In den letzten Jahren hat sich eine erschreckende Entwicklung in der Welt des Terrorismus gezeigt: Fahrzeugbasierte Anschläge nehmen weltweit zu – eine Entwicklung, die betroffen macht und gleichzeitig den dringenden Handlungsbedarf in Sicherheitskonzepten verdeutlicht. Der jüngste Anschlag auf der Bourbon Street in New Orleans, bei dem ein Mann absichtlich mit einem Fahrzeug in eine Menschenmenge raste, hat mit seiner tödlichen Wirkung wiederholt auf die Gefahr dieser Angriffsform aufmerksam gemacht. Doch warum werden solche Anschläge immer häufiger? Und was macht Fahrzeug-Terroranschläge so besonders gefährlich? Fahrzeuganschläge zeichnen sich durch ihre scheinbar einfache Durchführung aus. Im Gegensatz zu komplexeren Angriffen benötigen die Täter keine schweren Waffen oder umfangreiche Vorbereitung. Ein jegliches Fahrzeug kann als potenzielle Waffe dienen – von einem gewöhnlichen Auto über einen Lastwagen bis hin zu einem SUV.
Dadurch gelten diese Angriffe weltweit als besonders bedrohlich, weil die Möglichkeit, schnell und mit massivem Schaden zuzuschlagen, nahezu jeder Person offen steht, die entschlossen genug ist, Menschen zu verletzen oder zu töten. Die COVID-19-Pandemie hat indirekt zu einer Zunahme der Fahrzeuganschläge beigetragen. Mit der Lockerung strenger Maßnahmen und vermehrten Outdoor-Veranstaltungen – sei es Silvesterfeiern, Paraden oder Weihnachtsmärkte – sind große Menschenansammlungen wieder in den Fokus geraten. Diese Menschenmengen sind oft schwer ausreichend abzuschirmen, besonders wenn Veranstaltungen im öffentlichen Raum und auf frei zugänglichen Straßen stattfinden. Die Anfälligkeit gegenüber Fahrzeugangriffen steigt somit.
Die Form der Anschläge ist schnell, effektiv und hinterlässt oft ein großes Maß an Chaos. Die Attacke beginnt und endet im besten Fall für den Täter innerhalb von Sekunden. Für die Sicherheitskräfte ist die kurze Reaktionszeit eine immense Herausforderung, da der Angriff oft wenige Möglichkeiten zur Abwehr oder Flucht bietet. Zudem kommen die massiven traumatischen Verletzungen, die durch das Zusammenprallen eines Fahrzeugs mit Menschen entstehen. Nicht nur die sofortigen Opferzahlen sind hoch, sondern auch die medizinische Versorgung wird durch eine plötzliche Flut schwerverletzter Patienten überfordert.
Vor allem in den USA hat es bereits mehrere solcher Anschläge gegeben. So zählte das Massaker von Waukesha im Jahr 2021 zu den erschütterndsten Verbrechen dieser Art, bei dem ein Fahrzeug in eine Weihnachtsparade raste und mehrere Menschenleben forderte. International erreichen die Zahlen zum Teil noch dramatischere Ausmaße, beispielsweise der Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt in Deutschland im Dezember 2022, bei dem fünf Menschen getötet und hunderte verletzt wurden. Sicherheitsmaßnahmen, gerade bei bekannten Veranstaltungen, sind aufgrund steigender Risiken in den letzten Jahren verstärkt worden. In der Bourbon Street wurden bereits seit 2017 Bollards (schwere Poller) installiert, um Fahrzeuge daran zu hindern, in Menschenmengen einzudringen.
Allerdings zeigen die jüngsten Ereignisse, dass solche baulichen Hindernisse oftmals nicht ausreichen oder zumindest gezielt umgangen werden können, wenn Täter entschlossen sind. Neue Designs und engere Sicherheitsnetze werden daher ebenso diskutiert wie temporäre Straßensperrungen und ein ausgefeiltes Sicherheitsmanagement mit Echtzeitüberwachung und Präsenz von Einsatzkräften. Terrorismusexperten betonen, dass Fahrzeuganschläge einen besonderen Effekt darin haben, den Terrorismus zu „demokratisieren“, da die Schwelle zur Durchführung vergleichsweise niedrig ist. Ein Einzeltäter benötigt im Prinzip nur die Bereitschaft zu töten und den Zugang zu einem geeignetem Fahrzeug, um Schaden anzurichten. Damit entsteht eine große Bandbreite potenzieller Risiken, die überall und jederzeit auftreten können – sei es bei jährlich stattfindenden Großveranstaltungen wie dem Rose Bowl Parade in Pasadena oder bei kleineren lokalen Festen.
