Die American Institute of CPAs (AICPA) hat sich kürzlich zu einem bedeutenden Gesetzesentwurf positioniert, der auf eine grundlegende Veränderung in der Kontrolle der Wirtschaftsprüfung börsennotierter Unternehmen in den Vereinigten Staaten abzielt. Der Entwurf, der vom House Financial Services Committee vorgelegt wurde, sieht vor, das Public Company Accounting Oversight Board (PCAOB) aufzulösen und seine vielfältigen Aufgaben an die Securities and Exchange Commission (SEC) zu übertragen. Diese Umstrukturierung des regulatorischen Umfelds wirft weitreichende Fragen rund um die Zukunft der Wirtschaftsprüfung, die Qualitätssicherung in den Kapitalmärkten und den Schutz der Öffentlichkeit auf. Die Stellungnahme und Perspektive der AICPA bieten dabei wertvolle Einblicke in die Bedeutung eines stabilen und effektiven Aufsichtssystems für Wirtschaftsprüfer und Investoren. Das PCAOB spielt seit seiner Gründung eine zentrale Rolle in der Überwachung von Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, die Unternehmen börsennotierter Unternehmen prüfen.
Seine Verantwortlichkeiten umfassen regelmäßige Inspektionen, die Sicherstellung der Einhaltung von Prüfungsstandards sowie die Durchsetzung von Regeln sowie Disziplinarmaßnahmen bei Verstößen. Die geplante Gesetzesänderung sieht vor, dass die SEC diese Aufgaben innerhalb eines Jahres nach Verabschiedung des Gesetzes übernimmt. Für die AICPA ist es entscheidend, dass der Wechsel der Regulierung nahtlos erfolgt, um die Aufrechterhaltung hoher Prüfungsstandards und den Schutz der Investoren sicherzustellen. Mark Koziel, Präsident und CEO der AICPA, betont in seiner Reaktion die fundamentale Bedeutung einer „gesunden Aufsicht“ gegenüber Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, die die Kapitalmärkte stärken und das öffentliche Interesse schützen soll. Er unterstreicht, dass ein wirksames Aufsichtssystem verschiedene Ebenen umfasst, zu denen nicht nur die standardmäßige Prüfung von Unternehmen und die Regelsetzung gehören, sondern auch umfassende Inspektionen, faire Disziplinarverfahren sowie Lizenzierung und Qualitätssicherung auf Engagement- und Firmenebene.
Die Vielzahl dieser Maßnahmen garantiert Transparenz und eine kontinuierliche Verbesserung der Prüfungsqualität. In dem vorgelegten Gesetzesentwurf ist zudem festgelegt, dass alle geistigen Eigentumsrechte, die das PCAOB im Rahmen seiner Registrierungs-, Regelsetzungs- und Inspektionsprogramme besitzt, an die SEC übergehen sollen. Dies sichert eine vollständige Übertragung der fachlichen und technischen Ressourcen und verhindert Brüche im regulatorischen Prozess. Ebenso wird geregelt, dass anhängige Durchsetzungs- und Disziplinarmaßnahmen, die das PCAOB derzeit verfolgt, an die SEC oder gegebenenfalls an andere zuständige Behörden weitergegeben werden. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Wahrung der Kontinuität und der Durchsetzungskraft dieser Maßnahmen während der Übergangsphase.
Besonders interessant ist der Umgang mit den Mitarbeitern des PCAOB. Der Gesetzesentwurf sieht vor, dass sie auf Wunsch und im Rahmen der üblichen Anstellungsbedingungen der SEC vergleichbare Positionen erhalten können. Dabei ist vorgesehen, dass ihre Vergütung an der höchsten Bezahlung vergleichbarer Positionen innerhalb der SEC orientiert wird. Dies soll nicht nur den Verlust von erfahrenem Personal verhindern, sondern auch sicherstellen, dass das Know-how und die Fachkenntnisse im Bereich der Wirtschaftsprüfungskontrolle erhalten bleiben und nicht durch den Wandel geschwächt werden. Diese Vorschläge kommen zu einer Zeit, in der das PCAOB aktiv Disziplinarmaßnahmen ergriffen hat, um Verstöße gegen Auditing-Regeln zu ahnden.
