Die Vorstellung von Außerirdischen hat die Menschheit seit Jahrhunderten fasziniert. Die Frage „Woher kommen Außerirdische?“ ist dabei ebenso zentral wie tiefgründig. Doch entscheidend ist nicht nur, aus welcher Galaxie oder Dimension sie stammen, sondern vielmehr, wie wir Menschen im Laufe der Zeit begonnen haben, uns diese Wesen vorzustellen – und wie wahrscheinlich es wirklich ist, dass sie mit Raumschiffen zu uns kommen könnten. In der populären Kultur werden Außerirdische oft als Wesen dargestellt, die in glänzenden, futuristischen Flugobjekten vom Himmel herabsteigen. Doch was sagt moderne Wissenschaft und Philosophie wirklich dazu? Es ist an der Zeit, herkömmliche Annahmen zu hinterfragen und einen realistischeren Blick auf die Herkunft und die Art möglicher Besucher aus dem All zu werfen.
Ein grundlegendes Hindernis für interstellare Reisen in biologischer Form ist die schier unvorstellbare Entfernung zwischen den Sternen. Selbst unser nächster erdähnlicher Nachbar, der Exoplanet um den Stern Proxima Centauri, liegt etwa 4,25 Lichtjahre entfernt. Das bedeutet, dass jede Reise mit herkömmlichen Mitteln, wie wir sie uns heute vorstellen, Jahrhunderte oder länger dauern würde. Die Maschinen, an die wir in Darstellungen von fliegenden Untertassen denken – vergleichbar mit Flugzeugen oder sogar herkömmlichen Fahrzeugen – sind schlichtweg nicht geeignet, solche Entfernungen zu bewältigen. Interessanterweise sind viele UFO-Sichtungen von Objekten geprägt, die sich scheinbar auf eine Weise bewegen, die mit unseren heutigen physikalischen Verständnismodellen kaum erklärbar ist: Plötzliche Richtungswechsel ohne erkennbare Beschleunigungsphase oder Bewegungen, die klassischen mechanischen Prinzipien widersprechen.
Doch trotz dieser mysteriösen Bewegungen bleiben sie konventionelle Gefäße, die etwas transportieren – offenbar biologische oder künstliche Wesen. Wenn hochentwickelte intelligente Lebensformen reisen wollen, so ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie völlig andere Methoden nutzen als den klassischen Transport von Körpern durch den Raum. Es ist vorstellbar, dass sie physikalische Phänomene wie Wurmlöcher oder Quantenteleportation anwenden – Technologien, die es ermöglichen könnten, die eigenständige „Information“, die ein Individuum ausmacht, zu zerlegen, durch das Universum zu schicken und an einem anderen Ort wieder zusammenzusetzen. Ein solcher Transfer der Identität oder des Bewusstseins könnte sogar bedeuten, dass biologische Körper überflüssig werden. Der Philosoph und Xenobiologe Susan Schneider argumentiert, dass biologische Substrate wie unser Fleisch und unsere Organe möglicherweise nur eine vorübergehende Bühne für Intelligenz sind.
Sobald eine Spezies technologisch so weit entwickelt ist, wäre es zum Beispiel denkbar, dass diese Intelligenz auf Roboterkörper oder gar auf nicht-biologische Systeme umsteigt. Das würde die Frage des „Reisens“ grundsätzlich verändern. Die Vorstellung, dass Außerirdische in humanoiden, biologischen Körpern ankommen, ist daher vielleicht sogar weniger plausibel als die Idee, dass sie von komplexen Formen künstlicher Intelligenz repräsentiert werden oder dass sie gar keine physische Form benötigen, um „hier zu sein“. Vielleicht ist sogar die gesamte Wahrnehmung einer solchen Anwesenheit für sie eine digitale Simulation oder eine Art fortgeschrittene Repräsentation, die wir Menschen noch gar nicht verstehen können. Wenn man sich vorstellt, wie Menschen eine Konferenz heute mit Kollegen via Videocall erleben, ohne tatsächlich am selben Ort zu sein, wird klar, dass das Erleben einer fremden Welt ohne physische Anwesenheit durchaus denkbar ist.
Vielleicht sehen wir die Begrenztheit unserer eigenen Technologie, wenn wir glauben, eine Reise müsse organisch und physisch sein, um real zu sein. Betrachten wir hypothetisch dennoch die Möglichkeit, dass Außerirdische sich entschieden hätten, in biologischer Form zur Erde zu reisen: Wie würden sie wohl aussehen? Aufgrund der Vermutungen der Konvergenz in der Evolution auf der Erde könnten sie gewisse Gemeinsamkeiten mit uns besitzen. Merkmale wie Greifarme oder eine bipedale Fortbewegung erleichtern das Leben unter Schwerkraft, und es wird spekuliert, dass zwei Augen zur räumlichen Wahrnehmung weit verbreitet sein könnten. Doch das bedeutet nicht, dass die angeblich oft gesichteten Wesen mit menschlichen Merkmalen tatsächlich biochemisch oder anatomisch nah an uns sein müssen. Diese Erwartungen basieren stark auf menschlicher Wahrnehmung und kulturellem Anthropozentrismus.