Die Besonderheit der Angriffsform liegt auch darin, dass sie oft keine spezifische Zielgruppe hat. Die Opfer werden oft wahllos getroffen, was den Schrecken und die psychologische Wirkung verstärkt. Ein Fahrzeug als Waffe richtet sich gegen die Masse, weshalb die seelischen Folgen für die gesamten betroffenen Gemeinschaften langfristig besonders gravierend sind. Dabei zeigt sich, dass der Schutz von Menschenmengen vor Fahrzeugangriffen komplex ist. Der Einsatz von physischen Barrieren, etwa flexiblen Pollern, Fahrzeuganhaltungen oder baulich durchdachten Straßenführungen, kann helfen, das Risiko zu minimieren.
Doch in der Praxis ist es nicht immer praktikabel, ganze Straßen bei Festivals oder Feierlichkeiten dauerhaft zu sperren, ohne den Charakter eines Festes zu beeinträchtigen. Hinzu kommt, dass Täter oft unvorhergesehen handeln und auch an anderen Orten zum Einsatz kommen können – auf belebten Bürgersteigen, Marktplätzen oder als Zugangsstraßen zu Gebäuden. Auch technologische Ansätze werden verstärkt erforscht. Überwachungskameras mit KI-gestützter Erkennung ungewöhnlicher Fahrzeugbewegungen, Sensoren im Straßenraum und verbesserte Kommunikationssysteme von Sicherheitskräften könnten relevante Vorteile bieten, um Anschläge frühzeitig zu erkennen oder zumindest rechtzeitig reagieren zu können. Solche Systeme sind jedoch kostenintensiv und nur in einigen Städten umfassend eingeführt.
Nicht zuletzt stellen sich Fragen zur gesellschaftlichen Prävention. Der präventive Umgang mit radikalisierten Einzelpersonen, bessere psychische Gesundheitsversorgung und die Überwachung von potenziellen Gefährdern sind essenzielle Bausteine im Kampf gegen Terroranschläge jeglicher Art. Gerade bei Fahrzeuganschlägen zeigt sich, dass es sich oft um Täter handelt, die aus verschiedensten Motiven handeln – religiöse oder politische Radikalisierung, psychische Erkrankungen oder persönliche Krisensituationen können eine Rolle spielen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Fahrzeug-Terroranschläge als sicherheitsrelevante Bedrohung weltweit zunehmen, weil sie billig, simpel umzusetzen und zugleich schrecklich effektiv sind. Die Kombinationswirkungen von leichter Verfügbarkeit von Fahrzeugen, ausgelasteten und offenen Menschenansammlungen sowie begrenzten Schutzmöglichkeiten machen es schwierig, diesen Terrorangriffen effektiv zu begegnen.
Es bedarf eines integrierten Ansatzes: Bauliche Schutzmaßnahmen, technologische Überwachung, verbesserte polizeiliche Einsatzplanung und gesellschaftliche Prävention müssen Hand in Hand gehen, um die Sicherheit in der Öffentlichkeit zu erhöhen. Die Horrorereignisse auf der Bourbon Street und an anderen Orten sind dabei mahnende Beispiele für das Ausmaß der Bedrohung. Wer sich künftig bei großen Veranstaltungen sicher fühlen möchte, muss sich bewusst machen, dass das Risiko von Fahrzeuganschlägen real ist und vorausschauender Schutz zum Alltag gehören muss. Nur so können Kommunen, Veranstalter und Sicherheitskräfte dem Trend billiger und tödlicher Fahrzeuganschläge bewusst entgegentreten und zumindest das Risiko für Menschenleben reduzieren.