Die weltweite Kryptowährungsbranche steht weiterhin im Fokus von Sicherheitsexperten und Strafverfolgungsbehörden, nicht nur wegen finanzieller Risiken, sondern auch aufgrund zunehmender physischer Gefahren für Akteure der Branche. Besonders Frankreich sieht sich aktuell einer alarmierenden Entwicklung gegenüber, in der prominente Persönlichkeiten aus der Kryptoindustrie Ziel von Entführungen und Angriffen werden. Die französische Regierung hat nun reagiert und verstärkt die Sicherheitsmaßnahmen für Krypto-Unternehmer und deren Familien erheblich, um sie vor weiteren Übergriffen zu schützen. In den letzten Monaten wurde Frankreich von mehreren Vorfällen erschüttert, bei denen Unternehmer der Kryptowährungsbranche direkt angegriffen wurden. Ein besonders dramatischer Fall ereignete sich im Januar dieses Jahres mit der Entführung von David Balland, dem Mitgründer von Ledger, einem international bekannten Hersteller von Krypto-Hardware-Wallets.
Dieses Ereignis war ein Weckruf für die Behörden, da es zeigte, dass selbst hochrangige Vertreter der Branche nicht sicher sind. Mehrere weitere Vorfälle folgten, darunter versuchte Entführungen und medienwirksam ausgestrahlte Anschläge, die das Sicherheitsgefühl in der Branche stark beeinträchtigten. Frankreichs Innenminister Bruno Retailleau zeigte sich besorgt über die Häufung derartiger Delikte. In einer Pressemitteilung unterstrich er die Notwendigkeit, die Problematik mit speziellen, sofort umsetzbaren Maßnahmen anzugehen. Diese orientieren sich an einer Mischung aus Prävention, Schutz und schneller Reaktion.
Ein zentrales Element ist dabei ein exklusiver Polizeinotruf für Krypto-Unternehmer, der es den Betroffenen ermöglicht, im Ernstfall umgehend mit den zuständigen Sicherheitsbehörden in Kontakt zu treten. Neben der Notruffunktion werden auch Hausbesuche durch Sicherheitsexperten des Staates durchgeführt, um die Sicherheit der privaten Wohnsitze zu überprüfen und gegebenenfalls mit zusätzlichen Schutzvorkehrungen zu versehen. Diese Sicherheitschecks dienen dazu, mögliche Schwachstellen zu identifizieren und direkt abzudichten. Dazu gehört die Installation von Alarmanlagen, Sicherheitskameras und anderen technischen Lösungen, die speziell auf die Bedrohungen in der Krypto-Branche zugeschnitten sind. Darüber hinaus erhalten Krypto-Unternehmer und ihre Familien umfassende Sicherheitsschulungen und Briefings.
Diese bilden die Grundlage für ein besseres Verständnis der potenziellen Risiken und vermitteln Verhaltensweisen, die Schutz vor Angriffen und Entführungen bieten können. Von Sensibilisierung hinsichtlich des eigenen Verhaltens in der Öffentlichkeit bis hin zur Empfehlung, persönliche Informationen und finanziellen Wohlstand nicht unnötig zur Schau zu stellen – diese Schulungen adressieren zahlreiche relevante Aspekte der persönlichen Sicherheit. Ein Aspekt, den Innenminister Retailleau besonders hervorhob, ist die spezielle Ausbildung der Polizei im Bereich der Bekämpfung von Geldwäsche mit Kryptowährungen. Diese Fortbildungen sollen sicherstellen, dass die Polizei die Besonderheiten der Branche versteht und damit effektiver gegen organisierte kriminelle Netzwerke vorgehen kann, die hinter den Entführungen und Angriffen stecken könnten. Denn die Motive für diese Gewaltakte sind zum großen Teil finanzieller Natur.
Die Angreifer wollen dabei oft lokale Persönlichkeiten der Branche erpressen oder Lösegeld für die Freilassung der Entführten fordern. Die Sorge ist durchaus berechtigt: Laut einer Datenbank, die von dem bekannten Bitcoin-Cypherpunk Jameson Lopp gepflegt wird, wurden seit 2014 mehr als 150 Vorfälle von crypto-bezogenen Raubüberfällen oder Entführungen dokumentiert. Allein im Jahr 2025 sind es bereits 23 Fälle, die öffentlich bekannt wurden. Viele der Täter nutzen Social Media und öffentliche Auftritte, um mögliche Opfer ausfindig zu machen. Daher wird dringend empfohlen, sich mit Vorsicht im Internet zu bewegen und private Details nicht offen zu legen.
Der öffentliche Druck auf die Behörden wuchs, nachdem drei besonders prominente Entführungen beziehungsweise Entführungsversuche innerhalb weniger Monate in Frankreich bekannt wurden. So etwa der spektakuläre Vorfall vom 13. Mai 2025, als die Tochter und der Enkel des Paymium-CEOs Pierre Noizat beinahe Opfer einer Entführung wurden. Dank des beherzten Eingreifens der Opfer konnte die Tat jedoch vereitelt werden. Solche Vorfälle illustrieren die Gefahren, die von der Branche und ihrer wachsenden Sichtbarkeit ausgehen.
Die französischen Maßnahmen sind Teil eines größeren Schutzkonzepts. Verschiedene lokale Führungskräfte innerhalb der Krypto-Community wurden in die Entwicklung der Sicherheitspläne einbezogen. Dieses enge Zusammenwirken zwischen Wirtschaft und Staat soll sicherstellen, dass die besonderen Bedürfnisse der Branche erkannt und adäquat adressiert werden können. Über die physischen Schutzmaßnahmen hinaus hat die Regierung auch den rechtlichen Rahmen überprüft, um Straftaten gegen Krypto-Unternehmer strenger zu verfolgen und zu bestrafen. Die Behörden hoffen, durch eine Kombination aus erhöhter Strafverfolgung und präventiven Schutzmaßnahmen künftig derartige kriminelle Aktivitäten deutlich einzudämmen.
Der Vorfall mit David Balland verdeutlichte bereits die Wirksamkeit rascher polizeilicher Interventionen. Der erfolgreiche Einsatz innerhalb von nur einem Tag nach seiner Entführung wurde als Musterbeispiel für künftige Einsätze benannt. Die französische Polizei baut derzeit spezialisierte Einheiten auf, die sich ausschließlich mit der Sicherheit von Fintech- und Krypto-Professionals befassen. Experten raten Krypto-Unternehmern dazu, sich ihrer eigenen Sicherheitsverantwortung bewusst zu sein. Es ist entscheidend, keine unnötige Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, insbesondere was den öffentlichen Umgang mit Kryptowährungen angeht.
P2P-Geschäfte mit Unbekannten sollten vermieden, übermäßiger Besitz an sichtbaren Wertgegenständen und das Tragen von Krypto-Markenprodukten in der Öffentlichkeit eingeschränkt werden. Social-Media-Aktivitäten sind mit Bedacht zu wählen, um nicht zum Ziel krimineller Machenschaften zu werden. Die Sicherheitslage in Frankreich ist längst zu einem Weckruf für die gesamte Krypto-Community in Europa geworden. Andere Länder beobachten diese Entwicklungen genau, um gegebenenfalls eigene Präventions- und Schutzprogramme zu etablieren. Die Balance zwischen öffentlicher Sichtbarkeit und persönlicher Sicherheit bleibt für Krypto-Unternehmer eine permanente Herausforderung.