Active Recon, auch bekannt als aktive Aufklärung, ist ein wesentlicher Bestandteil des Penetration Testing und der IT-Sicherheitsanalyse. Ziel ist es, möglichst viele Informationen über ein Zielsystem oder eine Infrastruktur zu sammeln, um Schwachstellen zu identifizieren und besser auf einen Angriff oder eine Untersuchung vorbereitet zu sein. Im Gegensatz zur passiven Aufklärung, bei der Informationen größtenteils unbemerkt gesammelt werden, ist aktive Aufklärung durch direkte Interaktion mit dem Ziel gekennzeichnet. Das bedeutet, dass Aktionen sichtbar und in den Logs auf der Zielseite nachvollziehbar sind. Dennoch ist sie unverzichtbar, um ein tiefgreifendes Verständnis der Infrastruktur zu erlangen.
Ein strukturierter und methodischer Ansatz ist dabei der Schlüssel zum Erfolg. Der erste Schritt einer aktiven Recon erfolgt meist mit der Filterung der bereits gesammelten URL-Adressen aus der passiven Phase. Dabei werden diese URLs anhand ihrer HTTP-Statuscodes sortiert und auf Relevanz geprüft. Statuscodes wie 200 (OK), 301/302 (Weiterleitungen) oder 403 (Zugriff verweigert) liefern wichtige Informationen über den Zustand und die Zugänglichkeit der Ressourcen. Mit Tools wie httpx lassen sich diese Statuscodes automatisiert überprüfen, wodurch sichergestellt wird, dass nur funktionierende und relevante URLs weiterverfolgt werden.
Gerade bei großen Datenmengen kann es sinnvoll sein, die Liste in kleinere Teile zu splitten, um die Analyse zu beschleunigen und effizienter zu gestalten. Wenn URLs nach Statuscode gefiltert sind, geht es darum, offene Ports auf den Systemen hinter den Webadressen zu identifizieren. Hierfür hat sich das Tool Naabu etabliert, das eine schnelle und gründliche Port-Analyse ermöglicht. Es scannt das vollständige Portspektrum und erkennt aktive Dienste. Das parallele Scannen nach IP-Adressen und Domains erhöht die Treffgenauigkeit und schließt mögliche Lücken, die zum Beispiel durch Blockierungen auf IP-Ebene entstehen könnten.
Das Wissen über offene Ports und deren Dienste ist essenziell, um potenzielle Angriffsflächen zu finden und zu klassifizieren. Bei umfangreichen Scopes empfiehlt es sich, den Portscan ebenfalls zu segmentieren und mit geeigneten Parametern auszuführen, um die Performance zu erhöhen und die Analyse übersichtlich zu halten. Mit den ermittelten offenen Ports werden anschließend Webservices an den jeweiligen Adressen identifiziert und katalogisiert. Die Ausgabe eines Scans wird zur Erstellung einer Übersicht genutzt, die alle zugänglichen Web-Anwendungen und deren spezifische Endpunkte auflistet. Das ist wichtig für die nachfolgende Arbeitsschritte und hilft, alle relevanten Ziele systematisch zu erfassen.
Die Resultate werden entsprechend auf IP-Adressen und Domain-Namen aufgeteilt, da auf diesen Ebenen unterschiedliche Techniken eingesetzt werden können, zum Beispiel bei der Suche nach virtuellen Hosts. Die Verarbeitung der Domainliste, die sich aus der passiven Recon ergibt, spielt eine entscheidende Rolle. Die Liste enthält sowohl valide als auch nicht auflösbare oder ungültige Subdomains. Es ist notwendig, diese zu bereinigen und z.B.
nicht auflösbare Subdomains separat zu speichern. Außerdem lohnt sich eine gezielte Überprüfung von Adressen, die HTTP-Statuscodes wie 401 (Unauthorized), 403 (Forbidden) oder 404 (Not Found) zurückgeben. Die Analyse dieser Antworten hilft, Schlüsselbereiche zu identifizieren, die entweder geschützt oder versteckt sind und daher potenziell interessante Angriffspunkte darstellen. Eine spezialisierte Behandlung von Statuscodes 401 und 403 ermöglicht es, nach geeigneten Bypass-Methoden zu suchen, die Sicherheitsmechanismen überwinden können. Im Gegensatz dazu bietet der Statuscode 404 bei genauerer Untersuchung manchmal unerwartete Schwachstellen, etwa wenn durch bestimmte Umwege Informationen preisgegeben werden oder versteckte Ressourcen offengelegt werden.
