In der Welt der Kryptowährungen sind innovative Finanzdienstleistungen längst keine Zukunftsvision mehr, sondern gelebte Realität. Coinbase, eine der größten und bekanntesten Kryptobörsen weltweit, hat kürzlich eine neue Servicefunktion eingeführt, die es Nutzern ermöglicht, Kredite in Form von Stablecoins gegen ihre Bitcoin-Bestände aufzunehmen. Diese Form des Krypto-Kredits sorgt aktuell für viel Aufmerksamkeit in der Finanzwelt, da sie neue Wege für den Umgang mit digitalem Vermögen eröffnet. Doch was genau steckt hinter dem Angebot, wie funktionieren Kredite gegen Bitcoin, und für wen ist so ein Modell sinnvoll? Im Folgenden wird diese Entwicklung ausführlich beleuchtet und auf Chancen sowie Risiken eingegangen. Coinbase eröffnet Krypto-Kreditmarkt für Bitcoin-Besitzer Coinbase hat Anfang 2025 seinen Service gestartet, bei dem Krypto-Anleger ihre Bitcoins als Sicherheit hinterlegen können, um im Gegenzug bis zu 100.
000 USDC in Form eines Kredits zu erhalten. Dabei erfolgt die Kreditvergabe nicht direkt durch Coinbase in klassischer Bankenmanier, sondern wird durch die DeFi-Plattform Morpho realisiert, welche auf der von Coinbase entwickelten Base-Blockchain arbeitet. Coinbase fungiert hierbei als Schnittstelle und Nutzerplattform, was den bislang oft komplizierten Zugang zu DeFi-Diensten stark vereinfacht. Für die Kunden bedeutet dies direkt über die Coinbase-App eine Liquidität zu erschließen, ohne ihre Bitcoins verkaufen zu müssen. Grundprinzip der Besicherung mit Bitcoin Der Schlüsselmechanismus solcher Kryptowährungskredite beruht auf dem Konzept der Besicherung (Collateral).
Nutzer hinterlegen Bitcoin, die als Sicherheit für den Kredit dienen. Dabei werden die Bitcoins zunächst in einen sogenannten cbBTC-Token umgewandelt, eine von Coinbase herausgegebene, bitcoinbesicherte Kryptowährung. Diese Token werden als Grundlage in einen Smart Contract auf der Base-Blockchain eingebracht und dienen als Pfand für den ausgeliehenen Betrag in USDC. Das Verfahren unterscheidet sich deutlich von klassischen Kreditvergaben, bei denen Kreditwürdigkeit, Einkommen oder Bonität geprüft werden. Bei Coinbase zählt ausschließlich das hinterlegte Bitcoin-Vermögen.
Die Höhe des möglichen Kredits wird anhand des aktuellen Bitcoin-Werts bestimmt. So kann jemand mit Bitcoins im Gegenwert von 50.000 USD einen solchen Kredit beantragen, wobei eine maximale Beleihungsgrenze von 86 Prozent des zur Verfügung gestellten Sicherheitenwerts gilt. Anders gesagt: Liegt der Kreditbetrag über 86 Prozent des Werts der hinterlegten Bitcoins, droht eine Liquidation. Attraktivität des Kreditangebots Im Gegensatz zum Verkauf von Bitcoin, der oft eine steuerpflichtige Transaktion darstellt und somit steuerliche Konsequenzen mit sich bringen kann, bietet der Kredit eine Möglichkeit, kurzfristig Kapital zu schöpfen, ohne den Besitz der digitalen Währungen aufzugeben.
Gerade für Anleger, die auf eine langfristige Wertsteigerung setzen, ist dies ein großer Vorteil. Die ausgeliehenen Stablecoins sind an den US-Dollar gebunden und stabiler als Bitcoin selbst, sodass die so gewonnenen Mittel als Bargeldäquivalent einsatzfähig sind. Überdies ermöglicht Coinbase die gebührenfreie Umwandlung von USDC in US-Dollar, was dem Nutzer bei größeren Ausgaben, beispielsweise beim Autokauf oder der Immobilienfinanzierung, zugutekommt. Das Darlehen ist nicht an feste Rückzahlungsfristen oder monatliche Tilgungen gekoppelt, was finanzielle Flexibilität schafft. Nutzer können den Kredit jederzeit ganz oder teilweise zurückzahlen und sind somit nicht an ein rigoroses Rückzahlungsmodell gebunden.
Risiken und Herausforderungen bei Krypto-Krediten Trotz der offensichtlichen Vorteile darf man die mit Kryptowährungsdarlehen verbundenen Risiken nicht außer Acht lassen. Das größte Risiko liegt in der hohen Volatilität von Bitcoin. Schwankt der Bitcoin-Preis stark nach unten, kann das Verhältnis von Kredit zu Sicherheiten (Loan-to-Value, LTV) ungünstig werden. Wenn das LTV den Wert von 86 Prozent erreicht oder übersteigt, löst Coinbase eine automatische Liquidation aus, bei der Bitcoin verkauft wird, um den Kreditbetrag samt Zinsen und Gebühren zu bedienen. Damit kann es zum Verlust von Bitcoin kommen, der über die ursprünglich ausgeliehenen Mittel hinausgeht, insbesondere wenn kurzfristige Marktturbulenzen starke Kursverluste verursachen.