Die Idee von Außerirdischen mit einem Skelett, Wirbelsäule und Rippen – wie bei bekannten angeblichen Funden in Medienberichten – ist jedoch wenig wahrscheinlich, wenn man bedenkt, dass auf der Erde nur etwa drei Prozent der Tierwelt Wirbeltiere sind. Die Natur zeigt, dass Organismen ganz unterschiedlich aufgebaut sein können, weshalb es wenig Grund gibt, biologisch so spezifische Merkmale bei fremden Lebensformen zu erwarten. Spannend an der Geschichte der Idee von Aliens ist, dass sie sich historisch verändert hat. Die Vorstellung von ganz fremden Wesen, die anders als die Menschen sind, begann maßgeblich mit der Veröffentlichung von Johannes Keplers Werk „Somnium“ im Jahr 1609. Kepler beschreibt darin zum ersten Mal, wie man sich die Lebensformen auf anderen Himmelskörpern, etwa dem Mond, vorstellen könnte – unter anderem Reptilien und riesige Kamele.
Mit dieser Arbeit wurde das mittelalterliche Weltbild von spirituellen, immateriellen Wesen im Himmelssphären abgelöst durch die Vorstellung von Lebewesen, die in vielerlei Hinsicht mit irdischem Leben vergleichbar sind. Der neue Anspruch der Naturwissenschaft jener Zeit war die Einheitlichkeit der Naturgesetze „immer und überall“. Erkenntnisse von Denkern wie René Descartes und Gottfried Wilhelm Leibniz trugen dazu bei, den Kosmos als durchgehend materiell und nach denselben Gesetzen funktionierend zu verstehen. Dadurch wurde auch das Bild angenommen, dass Wesen auf anderen Planeten organische Körper haben müssten, ähnlich unseren eigenen. Bis ins 18.
und 19. Jahrhundert dominierten philosophische und wissenschaftliche Figuren diese Überzeugung. Immanuel Kant äußerte beispielsweise seine feste Überzeugung, dass andere Welten Bewohner haben, ähnlich uns. Persönlichkeiten wie Emanuel Swedenborg, wenn auch weniger rigoros, berichteten gar von imaginären Reisen zu anderen Planeten und deren Zivilisationen. Erst im 20.
Jahrhundert setzte eine Art „Alien-Winter“ ein, in dem die wissenschaftliche Community größtenteils skeptisch gegenüber außerirdischem intelligentem Leben war. Das galt als unseriös, ja sogar als Stigma. Vor allem der Positivismus und die Fokussierung auf nachweisbare Fakten sorgten dafür, dass Spekulationen über nicht direkt beobachtbare Wesen als unwissenschaftlich galten. Diese Haltung beginnt sich inzwischen zu verändern. Die Fortschritte in der Astronomie, insbesondere die Entdeckung zahlreicher potenziell lebensfreundlicher Exoplaneten, verändern die Vorstellung von Leben im Universum erheblich.
Konzepte wie „weiche Panspermie“ – die Theorie, dass chemische Verbindungen, aus denen Leben entstehen kann, im Kosmos verbreitet sind – stärken die Idee, dass Leben nicht einzigartig für die Erde sein muss. Gleichzeitig hat sich das Informationszeitalter mit seiner vielfältigen Medienlandschaft stark auf die öffentliche Wahrnehmung ausgewirkt. In Zeiten großer epistemischer Unsicherheit und einem Umbruch des Vertrauens in etablierte Institutionen gewinnen Spekulationen über Außerirdische enorm an Bedeutung und bewegen sich jenseits rein wissenschaftlicher Debatten. Abschließend ist klar: Wenn Außerirdische uns besuchen, dann höchstwahrscheinlich nicht mit klobigen Raumschiffen, wie sie Hollywood oft zeigt. Stattdessen könnten sie ganz andere Technologien oder sogar Formen der Existenz nutzen, die unsere Vorstellungen derzeit sprengen.
Die Ursprünge der Idee von Aliens als biologisches Gegenstück zu uns stammen aus geschichtlichen Umbrüchen in Naturwissenschaft und Philosophie, doch die Realität des Universums fordert ein viel offeneres Denken. Angesichts der Fortschritte in Wissenschaft und Technologie ist es denkbar, dass zukünftige Begegnungen mit anderen Intelligenzen völlig anders aussehen als wir es uns je vorgestellt haben. Die Frage „Woher kommen Außerirdische?“ ist daher nicht nur eine Frage der Herkunft, sondern auch eine nach dem Wesen des Lebens und der Intelligenz selbst.