Jamaika ist einer der wenigen Staaten, die ihre Schulden in nur 10 Jahren halbiert haben. In einer Zeit, in der öffentliche Schulden weltweit steigen, hat das kleine karibische Inselreich ein bemerkenswertes Beispiel für finanzielle Gesundung gesetzt. Im Jahr 2013 wurde Jamaika als das "Griechenland der Karibik" bezeichnet, so kritisch war die Lage. Die Verschuldung erreichte damals 146 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP), und allein die Rückzahlung der Schulden verschlang die Hälfte der öffentlichen Ausgaben. Zehn Jahre später ist die Verschuldung auf 73,5 % des BIP gesunken.
Kein anderes Land, außer Island und Irland, hat eine solche Leistung in diesem Zeitraum erbracht, was umso bemerkenswerter ist, da die Schuldenlast anderswo weiterhin stieg, insbesondere nach der Covid-19-Pandemie. Laut Prognosen des Internationalen Währungsfonds wird die Verschuldung in entwickelten Ländern bis 2028 Rekordhöhen von 120 % des BIP und in Schwellenländern von 80 % des BIP erreichen. Die Hauptgründe für diesen Erfolg liegen darin, dass Jamaika einen klaren Fahrplan eingeführt hat. Mit einem Steuergesetz, das 2010 verabschiedet wurde, wurde der Finanzminister verpflichtet, bis 2016 einen ausgeglichenen Haushalt zu erreichen oder die Gehälter im öffentlichen Sektor auf 9 % des BIP zu begrenzen. Ausnahmen von diesen Regeln sind für den Fall von Naturkatastrophen oder Krisen vorgesehen, wie während der Covid-19-Pandemie.
Aber vor allem dank einer Erhöhung der Budgeteinnahmen hat das Land seine Schulden reduziert. Es hat zahlreiche Steuerschlupflöcher abgeschafft und insbesondere die Einkommensteuer erhöht, insbesondere auf die höheren Einkommensgruppen. Um sicherzustellen, dass diese Gesetze eingehalten werden, hat Jamaika hart daran gearbeitet, einen breiten Konsens aufzubauen. Die Lösung für das Schuldenproblem ist auch politisch. Die Regierung hat Vertreter der Zivilgesellschaft, Gewerkschaften und Oppositionsparteien an einen Tisch gebracht, um einen möglichst fairen Reduktionsplan zu erarbeiten.