Die Finanzwelt ist komplex und besonders beim Thema Rente sind viele Menschen unsicher. Trotz der grundlegenden Bedeutung von Altersvorsorge für die finanzielle Stabilität und Sicherheit im späteren Leben zeigt eine aktuelle Studie, dass viele Amerikaner große Wissenslücken in Sachen Rentenwissen aufweisen. Der jüngste Bericht des TIAA Institute und des Global Financial Literacy Excellence Center der George Washington University offenbart alarmierende Ergebnisse: Durchschnittlich wurden bei einem sechsteiligen Test rund zwei Fragen richtig beantwortet – ein Ergebnis, das auf erschreckend geringe Kenntnisse hindeutet. Diese Erkenntnisse werfen die Frage auf, warum das Verständnis für wichtige Aspekte der Altersversorgung so mangelhaft ist und welche Konsequenzen das für die Betroffenen und die Gesellschaft insgesamt hat. Ein zentrales Problem ist die mangelnde Aufklärung über wichtige Komponenten der sozialen Absicherung in den USA, etwa Social Security und Medicare.
Diese Institutionen spielen eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, wie Menschen im Ruhestand finanziell abgesichert sind, jedoch zeigt sich, dass viele nicht wissen, wie sie funktionieren. Social Security sorgt für eine Grundversorgung im Alter, kann aber nur einen Teil des Lebensunterhalts decken. Die Regeln zur Auszahlung, etwa wann man Anspruch hat und wie sich die Höhe der Leistungen berechnet, sind komplex. Ähnlich verhält es sich mit Medicare, dem staatlichen Krankenversicherungsprogramm für ältere Bürger. Viele gehen fälschlicherweise davon aus, Medicare decke alle Gesundheitskosten, was jedoch nicht der Fall ist.
Tatsächlich zahlen vor allem höhere Einkommen oft höhere Prämien, beispielsweise für Medicare Part B oder die verschreibungspflichtigen Medikamente, was für viele eine unangenehme Überraschung darstellt. Finanzexpertinnen und -experten wie Annamaria Lusardi, Mitautorin des Berichts und Senior Fellow am Stanford Institute for Economic Policy Research, weisen darauf hin, dass die Entscheidung rund um Social Security und Medicare komplex sei und eine große Informationsmenge voraussetze. Das Fehlen von Wissen in diesem Bereich ist besonders beunruhigend, weil viele Menschen mehr Einkommen benötigen, als diese Programme bereitstellen können. Die Herausforderung, neben diesen staatlichen Leistungen selbst vorzusorgen, wird dadurch erschwert, dass grundlegende finanzielle Bildung oft fehlt. Ein weiterer Aspekt, der die Ergebnisse der Studie erklärt, ist der unzureichende Stellenwert von Finanzbildung in der schulischen Ausbildung.
Nur etwa 28 Bundesstaaten haben Finanzbildung als Voraussetzung für den Schulabschluss eingeführt. Meist handelt es sich dabei um einen einzigen Kurs, der Themen wie Budgetierung, Sparen und Schuldenmanagement behandelt, aber oft kaum auf die komplexen Anforderungen der Altersvorsorge eingeht. Für viele endet die formale Finanzbildung somit mit der Schule, bevor sie überhaupt beginnen, ein Arbeitsleben aufzubauen und systematisch für die Zukunft vorzusorgen. Der Beginn des Berufslebens stellt einen entscheidenden Moment dar. Schon eine Verzögerung von wenigen Jahren bei der Einrichtung eines Ruhe-sparplans hat erhebliche Auswirkungen auf die mögliche Rentenhöhe – vor allem aufgrund des Prinzips des Zinseszinses, bei dem sich Erträge über die Zeit exponentiell vermehren.
Eine frühe und kontinuierliche Sparstrategie kann daher einen großen Unterschied machen. Experten empfehlen, dass gerade Arbeitgeber mehr Initiativen ergreifen sollten, um junge Angestellte über Altersvorsorge zu informieren und ihnen entsprechende Angebote zu machen. So könnten Nachholbedarf und Unsicherheiten minimiert werden. Neben dem Wissen über Sozialleistungen und die Bedeutung der frühzeitigen Sparmaßnahmen fehlt vielen auch das Bewusstsein für die statistischen Grundlagen der Lebenserwartung im Ruhestand. Nur ein Drittel der Befragten kannte die durchschnittliche Lebenserwartung eines 65-jährigen Mannes oder einer 65-jährigen Frau in den USA.
Diese Information ist jedoch essenziell, um realistisch planen zu können, wie lange das angesparte Vermögen ausreichen muss. Eine grobe Faustregel besagt, dass Männer im Schnitt etwa 19 Jahre und Frauen etwa 22 Jahre nach Erreichen des Rentenalters leben. Die richtige Einschätzung dieser Zeitspanne hat großen Einfluss auf die Höhe der Ersparnisse, die notwendig sind, um den Lebensstandard im Ruhestand aufrechtzuerhalten. Die finanzielle Unsicherheit im Alter kann zu erheblichem Stress führen und die Lebensqualität deutlich mindern. Wer im Rentenalter feststellt, nicht ausreichend vorgesorgt zu haben, sieht sich oft gezwungen, den Lebensstil drastisch einzuschränken oder länger zu arbeiten als geplant.
Dabei könnten bessere Kenntnisse über die Funktionsweise von Sozialleistungen, die Bedeutung von Sparplänen und die Lebensdauer im Ruhestand dazu beitragen, dass Menschen informiertere Entscheidungen treffen und ihre Finanzen rechtzeitig in Ordnung bringen. Einige Experten fordern daher mehr öffentliche Bildungsprogramme sowie gezielte Arbeitgeberinitiativen, um die finanzielle Kompetenz der Bevölkerung zu erhöhen. Die Pandemie hat zudem gezeigt, wie wichtig es ist, über Notfallreserven zu verfügen und für Krisenzeiten vorzusorgen – ein Aspekt, der ebenfalls in der Finanzbildung verstärkt behandelt werden sollte. Darüber hinaus spielen demografische Veränderungen eine Rolle. Die Bevölkerung altert zunehmend, und gleichzeitig sinkt das Verhältnis von Erwerbstätigen zu Rentnern, was die sozialen Sicherungssysteme vor Herausforderungen stellt.
Dies verstärkt den Druck auf individuelle Altersvorsorge und die Notwendigkeit, finanzielle Bildung zu stärken, damit jeder gut vorbereitet in den Ruhestand gehen kann. Auch die psychologische Komponente darf nicht unterschätzt werden. Geld ist für viele Menschen ein emotionales Thema, das Ängste und Unsicherheiten auslöst. Finanzielle Bildung kann helfen, diese Ängste abzubauen, indem sie Kompetenz und Selbstvertrauen schafft, aber sie erfordert auch ein behutsames Herangehen – vor allem bei Menschen, die sich bisher wenig mit dem Thema beschäftigt haben. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die niedrige Rentenkompetenz in den USA ein ernst zu nehmendes Problem darstellt.