Für die Vorbereitung eines Brute-Force-Angriffs werden diese Listen zusammengeführt, um die Verfügbarkeit von Verzeichnissen und Endpunkten systematisch abzuklopfen. Während httpx das am häufigsten genutzte Tool für diese Phasen ist, gibt es auch Alternativen, die je nach gegebener Situation eingesetzt werden können. Man sollte auf die Qualität der Resultate achten, insbesondere wenn Unstimmigkeiten oder Fehler in den Antworten auftreten, die für die Entscheidung über weitere Schritte kritisch sind. Eine weitere wichtige Technik im Rahmen der aktiven Recon ist die Suche nach virtuellen Hosts (vHosts). Dabei geht es darum, weitere Webdienste zu identifizieren, die auf derselben IP-Adresse, aber unter unterschiedlichen Domainnamen laufen.
Die Erkenntnisse über vHosts erlauben eine erweiterte Angriffshypothese und helfen, das Zielsystem noch detaillierter darzustellen. Für diesen Zweck werden sowohl ermittelte IP-Adressen als auch Domain-Namen genutzt und sogenannte Brute-Force-Listen eingesetzt, um potenzielle zusätzliche vHosts zu entdecken. Im Verlauf der aktiven Aufklärung werden auch gezielt Verzeichnisse mit Brute-Force-Methoden untersucht. Hierbei kommen spezialisierte Tools und Listen zum Einsatz, die eine große Anzahl möglicher Verzeichnisnamen durchtesten. Das Ziel besteht darin, verborgene oder unzureichend geschützte Ordnerebenen zu entdecken, die sensible Informationen oder Funktionen enthalten können.
Die Resultate aus dieser Untersuchung werden sorgfältig archiviert, um sie später mit weiteren Analysen zu kombinieren. Weiterhin sammeln Sicherheitsexperten alle Antworten der URLs, die sie abfragen. Das Speichern und anschließende Auswerten dieser HTTP-Antworten ist entscheidend, da sich hier oftmals nützliche Daten finden lassen, wie beispielsweise technische Hinweise, API-Endpunkte oder Konfigurationsinformationen. Auch die Analyse von URLs mit Parametern und insbesondere POST-Anfragen liefert wertvolle Erkenntnisse über die Funktionsweise und potentielle Schwachstellen einer Webanwendung. JavaScript-Dateien auf Webservern sind häufig eine Quelle weiterer Informationen, da sie oft API-Endpunkte, Funktionsweisen oder Schwachstellen offenbaren.
Das Sammeln aller JS-Dateien und die Untersuchung ihres Inhaltes gehört deshalb zu einem gründlichen aktiven Recon-System. Dabei werden Tools verwendet, die automatisiert alle verlinkten Skripte erfassen und strukturierte Daten daraus extrahieren. Die zusammengetragenen Daten können anschließend genutzt werden, um eine Karte des Webauftritts und der Dienste zu erstellen, idealerweise in einem Tool wie Burp Suite. Diese visuelle Struktur erleichtert das Verständnis der Zielumgebung, hilft bei der Planung weiterer Tests und beim Erkennen von Angriffspfaden. Zur Unterstützung der Effizienz werden in modernen Recon-Workflows häufig mehrere Tools parallel eingesetzt.
Je nach Größe des Scopes und Komplexität der Zielstruktur muss das Vorgehen skalierbar sein. Methoden zur zeitweiligen Aufteilung in kleinere Aufgabenpakete und die Kombination der Ergebnisse erlauben es, auch sehr umfangreiche IT-Infrastrukturen zuverlässig aufzuarbeiten. Alles in allem ist Active Recon eine Kunst und Wissenschaft zugleich, die Geduld, Präzision und methodisches Vorgehen verlangt. Nur mit einer sorgfältig geplanten und schrittweise ausgeführten Strategie lassen sich tiefgehende Erkenntnisse gewinnen, die den entscheidenden Unterschied in der IT-Sicherheitsanalyse ausmachen. Der direkte Kontakt mit der Zielinfrastruktur birgt zwar Risiken, da Aktivitäten erkannt werden können, doch die dafür gewonnenen Informationen sind für einen erfolgreichen Pentest unerlässlich.
Das Verständnis und der korrekte Einsatz von Werkzeugen wie httpx, Naabu, Nmap sowie verschiedenen Brute-Force- und Analyse-Tools ist Grundvoraussetzung. Gleichzeitig sind fundierte Kenntnisse über HTTP-Protokolle, Statuscodes und Webtechnologien notwendig, um die gesammelten Daten richtig interpretieren und effektiv nutzen zu können. Active Recon ist damit nicht nur ein Schritt im Pentest-Prozess, sondern ein zentraler Hebel, um Schwachstellen aufzudecken und die Sicherheit von IT-Systemen zu verbessern. Wer diesen Prozess beherrscht, hat einen großen Vorteil bei der Identifikation von Angriffspunkten und der damit verbundenen Schutzmaßnahmen.