, dass Amazon nicht ausschließlich auf Nvidia setzt. Die starke Kapitalallokation des Unternehmens in die Entwicklung eigener KI-Chips – unter anderem in Partnerschaft mit Marvell Technologies für die Trainium- und Inferentia-Prozessoren – signalisiert den Wunsch, die Abhängigkeit von externen Herstellern zu minimieren.
Marvell, ein etablierter Anbieter von Netzwerk- und Datenzentrums-Chips, erhält durch Amazons Partnerschaft und Investitionen eine bedeutende Rolle in der Chipversorgung der Cloud-Plattform. Darüber hinaus hat Amazon im ersten Quartal 2025 etwa 822.000 Aktien von AMD erworben, was einem Wert von etwa 90 Millionen US-Dollar entspricht. Diese Investition ist für einen Konzern von Amazons Größe zwar finanziell überschaubar, jedoch symbolträchtig. AMD gilt als der schärfste Konkurrent von Nvidia insbesondere bei GPUs und CPUs, die zunehmend für KI-Workloads optimiert werden.
Mit der Lizenzierung der x86-Architektur durch Intel konnte AMD seine Stellung bei Serverprozessoren und Windows-basierten Systemen festigen und baut seine Marktanteile kontinuierlich aus. Die Equity-Position in AMD lässt darauf schließen, dass Amazon das Potenzial dieser Technologie als strategischen Vorteil sieht und möglicherweise plant, seine Abhängigkeit von Nvidia weiter zu diversifizieren. Für Nvidia-Investoren bedeutet dies eine Zäsur. Die Dominanz des Unternehmens im Markt könnte durch den wachsenden Einfluss von AMD und den Einsatz eigener Chips durch Amazon in Frage gestellt werden. Der Wettbewerb um Marktanteile im Bereich der High-Performance-Computing-Chips für KI-Anwendungen wird intensiver, und die Branchenplayer rüsten auf.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass Amazon seine Datenzentren zunehmend mit hauseigener Hardware ausstattet. Diese Eigenentwicklung birgt das Potenzial, die Betriebskosten zu senken und die Kontrolle über die gesamte Technologie-Stack zu verstärken. Es ist denkbar, dass Amazon durch die Kombination von AMD-Investitionen und eigenen Chipentwicklungen seine Serverlandschaft flexibilisiert und weniger auf Nvidia angewiesen wird. Investoren sollten daher besonderes Augenmerk auf die Investitionsentscheidungen großer Cloud-Anbieter legen, da diese erheblichen Einfluss auf die Nachfrage nach bestimmten Chiptechnologien haben. Amazon ist einer der treibenden Kräfte hinter dem globalen Ausbau von KI-Infrastrukturen.
Veränderungen in seiner Technologieauswahl können weitreichende Folgen für die Gewinne und Marktposition von Chip-Herstellern haben. Daneben bleibt die Innovationsgeschwindigkeit in Bereichen wie KI-Chips enorm hoch. Nvidia investiert weiterhin sehr intensiv in Forschung und Entwicklung, um seine GPUs leistungsfähiger und effizienter zu machen. Doch mit zunehmender Konkurrenz, etwa durch AMD, Intel oder aufkommende Anbieter von maßgeschneiderten Prozessorlösungen, entstehen neue Herausforderungen. Auch Nvidia entwickelt eigene Lösungen für den Bereich KI, doch der Markt wird heterogener.
Die Partnerschaft zwischen Amazon und Anthropic verdeutlicht Amazons Bestreben, sich technologisch breiter aufzustellen. Die Zusammenarbeit mit einem KI-Startup in Verbindung mit eigenen Chips zeigt, dass Amazon nicht länger nur als Abnehmer von Nvidia zum Tragen kommt, sondern strategisch eigene Akzente setzen möchte. Langfristig dürften solche Entwicklungen den Wettbewerb verschärfen und zu einer Aufteilung der Marktanteile führen. Neben den technologischen Aspekte spielen auch wirtschaftliche und strategische Faktoren eine Rolle. Amazons Investitionen in AMD und Marvell signalisieren, dass der Cloud-Riese versucht, die Kontrolle über seine Lieferketten und Technologieentwicklungen zu stärken.
Für Anleger bedeutet das, dass man Nvidia nicht isoliert betrachten kann. Es zeigt sich, dass der Cloud-Computing-Markt eine komplexe Dynamik mit mehreren wichtigen Technologiepartnern aufweist. Die Abhängigkeit von einzelnen Chipanbietern könnte abnehmen, was die Gewinnmargen und das Wachstumspotenzial von Unternehmen wie Nvidia beeinflusst. Diese Marktentwicklung verweist auch auf eine mögliche Phase erhöhter Volatilität im Aktienkurs von Nvidia, da Investoren die strategischen und technologischen Auswirkungen neuer Partnerschaften und Eigenentwicklungen von Amazon bewerten. Die Chipindustrie erlebt eine Phase starken Wandels: Anbieter diversifizieren ihre Produktportfolios, Cloud-Anbieter wachsen als bedeutende Entwickler eigener Hardwaresysteme heran und der generative KI-Boom sorgt für kontinuierlich steigende Nachfrage.