Die rasante Entwicklung künstlicher Intelligenz (KI) spielt eine immer bedeutendere Rolle im Kampf gegen Online-Betrug. Google hat kürzlich neue, auf On-Device KI basierende Schutzfunktionen angekündigt, die Nutzern von Chrome und Android eine verbesserte Sicherheit bieten sollen. Diese neuen Mechanismen zielen darauf ab, Betrugsversuche frühzeitig zu erkennen und aktive Gegenmaßnahmen einzuleiten, bevor Nutzer Schaden nehmen. Dabei setzt Google vor allem auf eine innovative Nutzung seines eigenen großen Sprachmodells Gemini Nano, das direkt auf Endgeräten betrieben wird und so eine schnelle sowie datenschutzfreundliche Analyse ermöglicht. Google weist darauf hin, dass das Modell Gemini Nano speziell für die Erkennung komplexer und wechselnder Betrugsstrategien entwickelt wurde.
Durch die Auswertung der Webseiteninhalte im Browser kann das Modell Hinweise auf betrügerische Absichten erkennen, beispielsweise bei sogenannten Remote Tech Support Scams. Hier versuchen Betrüger, Nutzer über falsche Computerprobleme zu täuschen und so an persönliche oder finanzielle Daten zu gelangen. Solche Seiten nutzen häufig spezielle Techniken, wie die Verwendung der Keyboard Lock API, um das Opfer in die Irre zu führen. Das KI-Modell wertet diese und weitere Signalsysteme aus, um eine Betrugswarnung auszulösen. Die Entscheidung, das Sprachmodell direkt auf dem Gerät laufen zu lassen, führt zu mehreren Vorteilen.
Nutzer profitieren von sofortigen Warnungen, ohne dass Daten zur Analyse in die Cloud gesendet werden müssen. Zugleich kann so auch gegen neuartige Betrugsmaschen schneller reagiert werden, die bisher eventuell noch nicht in klassischen Datenbanken erfasst sind. Zudem sorgt Google dafür, dass die Ressourcennutzung begrenzt bleibt, indem Tokenverbrauch überwacht, Prozesse asynchron ausgeführt und die GPU-Nutzung durch Throttling reguliert wird. Dies bedeutet, dass die Schutzfunktionen nicht die Leistung des Geräts negativ beeinträchtigen. Die Umsetzung der neuen Schutzmechanismen beginnt mit Chrome 137 auf Desktop-Geräten und soll im Laufe des Jahres auch für Android-Smartphones ausgerollt werden.
Damit erweitert Google seine Sicherheitsmaßnahmen deutlich, denn neben der Erkennung technischer Support-Betrugsmaschen plant das Unternehmen Funktionen zum Schutz vor Paketverfolgungs- und nicht bezahlten Maut-Betrugsfällen. Diese Anpassungen zeigen ein tieferes Verständnis der vielfachen Online-Betrugsstrategien, die Verbraucher tagtäglich bedrohen. Eine weitere bedeutende Neuerung betrifft Chrome auf Android: Hier führt Google ein neues Warnsystem für unerwünschte und potenziell betrügerische Benachrichtigungen ein. Diese Meldungen sollen vor allem vor Webseiten warnen, die versuchen, Nutzer zu täuschen, um sie zum Download schädlicher Software zu verleiten oder sensible Informationen preiszugeben. Das Modell erkennt benutzerunfreundliche und spamartige Benachrichtigungen bereits lokal auf dem Smartphone oder Tablet und informiert den Nutzer durch eine deutliche Warnung.
Der Nutzer hat anschließend die Möglichkeit, die Benachrichtigung genauer zu prüfen oder sich vom entsprechenden Informationsdienst abzumelden. Die Einführung dieser Technologien fällt zeitlich zusammen mit anderen Google-Initiativen, die auf Schutz vor Betrug und Missbrauch ausgerichtet sind. So wurden bereits AI-gestützte Sicherheitsfunktionen in der Google Messages App implementiert, um betrügerische Nachrichten noch effektiver zu erkennen und zu blockieren. Im vergangenen Jahr wurden zudem Methoden zur Erkennung gefälschter Anrufe eingeführt, welche häufig für Identitätsdiebstahl oder Datenabgriff genutzt werden. Auch in der nahen Zukunft plant Google mit Android 16 eine erweiterte Advanced Protection Funktion, die besonders sicherheitsbewussten Nutzern durch umfassende Einstellungen und Schutzmechanismen eine robuste Verteidigung bietet.
