In den USA erwägt etwa jeder dritte Studierende, der derzeit einen Bachelor-, Associate- oder Zertifikatsabschluss anstrebt, sein Studium innerhalb der letzten sechs Monate abzubrechen. Diese alarmierende Situation spiegelt sich in den Ergebnissen der Lumina Foundation-Gallup 2025 State of Higher Education Study wider, welche von Oktober 2024 stammt und über 13.900 aktuelle und potenzielle Studierende im Alter von 18 bis 59 Jahren umfasst. Trotz eines Rückgangs gegenüber dem Rekordhoch von 41 Prozent im Jahr 2022 bleiben die Abbruchgedanken ein ernstes Thema für Bildungseinrichtungen, Politikwissenschaftler und die Gesellschaft insgesamt. Der Grund dafür liegt in vielfältigen Herausforderungen, mit denen Studierende heute konfrontiert sind.
Besonders betroffen sind ethnische Minderheiten und Studierende mit zusätzlichen familiären Verpflichtungen. Emotionaler Stress und mentale Gesundheit sind Hauptgründe, die häufig mehr Gewicht haben als finanzielle Belastungen oder akademische Schwierigkeiten. Die Daten zeigen, dass Studierende, die eine Zertifikats- oder Associate Degree-Ausbildung anstreben, am stärksten unter dem Druck stehen, ihr Studium abzubrechen. Fast 40 Prozent dieser Gruppe haben in jüngster Vergangenheit über einen Abbruch nachgedacht. Ein Rückgang bei denjenigen, die einen Bachelor-Abschluss oder eine berufliche Zertifizierung anstreben, wird allerdings ebenfalls von der Studie verzeichnet, was vielleicht darauf hindeutet, dass einige Interventionen Wirkung zeigen.
Dennoch bleibt die Gesamtzahl der Personen mit Abbruchabsichten hoch und weist auf eine grundlegende Problematik hin. Ein besonders alarmierender Aspekt der Studie ist die deutliche Benachteiligung von schwarzen und hispanischen Studierenden. Während im Durchschnitt 32 Prozent aller Studierenden Abbruchgedanken äußern, liegen die Werte bei Hispanic-Studierenden bei 42 Prozent und bei schwarzen Studierenden bei 35 Prozent. Dies unterstreicht bestehende Ungleichheiten im Zugang zu Ressourcen, Unterstützung und einem inklusiven Lernumfeld. Die Gründe sind vielschichtig: Diskriminierungserfahrungen, mangelnde finanzielle Unterstützung, eingeschränkter Zugang zu Beratungsangeboten und zusätzliche familiäre Belastungen spielen eine Rolle.
Studierende, die gleichzeitig pflegerische Verantwortung für Kinder oder erwachsene Familienmitglieder übernehmen, sind besonders gefährdet. Über die Hälfte (59 Prozent) derjenigen, die sowohl Kinder als auch Erwachsene betreuen, denken über einen Studienabbruch nach. Für Studierende, die ausschließlich für erwachsene Familienmitglieder sorgen, liegt der Anteil immer noch hoch bei 45 Prozent. Die Vereinbarkeit von Studium und Pflegeaufgaben stellt eine enorme Belastung dar und führt häufig zu zeitlichen und emotionalen Engpässen. Hier zeigt sich deutlich, wie wichtig flexible Studienmodelle und unterstützende Angebote sind, um diese Gruppe der Studierenden nicht zu verlieren.
Nicht überraschend sind emotionale Belastungen und mentale Gesundheit die häufigsten Gründe, die von Studierenden für einen möglichen Abbruch angegeben werden. Fast die Hälfte der Betroffenen nennt emotionale Stressfaktoren als Ursache, während 41 Prozent persönliche mentale Gesundheitsprobleme ins Feld führen. Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass der Erfolg von Studienprogrammen maßgeblich von der psychischen Stabilität der Studierenden abhängt und nicht allein von finanziellen Faktoren oder akademischen Hürden bestimmt wird. Die finanzielle Belastung bleibt zwar eine bedeutende Herausforderung, verliert jedoch als Abbruchgrund etwas an Gewicht. Während im Jahr 2023 noch 31 Prozent den Studienabbruch auf Kosten zurückführten, sank dieser Wert 2024 auf 24 Prozent.
Kosten und Fragen des Zugehörigkeitsgefühls zur Hochschulgemeinschaft sind mittlerweile gleichermaßen entscheidend – also ob Studierende sich am Studienort wohl und akzeptiert fühlen. Dies zeigt, dass neben wirtschaftlicher Erschwinglichkeit auch soziale Integration ein Schlüssel zum Studienerfolg ist. Die Auswirkungen der Ergebnisse machen deutlich, wie wichtig es ist, dass Hochschulen und politische Entscheidungsträger gezielt die nicht-akademischen Barrieren angehen, die das Durchhaltevermögen der Studierenden behindern. Investitionen in ganzheitliche psychische Gesundheitsförderung und Beratungsangebote sind essenziell. Ebenso sollten flexible Lernoptionen, etwa durch Online- und Hybridstudiengänge, stärker ausgebaut werden.
Diese sind besonders für Studierende mit Pflegeverpflichtungen von großer Bedeutung, da sie es ermöglichen, Studium und private Verantwortlichkeiten besser miteinander zu vereinbaren. Darüber hinaus sollten Programme spezifisch auf die Bedürfnisse von ethnischen Minderheiten zugeschnitten werden, um Ungleichheiten abzubauen und ein integratives Lernumfeld zu schaffen. Mentoring-Programme, finanzielle Hilfen und eine stärkere Vernetzung der Studierenden können helfen, das Zugehörigkeitsgefühl zu fördern. Hochschulen sollten Strategien entwickeln, um Diskriminierung und Vorurteile aktiv zu bekämpfen und eine Kultur des Respekts und der Unterstützung zu etablieren. Die gesamtgesellschaftlichen Folgen eines so hohen Abbruchrisikos sind nicht zu unterschätzen.
Studienabbrüche führen häufig zu geringeren Erwerbschancen, niedrigeren Einkommen und einer erhöhten sozialen Vulnerabilität. Langfristig mindern sie die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft einer Gesellschaft. Gerade deshalb ist es wichtig, frühzeitig am Wohlbefinden und an den Rahmenbedingungen der Studierenden anzusetzen. Vor dem Hintergrund dieser Fakten gilt es, vielfältige Konzepte weiterzuentwickeln und umzusetzen, die Studierende zum Verbleib und erfolgreichen Abschluss ihres Studiums ermutigen. Hochschulen sollten nicht nur die akademischen Angebote anpassen, sondern auch psychosoziale Begleitung, Studienberatung und finanzielle Unterstützung verstärkt in den Fokus rücken.
Politisch muss die Finanzierung solcher Maßnahmen ausgebaut werden, um nachhaltige Verbesserungen zu gewährleisten. Abschließend zeigt die Lumina-Gallup-Studie für 2025, dass trotz leichter Verbesserungen weiterhin viele Studierende vor dem Abbruch ihres Programms stehen. Die Studie bietet wichtige Einblicke in Ursachen und Risikogruppen und zeigt auf, dass vor allem mentale Gesundheit, soziale Integration und flexible Studienbedingungen entscheidend sind. Für eine erfolgreiche Zukunft von Hochschulbildung in den USA ist es notwendig, diese Herausforderungen gemeinsam mit den Studierenden anzugehen und ihnen die benötigte Unterstützung zukommen zu lassen, damit sie ihren Bildungsweg erfolgreich abschließen können.