Die Finanzwelt steht vor einem tiefgreifenden Wandel: Tokenisierung, die digitale Abbildung realer Vermögenswerte auf der Blockchain, eröffnet bislang unerreichte Möglichkeiten für Investoren weltweit. Johann Kerbrat, Senior Vice President und General Manager von Robinhood Crypto, betont die immense Bedeutung dieser Entwicklung für die finanzielle Inklusion. Bei der Consensus 2025 in Toronto erklärte Kerbrat, wie Tokenisierung dazu beiträgt, komplexe und bisher exklusive Anlageklassen zugänglicher zu machen und so neue Märkte für Kleinanleger zu eröffnen. Traditionell sind viele attraktive Anlageoptionen wie Immobilien oder Private Equity nur einem ausgewählten Investorenkreis zugänglich. Oftmals verlangt das Investieren in diese Bereiche den Status eines akkreditierten Investors oder einen hohen Kapitaleinsatz, der für den Großteil der Bevölkerung nicht erreichbar ist.
Kerbrat verweist darauf, dass nur rund zehn Prozent der US-amerikanischen Bevölkerung Zugang zu solchen Investmentmöglichkeiten haben. Die Tokenisierung bietet hier eine elegante Lösung durch die Aufteilung von Vermögenswerten in kleinere, handelbare Einheiten, sogenannte Tokens. Durch die Fractionalization wird es möglich, Anteile an echten Immobilien oder Firmenübernahmen zu erwerben, ohne eine ganze Einheit kaufen zu müssen. So kann beispielsweise ein Teil einer Wohnung in New York digital besessen und gehandelt werden. Dieses Prinzip senkt die Einstiegshürden erheblich und macht die Investition selbst für kleine Anleger erschwinglich.
Gleichzeitig steigert diese Transparenz und Flexibilität die Liquidität innerhalb bisher illiquider Märkte. Robinhood, als eine der führenden digitalen Handelsplattformen, ist aktiv dabei, Real-World-Assets (RWA) zu tokenisieren. Neben Robinhood engagieren sich auch große Finanzinstitutionen wie BlackRock, Franklin Templeton, Apollo oder VanEck in diesem Bereich. Die Entwicklung zeigt, dass die Tokenisierung zunehmend als ernstzunehmende Alternative und Ergänzung zu traditionellen Investmentprodukten betrachtet wird. Der Markt für tokenisierte reale Vermögenswerte ist in den letzten Jahren stark gewachsen und umfasst derzeit insgesamt eine Marktkapitalisierung von rund 22,5 Milliarden US-Dollar mit über 100.
000 registrierten Tokeninhabern. Allerdings ist das durchschnittliche Investment mit etwa 221.867 US-Dollar immer noch auf wohlhabende Investoren konzentriert. Dies verdeutlicht, dass die Demokratisierung durch Tokenisierung zwar begonnen hat, aber momentan noch eine breitere Marktteilnahme erfordert. Neben Immobilien und Private Equity dominieren tokenisierte Fonds auf dem privaten Kreditmarkt und bei US-Staatsanleihen die Szene.
Diese Investitionsformen profitieren ebenfalls stark von den Vorteilen der Blockchain-Technologie: schnelle Transaktionen, reduzierte Kosten und erhöhte Sicherheit durch unveränderliche digitale Aufzeichnungen. Die Etablierung solcher neuen Märkte bietet Anlegern mehr Diversifikationsmöglichkeiten und neue Risiko-Rendite-Profile. Johann Kerbrat spricht zudem über die kommende Evolution der Stablecoins, die ein wesentlicher Bestandteil der Kryptowelt sind. Er prognostiziert eine Vervielfachung der Anzahl an Stablecoins, die zukünftig auf spezifische Märkte oder Regionen spezialisiert sind. Beispielhaft nennt er die Relevanz unterschiedlicher Stablecoins für grenzüberschreitende Zahlungsvorgänge, etwa von den USA nach Singapur.
Der Trend geht weg von einer Dominanz einzelner Dollar-gebundener Stablecoins hin zu Plattformen, die eine breite Palette an digitalen Währungen verwalten und bedienen. Heutige Marktdaten zeigen, dass zwei der größten Stablecoins, Tether (USDT) und Circle (USDC), gemeinsam rund 87,1 % der Marktanteile halten. Dennoch wächst die Nachfrage nach nicht-dollargebundenen Stablecoins, unter anderem wegen geopolitischer Umstände und der Suche nach diversifizierten Risikopositionen. Kritische Stimmen aus der Finanzwelt verweisen darauf, dass die Abhängigkeit von Dollar-gebundenen digitalen Vermögenswerten auch Risiken birgt, die über klassische ökonomische oder politische Gefahren hinausgehen. Tokenisierung und die zunehmende Digitalisierung der Finanzmärkte eröffnen somit nicht nur neue Anlagechancen, sondern stellen zugleich eine Herausforderung für Aufsichtsbehörden und Regulatoren dar.
Es gilt, klare Regeln zu schaffen, die Verbraucherschutz gewährleisten und gleichzeitig Innovationen fördern. Die Integration von Blockchain-Technologien in traditionelle Finanzsysteme verlangt ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Sicherheit, Transparenz und Marktzugang. Für Privatanleger bietet die Tokenisierung den entscheidenden Vorteil, dass sie erstmals Zugang zu hochwertigen, früher exklusiven Anlageformen erhalten, ohne immense Kapitalmengen aufbringen zu müssen. Dies fördert eine stärkere Teilhabe am wirtschaftlichen Wachstum und kann langfristig zur Verringerung von Vermögensungleichheiten beitragen. Robinhood und andere innovative Unternehmen treiben diese Entwicklung voran, indem sie digitale Plattformen anbieten, die eine benutzerfreundliche, sichere und kostengünstige Teilnahme an tokenisierten Märkten ermöglichen.