So wurde im April 2025 beispielsweise gegen Adeptus Partners und den Partner Howard S. Krant ein Ordnungsgeld verhängt, da der Prüfungsstandard insbesondere in Bezug auf die Überwachung und Kontrolle der Engagement-Teams unzureichend gewahrt wurde. Dies verdeutlicht die Bedeutung eines robusten Aufsichtssystems und die Notwendigkeit, unverändert hohe Standards zu halten, welche die Qualität der Prüfung und das Vertrauen der Anleger sichern. Die Debatte um die Zukunft des PCAOB und die Rolle der SEC spiegelt darüber hinaus tiefgreifende Überlegungen wider, wie die Regulierungsarchitektur in den USA weiterentwickelt werden kann. Die SEC ist als Aufsichtsbehörde bereits heute eine führende Institution im Bereich der Kapitalmarktregulierung.
Durch die Übertragung der Aufgaben des PCAOB soll die Regulierungsstruktur konsolidiert und die Effizienz gesteigert werden. Es existieren jedoch auch Bedenken hinsichtlich der Einbindung spezialisierter Prüfungskenntnisse und der Gefahr, dass die Prüferaufsicht in einer allumfassenden Behörde womöglich an Fokus verliert. Aus Sicht der AICPA ist die Stärkung der auditbezogenen Aufsicht ein essentieller Baustein zur Sicherung der Kapitalmarktintegrität. Die Organisation signalisiert ihre Bereitschaft, mit Entscheidungsträgern eng zusammenzuarbeiten, um einen reibungslosen Übergang und die weitere Förderung von Audit-Exzellenz zu unterstützen. Dabei ist für die AICPA ein zentraler Punkt die Sicherstellung, dass der Schutz der Investoren im Mittelpunkt steht und dass die Prüfungsgesellschaften durch ein transparentes und stringent durchgesetztes Regelwerk zur Verantwortung gezogen werden.
In den letzten Jahren haben sowohl technologische Entwicklungen als auch sich wandelnde Marktanforderungen neue Herausforderungen an die Wirtschaftsprüfung gestellt. Themen wie Blockchain-Technologie, Digitalisierung von Geschäftsprozessen oder komplexe Finanzinstrumente verlangen eine dynamische und wissensbasierte Aufsicht. Ein einheitliches System unter der SEC könnte dabei helfen, schneller auf neue Entwicklungen zu reagieren und die Aufsicht entsprechend anzupassen. Gleichzeitig gilt es, den spezifischen Charakter der Wirtschaftsprüfung nicht zu verwässern und die umfassende Expertise der PCAOB-Mitarbeiter einzubinden. Die Debatte zeigt, wie wichtig eine ausgewogene und gut organisierte Regulierungsstruktur für die Wirtschaftsprüfung ist.
Angesichts eines sich ständig wandelnden Umfelds und steigender Erwartungen seitens Investoren, Öffentlichkeit und Gesetzgeber stehen die verschiedenen Akteure vor der Aufgabe, die Balance zwischen effizienter Kontrolle und der Wahrung unternehmerischer Freiheiten zu finden. Die geplante Auflösung des PCAOB und die Integration seiner Funktionen in die SEC markieren einen bedeutenden Schritt in diesem Prozess. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Antwort der AICPA auf den Gesetzentwurf wichtige Impulse für die Gestaltung künftiger Regulierungsrahmen liefert. Die Organisation betont die Notwendigkeit, die Kernfunktionen der Aufsicht nicht nur zu erhalten, sondern weiterzuentwickeln und den Schutz der Kapitalmärkte zu stärken. Die konzertierte Zusammenarbeit zwischen Regulierungsbehörden, Wirtschaftsprüfern und anderen Stakeholdern wird entscheidend sein, um den Herausforderungen der Zukunft gerecht zu werden und den hohen Anspruch an Prüfungstransparenz und -qualität sicherzustellen.
Die bevorstehenden Entscheidungen werden somit weit über die reine Umstrukturierung hinaus Auswirkungen auf das Vertrauen in die Finanzmärkte und das Funktionieren der Wirtschaft haben.