Diese Advanced Protection Funktion orientiert sich teilweise an Apples bekannter Lockdown Mode und deaktiviert beispielsweise JavaScript, beschränkt ältere 2G-Netzwerke und aktiviert standardmäßig diverse Sicherheitsfeatures wie Diebstahlschutz, Offline-Gerätesperre, sichere Browserfunktionen sowie Spam-Schutz in Nachrichten. Ein neuer Intrusion Logging Mechanismus speichert Geräteprotokolle in einer geschützten und manipulationssicheren Weise, um im Falle eines Angriffs forensische Analysen zu ermöglichen. Darüber hinaus hat Google spezielle in-call Sicherheitsvorkehrungen eingeführt, die verhindern, dass Nutzer während eines Telefonats mit unbekannten Anrufern Google Play Protect deaktivieren, Apps sideloaden oder Zugriffsrechte missbräuchlich vergeben. Klare Warnhinweise werden zudem angezeigt, wenn während eines Anrufs Banking-Apps geöffnet werden, um Nutzer vor möglichen Betrugsversuchen zu schützen. Erste Kooperationen mit Banken in Großbritannien zeigen bereits vielversprechende Ergebnisse.
Im Bereich der Betrugserkennung in Googles Messages App wurde die Bandbreite der erkannten Betrugsarten ebenfalls erweitert. Neben technischen Support-Betrugsversuchen werden nun auch Finanzbetrug, Krypto-Betrug, falsche Gewinnversprechen sowie Betrugsversuche mit Maut- und Rechnungsgebühren überwacht. Um die Kommunikation zusätzlich abzusichern, arbeitet Google an einer Funktion namens Key Verifier. Diese ermöglicht es Konversationspartnern, ihre Identität über öffentliche Verschlüsselungsschlüssel zu bestätigen. Durch Scannen von QR-Codes oder Abgleich ihrer Telefonnummer sichern Nutzer so private Chats gegen Manipulation oder Spionage ab.
Gerätebesitzer erhalten mit Android 16 verbesserte Schutzmechanismen gegen unbefugte Zurücksetzungen und Sperren. Eine Sicherheitsfrage kann hinzugefügt werden, um Geräte im Falle eines unautorisierten Factory Resets zu schützen und das Risiko durch Diebstahl zu verringern. Zudem werden One-Time-Passwords auf dem Sperrbildschirm in risikoreichen Situationen verborgen, damit Passwörter nur nach dem Entsperren sichtbar sind. Google Play Protect wird ebenfalls ausgebaut, um eine noch bessere Erkennung schädlicher Apps zu gewährleisten. Insbesondere Apps, die Icons verstecken oder verändern, um Nutzer zu täuschen, werden künftig schneller erkannt.
Die neuen Schutzfunktionen sollen in den kommenden Monaten auf Google Pixel 6 und ausgewählten Geräten anderer Hersteller verfügbar sein. Diese umfassenden Sicherheitsinitiativen zeigen Googles Engagement, Nutzer vor den immer ausgefeilteren Angriffsmethoden von Cyberkriminellen zu schützen. Die Kombination aus leistungsfähiger On-Device KI, proaktiven Mechanismen im Browser und im Betriebssystem sowie der engen Zusammenarbeit mit Banken und Apps schafft eine neue Schutzschicht, die das digitale Leben sicherer machen soll. Gleichzeitig achtet Google darauf, den Datenschutz und die Performance seiner Nutzer zu berücksichtigen, indem viele Prozesse lokal ablaufen und Ressourcen effizient genutzt werden. Die zunehmende Integration von künstlicher Intelligenz in Sicherheitsfunktionen wird in Zukunft das Fundament gegen Betrugsversuche bilden.
Google geht hier mit technischen Innovationen und praxisorientierten Schutzmaßnahmen voran, um Anwender vor den vielfältigen Gefahren des Internets besser zu bewahren. Die Kombination aus schnell adaptierbarer Software, auf Geräten gespeicherter Intelligenz und enger Zusammenarbeit mit Branchenpartnern ebnet den Weg für ein sicheres und vertrauenswürdiges Online-Erlebnis auf Chrome und Android.