Der Sommer 2025 markiert einen bedeutsamen Einschnitt in der öffentlichen Klimakommunikation der Vereinigten Staaten. Climate.gov, eine renommierte Webseite, die vom National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) betrieben wird, wird ab dem 1. Juli 2025 keine neuen Inhalte mehr publizieren. Diese Entscheidung folgte der Entlassung des gesamten Redaktionsteams, das jahrelang maßgeblich daran beteiligt war, aktuelle, zuverlässige und verständlich aufbereitete Informationen rund um Klima- und Wetterthemen bereitzustellen.
Für viele Menschen, Behörden und Wissenschaftler bedeutete climate.gov eine unverzichtbare Quelle zur Einschätzung von Klimaentwicklungen, atmosphärischen Veränderungen sowie zur Warnung vor Extremwetterereignissen. Ihr Wegfall hinterlässt eine Lücke, die kaum zu füllen sein wird. Seit ihrer Gründung war climate.gov mehr als ein gewöhnliches Informationsportal.
Mit monatlich rund einer Million Besuchern zählte die Seite zu den meistbesuchten und vertrauenswürdigsten Plattformen für umfassende Klimadaten in den USA. Die Inhalte reichten von detaillierten Berichten über Dürreperioden, landwirtschaftliche Empfehlungen, Diagramme zu Treibhausgasemissionen bis hin zu interaktiven Karten, die Auswirkungen von Überschwemmungen oder Hitzeperioden visualisierten. Die Kombination aus wissenschaftlicher Genauigkeit und verständlicher Präsentation machte sie zu einem zentralen Werkzeug sowohl für die Öffentlichkeit als auch für Fachleute, die auf aktuelles Wissen angewiesen waren, um Infrastrukturplanung und Katastrophenschutzmaßnahmen zu gestalten. Doch im Februar 2025 begann ein radikaler Umbruch: Die kurzen Verträge sogenannter Probant:innen, darunter auch neue Angestellte auf der Webseite, wurden nicht verlängert. Kurz darauf folgten weitere Kündigungen erfahrener Mitarbeiter:innen, die über Jahre hinweg nicht nur Artikel verfasst, sondern auch komplexe Diagramme und Karten gestaltet hatten.
Die massiven Entlassungen führten dazu, dass zum Stichtag keine Kapazitäten mehr für die Erstellung neuer Inhalte übrigblieben. Diese Entwicklungen lösen in Fachkreisen und kritischen Medien heftige Debatten aus, denn sie werfen Fragen über die zukünftige Rolle und Verpflichtung der US-Behörden zur Aufklärung über den Klimawandel auf. Die Mitarbeiter:innen, die von den Kündigungen betroffen sind, blicken mit großer Sorge in die Zukunft. Unter ihnen war Rebecca Lindsey, die ehemalige Programmleiterin von climate.gov, die sich seit über einem Jahrzehnt für die Entwicklung und Qualität der Webseite einsetzte.
Für sie steht fest, dass die Entscheidung politisch motiviert wurde. Sie kritisiert deutlich, dass die gegenwärtige Regierung verharmlosende Positionen gegenüber dem Klimawandel einnimmt und den öffentlichen Diskurs über diese Thematik stark einschränken möchte. Das Abschalten neuer Inhalte auf einer stark frequentierten Informationsplattform steht somit im Einklang mit einer allgemeineren Strategie, klimabezogene Programme und Kommunikationskanäle innerhalb der Regierung zu reduzieren. NOAA als Betreiber der Webseite hat sich bislang nicht offiziell zu den personellen Veränderungen und der künftigen Ausrichtung von climate.gov geäußert.
Auch das Weiße Haus reagierte nicht auf entsprechende Presseanfragen. Damit wird die Sorge immer größer, dass dieser Vertrauensverlust auf der einen Seite und das Informationsvakuum auf der anderen Seite überhandnehmen könnten. Die bisher auf der Seite publizierten Inhalte bleiben wenigstens vorerst weiterhin online verfügbar, doch fehlt die Aktualisierung notwendiger Daten. Dadurch laufen viele Informationen schnell Gefahr, ihren Wert und ihre Aussagekraft zu verlieren, da die Klimasituation dynamisch ist und stetigen Veränderungen unterliegt. Das Ende der aktiven Pflege von climate.
gov ist nicht das einzige Beispiel für eine Aushöhlung von Klimainitiativen in den USA in jüngster Zeit. Bereits zuvor wurden mehrere Projekte und Programme eingestellt oder in ihrer Finanzierung stark gekürzt. Darunter fällt beispielsweise die Entlassung aller Mitarbeiter:innen, die für den Nationalen Klimabericht verantwortlich waren, ein weiteres zentrales Instrument, um detaillierte Untersuchungen des Klimawandels durchzuführen und politische Entscheidungsträger:innen mit wissenschaftlichen Erkenntnissen zu versorgen. Dabei ist gerade eine fundierte und aktuelle Information über Wetterextreme, langfristige Klimaentwicklungen und vulnerable Regionen für die Anpassung von Infrastruktur, den Schutz von Trinkwasser oder Energieversorgung unerlässlich. Die Reaktionen aus Wissenschaft, Umweltbewegungen und Medien sind einhellig: Sie kritisieren, dass die Entfernung gut ausgebildeter Fachkräfte und die Einstellung neuer Inhalte nicht nur eine Informationslücke riskieren, sondern auch dem internationalen Ansehen der USA in der Klimawissenschaft schaden könnten.
Klimawandel ist eine globale Herausforderung, die Bereitstellung von validen und transparenten Daten und Analysen aber ebenfalls ein globales Anliegen. Die Reduzierung von Ressourcen und Kompetenzen in diesem Bereich empfindet eine große Zahl an Experten als Rückschritt in einer Zeit, in der die Folgen der Erderwärmung immer sichtbarer und dramatischer werden. Auf kommunaler Ebene und in betroffenen Branchen wie Landwirtschaft, Katastrophenschutz oder Urbanistik kommt eine verlässliche, leicht zugängliche Plattform wie climate.gov besonders zum Tragen. Viele Entscheidungsträger:innen basieren auf den dort gebotenen Erkenntnissen, um etwa Hitzepläne für Städte zu entwickeln, Waldbrandrisiken für Gemeinden einzuschätzen oder Empfehlungen für den Einsatz von Bewässerungssystemen in Dürrezeiten auszusprechen.
Fehlen diese Informationen oder sind sie veraltet, drohen Fehlentscheidungen mit gravierenden Auswirkungen auf Wirtschaft und Bevölkerungssicherheit. Die jüngsten Entwicklungen werfen die grundlegende Frage auf, wie Staaten und Behörden künftig mit der unverzichtbaren Aufgabe umgehen wollen, den gesellschaftlichen Diskurs über den Klimawandel nicht nur zu fördern, sondern auch auf eine wissenschaftlich fundierte Basis zu stellen. Während einige Länder verstärkt in datengetriebene und multimediale Informationsplattformen investieren, scheint sich ein Teil der US-Regierung von genau diesen Verpflichtungen zurückzuziehen. Viele Beobachter hoffen dennoch, dass sich die Situation langfristig wieder ändert und neue Möglichkeiten entstehen, aktuelle Klimadaten und Analysen öffentlich zugänglich zu machen. Der Einzug neuer Technologien und die verstärkte Zusammenarbeit zwischen staatlichen Institutionen, Universitäten und der Zivilgesellschaft könnten künftig eine Brücke bilden, um die Lücke zu schließen, die durch den Rückzug von climate.