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Warum Schulen heute oft nicht mehr wirklich bilden: Eine kritische Analyse von John Taylor Gatto

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Why Schools Don't Educate (1990)

Eine tiefgehende Untersuchung der schulischen Bildungskrise anhand der Gedanken von John Taylor Gatto aus dem Jahr 1990. Das Werk zeigt die systemischen Probleme des Bildungssystems auf und reflektiert den Einfluss von Fernsehen, Gesellschaft und Institutionen auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen.

Das Bildungssystem in Deutschland und vielen anderen Industrieländern steht seit Jahrzehnten in der Kritik. Trotz hoher Investitionen und wiederkehrender Reformen bleiben Erfolge oft aus, und immer mehr Fachleute und Beobachter hinterfragen die fundamentalen Mechanismen unserer Schulen. Der amerikanische Lehrer und Autor John Taylor Gatto bringt diese Problematik bereits in seinem 1990 gehaltenen Vortrag „Why Schools Don’t Educate“ pointiert und ungeschönt zum Ausdruck. Seine Gedanken bieten auch heute eine erhellende Perspektive auf die Schwächen moderner Bildung. Gatto beschreibt Schulen als Institutionen, deren Hauptfunktion nicht das wirkliche Bilden und Erziehen ist, sondern das effiziente „Management“ von Massen durch standardisierte Abläufe und Kontrolle.

Er kritisiert, dass Bildung und Schule längst nicht mehr synonym sind: Schulen vermitteln vor allem Gehorsam, Routine und Anpassung, während wahre Bildung Selbstentfaltung, Neugier und kritisches Denken fördern sollte. Dabei stützt er seine Kritik auf Erfahrungen aus fast drei Jahrzehnten Unterrichtspraxis in New York, wo er als Lehrer auch die Ehre des „Teacher of the Year 1989“ erhielt. Gatto beginnt mit der Analyse der gesellschaftlichen Situation, in der sich Kinder und Jugendliche befinden. Er zeichnet ein düsteres Bild: Unsere Kinder erleben hohe Raten von Selbstmord, Abhängigkeiten und sozialer Entfremdung, selbst elektrische Mittel- oder Oberschichten sind betroffen. Zugleich beobachtet er eine „Absenz“ von Gemeinschaft, was dazu führt, dass Kinder und Senioren im Alltag kaum mehr präsent sind.

Diese soziale Isolation wirkt sich tiefgreifend auf die Entwicklung und das Wachstum junger Menschen aus, die so ihren Platz in einer lebendigen Gemeinschaft verlieren. Die Schule, so Gatto, ist in diesem Prozess kein Transformator, sondern ein Verstärker der Probleme. Sie wirkt wie eine „Sortiermaschine“, die Unterschiede zementiert und soziale Klassenstrukturen verfestigt. Darüber hinaus trägt sie dazu bei, Persönlichkeiten zu formen, die kaum über bloßes funktionales Wissen hinausgehen. Eine weitere Schlüsselerkenntnis seines Vortrags ist die Erkenntnis, dass die meisten Fertigkeiten, die wir als öffentliches Bildungssystem vermitteln wollen, längst nicht mehr dort erlernt werden.

Wissenschaftliches Denken, politische Bildung oder künstlerische Kreativität entstehen in anderen Kontexten als dem Klassenraum. Die Schule ist vor allem eine Institution, die Kinder darin trainiert, einer fremden Ordnung zu folgen. Klingelzeichen trennen den Unterricht in starren Zeiteinheiten, die den natürlichen Fluss des Lernens unterbrechen. Lehrpläne bestehen häufig aus willkürlichen, voneinander isolierten Themen, die weder den Interessen der Kinder entsprechen noch mit ihrer Lebensrealität verbunden sind. Historisch blickt Gatto auf die Entwicklung der Schule im 19.

Jahrhundert zurück. Die Einführung der allgemeinen Schulpflicht in Massachusetts um 1850 war seinerzeit äußerst umstritten und stieß auf heftigen Widerstand. Die Bevölkerung empfand die staatliche Kontrollinstanz als Zwangsinstrument, das Eltern ihre Erziehungsrechte entzog. Überraschend ist auch die von ihm angeführte Statistik, wonach die Analphabetenquote vor der Schulpflicht sogar niedriger gewesen sein soll als danach, was die Effektivität der damals eingeführten Systeme infrage stellt. Gatto verweist darüber hinaus auf den wachsenden Trend des Homeschoolings in den USA als einen Gegenentwurf zur institutionalisierten Bildung.

Kinder, die zuhause unterrichtet werden, zeigen eine oft deutlich bessere Lernfähigkeit und größere Selbstständigkeit als ihre Altersgenossen in traditionellen Schulen. Das legt nahe, dass individuelle Förderung, eine stärkere Einbindung der Familie und selbstorganisiertes Lernen konzeptionelle Bausteine für eine bessere Bildung sein könnten. Der Vortrag kritisiert auch die sozialen Folgen des Schulalltags. Kinder verbringen den Großteil ihrer Zeit mit Unterricht, Hausaufgaben und Fernsehen, was kaum Raum für echte Selbstfindung lässt. Gatto analytisch zerlegt die Zeitbudgets von Schülern: Während sie in der Woche viele Stunden in ständiger Überwachung verbringen, bleibt ihnen nur eine minimale Zeit für eigene Entfaltung.