Auch die Tatsache, dass der Kredit durch einen DeFi-Smart-Contract auf der Base-Blockchain abgewickelt wird, bringt technische Risiken mit sich. Smart Contracts gelten zwar als transparent und automatisiert, sind aber anfällig für Programmierfehler oder Sicherheitslücken, die Hacker ausnutzen könnten. Solche Vorfälle sind in der Vergangenheit bereits bei diversen DeFi-Protokollen vorgekommen. Die Integration mit einer zentralen Börse wie Coinbase soll zwar einen gewissen Schutz bieten, doch eine hundertprozentige Sicherheit ist nicht garantiert. Unklarheiten hinsichtlich Steuerlichkeit Obwohl ein Darlehen gegen Bitcoin-Besitz steuerlich oftmals günstiger sein kann als ein direkter Verkauf, besteht bei der Umwandlung von Bitcoin in den Coinbase-eigenen cbBTC Token eine Unsicherheit.
Einige Experten befürchten, dass diese Umwandlung als steuerpflichtiger Vorgang gewertet werden könnte, was den Vorteil der steuerfreien Liquiditätsbeschaffung schmälert. Da das Thema steuerrechtlich komplex und regulatorisch noch nicht abschließend geklärt ist, sollten Interessenten unbedingt steuerlichen Rat einholen, bevor sie einen Kredit aufnehmen. Für wen ist ein Bitcoin-Kredit geeignet? Besonders geeignet ist ein solcher Kredit für Bitcoin-Enthusiasten, die an das langfristige Wertsteigerungspotenzial ihrer Kryptowährung glauben, aber kurzfristig liquide Mittel benötigen, ohne ihre Position zu verkaufen. Das kann zum Beispiel bei größeren Anschaffungen der Fall sein oder wenn sich eine Chance ergibt, die schnell Kapital erfordert. Ebenfalls attraktiv ist die Flexibilität in der Rückzahlung, denn man ist nicht an feste Tilgungspläne gebunden und kann somit an die eigene Liquidität angepasst agieren.
Investoren, die jedoch auf hohe Stabilität und geringes Risiko setzen, sollten vorsichtig sein. Die Volatilität des Bitcoin-Preises kann zu unverhofften Liquidationen führen, was bei Überschätzung der Beleihungsgrenze riskant ist. Des Weiteren ist das technische Know-how oder zumindest die Bereitschaft, sich mit der Funktionsweise von DeFi und Smart Contracts auseinanderzusetzen, von Vorteil. Wie funktioniert die Nutzung konkret? Der Weg zum Krypto-Kredit bei Coinbase ist einfach gehalten: Nutzer melden sich in der App an, wählen die Option „Kredit aufnehmen gegen Bitcoin“ aus und hinterlegen die gewünschte Menge an Bitcoin als Sicherheit. Anschließend wird der aktuelle Beleihungsspielraum bei festgelegtem LTV angezeigt, sowie der entsprechende Zinssatz, der variabel vom Markt abhängt.
Nach Bestätigung wird der USDC-Kredit auf das Coinbase-Konto gebucht, wo er direkt in andere Fiat-Währungen konvertiert oder für Ausgaben genutzt werden kann. Wichtig ist, regelmäßig den Kreditstatus zu kontrollieren, um Warnmeldungen über steigendes LTV und eine drohende Liquidation nicht zu verpassen. Vergleich mit klassischen Krediten Der Hauptunterschied zu herkömmlichen Bankkrediten liegt in der Absicherung und der Begutachtung des Kunden. Während übliche Darlehen auf Bonitätsprüfungen, Einkommensnachweisen und Schufa-Scoring fußen, basiert der Krypto-Kredit ausschließlich auf dem Wert der hinterlegten Kryptowährung. Dies führt zu einer vereinfachten und oftmals schnelleren Abwicklung, allerdings ohne klassische Verbraucherschutzmechanismen.
Zudem schwanken bei klassischen Krediten die Zinsen abhängig von Bonität und Kreditart, während bei Coinbase die Zinssätze vom Krypto-Kreditmarkt, dem DeFi-Protokoll und der Marktlage beeinflusst werden. Zukunftsperspektiven und Einfluss auf den Krypto-Markt Smart Contracts und DeFi-Anwendungen eröffnen mit solchen Kreditangeboten eine neue Dimension der Finanzwirtschaft, vor allem für den Kryptosektor. Die Integration in eine prominente und vertrauenswürdige Plattform wie Coinbase könnte die Akzeptanz solcher Darlehen erheblich steigern. Je einfacher und transparenter diese Angebote sind, desto attraktiver werden sie für Privatanleger und institutionelle Investoren. Zugleich sollten künftige regulatorische Vorgaben zur Klarheit bei steuerlichen und rechtlichen Fragen beitragen, was die Risiken reduziert und das Vertrauen stärkt.
Fazit Wer aktuell Bitcoin besitzt und eine Möglichkeit sucht, kurzfristig Kapital zu aktivieren, ohne seine Krypto-Vermögenswerte verkaufen zu müssen, findet bei Coinbase mit dem neuen Kreditangebot eine bequeme Alternative. Die Verbindung von zentralem Austausch mit DeFi-Technologie kombiniert Nutzerfreundlichkeit und innovative Finanzstrukturen. Allerdings gilt es, sich über die volatilitätsbedingten Risiken und mögliche Liquidationen bewusst zu sein. Auch die steuerliche Behandlung sollte vorab geklärt werden. Für risikobereite Anleger mit langfristigem Anlagehorizont kann ein solcher Bitcoin-basierter Kredit attraktive Chancen bieten, sofern sie die Rahmenbedingungen genau kennen.
Anleger sollten sorgfältig abwägen, ob sie von der Liquiditätsoption profitieren können, ohne ihre langfristige Investmentstrategie durch unvorhersehbare Liquidationen zu gefährden.