Selbst bei reichen Kindern, die weniger fernsehen, dominieren andere externe Zwänge wie übermäßige außerschulische Aktivitäten und private Nachhilfe. Das Ergebnis ist eine Generation, die stark abhängig, passiv und oberflächlich in ihrer Entwicklung ist. Er beschreibt eindrücklich Verhaltensprobleme bei seinen Schülern: fehlende Neugier, geringe Konzentrationsfähigkeit, mangelndes Zukunftsdenken und eine abgeschnittene Verbindung zur eigenen Geschichte. Oft zeigen die Jugendlichen wenig Mitgefühl oder emotionale Nähe, sie bedienen sich Oberflächlichkeiten und Masken, um sich in der sozialen Umwelt zurechtzufinden. Ihre Werte sind häufig materialistisch geprägt, was sich unter anderem daran zeigt, dass auch in der Schule alles bewertet und als Ware verhandelt wird.

Gatto sieht hierin auch den Einfluss der Medien, die eine „immerwährende Abstraktion“ von echten Lebensinhalten erzeugen und das natürliche Heranwachsen zugunsten von Konsum- und Unterhaltungskultur unterminieren. Der Amerikaner fordert eine tiefgreifende gesellschaftliche und bildungspolitische Debatte, die nicht nur kurzfristige Lösungen anstrebt. Ihm geht es um eine grundlegende Neuausrichtung der Ziele von Schule und Bildung. Reformen auf technischer Ebene, die das bestehende System nur kosmetisch verändern, will er nicht mehr akzeptieren. Stattdessen schlägt er vor, die individuelle Persönlichkeit zu fördern, den Kindern mehr Freiräume und „freie Zeit“ zu gewähren, um Selbstkenntnis und Eigeninitiative zu entwickeln.

Aus der Perspektive seiner langjährigen pädagogischen Arbeit beschreibt Gatto konkrete Praxismöglichkeiten, etwa die Einbindung von Kindern in echte, praktische Arbeit und Verantwortung wie Community Service Programme. Solche Tätigkeiten helfen den Jugendlichen, realistische Einblicke in die Gesellschaft zu gewinnen und Fähigkeiten zu entwickeln, die weit über abstraktes Pauken hinausgehen. Auch unabhängige Lernphasen und authentische Erlebnisse sollten systematisch gefördert werden, um den Schülern mehr Selbstvertrauen und Selbstwirksamkeit zu vermitteln. Besonders eindrucksvoll ist seine Betonung der Familie als zentralem Bildungsort. Er sieht die Herausforderung und Lösung darin, die Familie wieder als Motor der Erziehung zu stärken und Schule nicht als Ersatz oder Konkurrenz zu verstehen, sondern als unterstützendes Element.

Historisch hat das staatliche Schulsystem oft die Aufgabe gehabt, Kinder von ihren Eltern zu entfremden und sozialisatorische Kontrolle auszuüben. Diese Praxis gilt es zu überwinden, um wieder eine Balance zwischen Familie, Gemeinschaft und Schule zu schaffen. Die von Gatto formulierte Kritik zeigt auf, dass moderne Schulen oft den Vorstellungen einer industriellen Gesellschaft entspringen, wo Menschen maschinell und uniform vorausgeplant werden sollten. Diese Vorgaben kollidieren zunehmend mit den Anforderungen einer komplexen, sich wandelnden Gesellschaft, die flexible, selbstbewusste und eigenverantwortliche Individuen braucht. Die aktuelle Krise im Bildungswesen kann daher nicht durch reine Mittelaufstockung oder technologische Neuerungen gelöst werden, sondern erfordert ein radikales Umdenken im Umgang mit der Definition von Bildung selbst.

Für Deutschland gilt seine Kritik ebenfalls, da viele Rahmenbedingungen und Strukturen ähnlich sind. Das staatliche Schulsystem hierzulande zeichnet sich ebenfalls durch starren Stundenplan, zentralisierte Curricula und eine Gewichtung auf standardisierte Leistungsmessungen aus. Die Herausforderungen sozialer Segregation, Bildungsungleichheit und das Gefühl vieler Schüler von Entmündigung und Desinteresse an der Schule spiegeln Gattos Analyse. Gleichzeitig zeigt sich bei alternativen Bildungsansätzen wie der Montessori- oder Waldorfpädagogik, sowie in der Homeschooling-Bewegung, ein Bedürfnis nach mehr Individualität und lebensnaher Bildung. Die Essenz von Gattos Botschaft lautet, dass Schule ihrem Wesen nach und mit der bestehenden Struktur keinen echten Bildungsauftrag erfüllen kann, der über das bloße Verwalten und Verformen von Lebensläufen hinausgeht.

Bildung ist ein dynamischer Prozess, der Selbstentdeckung, Neugierde und praktische Lebensbewältigung in den Mittelpunkt stellt. Um das Schulwesen zu transformieren, braucht es daher eine Rückbesinnung auf authentische menschliche Werte und einen stärkeren Dialog darüber, was Bildung für unsere Gesellschaft und vor allem für die individuelle Entwicklung bedeutet. Fazit: Die kritische Sicht von John Taylor Gatto auf das Schulwesen gibt uns wertvolle Impulse, Schule nicht nur als Unterrichtsanstalt, sondern als soziale Institution zu hinterfragen. Sie fordert dazu auf, Kinder und Jugendliche nicht zu „schulen“ im Sinne von bloßem Gehorsam, sondern zu bilden als selbstbestimmte, verantwortungsvolle Persönlichkeiten. Die Herausforderung liegt darin, Machtstrukturen zu erkennen und durch neue pädagogische Konzepte Abläufe zu schaffen, die echtes Lernen mit echtem Leben verknüpfen.

Nur so kann Bildung im umfassenden Sinn gelingen und unsere Gesellschaft langfristig gestärkt werden.

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