Die Apollo 17 Mission, die letzte bemannte Mondexpedition der NASA im Jahr 1972, markiert einen bedeutenden Meilenstein in der Raumfahrtgeschichte. Dabei waren es nicht nur die drei Astronauten Eugene Cernan, Harrison Schmitt und Ronald Evans, die Geschichte schrieben. Ein besonderes Kapitel schreiben auch fünf kleine Protagonisten – die Mäuse Fe, Fi, Fo, Fum und Phooey. Diese fünf Mäuse wurden gemeinsam mit den Astronauten in der Kommandokapsel America mitgenommen und umrundeten den Mond 75 Mal, bevor sie sicher zur Erde zurückkehrten. Ihre Reise ist ein faszinierendes Beispiel für biologische Raumfahrtforschung, die wichtige Erkenntnisse über die Auswirkungen der Weltraumumgebung auf lebende Organismen lieferte.
Die Mäuse, alle vom Typ der sogenannten "Perognathus longimembris" oder auch Pocket-Mäuse, wurden aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften für diese Mission ausgewählt. Ihre geringe Größe, die Fähigkeit, in isolierten Zuständen ohne Wasser auszukommen, sowie ihre robusten biologischen Reaktionen auf Umweltstress machten sie ideal für einen Langzeitaufenthalt im Weltraum. Die Mäuse waren in einer Aluminiumbox untergebracht, die in kleinere Kammern unterteilt war. Dort konnten sie während der sechstägigen und vierstündigen Umkreisung des Mondes versorgt und überwacht werden. Ein ausgeklügeltes System zur Temperaturkontrolle sorgte für ein stabiles Raumklima, während ein Vorrat an Kaliumsuperoxid die Kohlendioxid-Abgabe absorbierte und gleichzeitig Sauerstoff freisetzte, sodass die Mäuse kontinuierlich atmen konnten.
Diese technischen Lösungen stellen einen wichtigen Schritt in der Entwicklung der Lebensunterstützungssysteme für Lebewesen im Weltraum dar. Während des Fluges wurden den Mäusen Strahlenmesser unter der Kopfhaut implantiert, um mögliche Schäden durch kosmische Strahlen zu verfolgen. Die Weltraumstrahlung stellt für Lebewesen eine erhebliche Gefahr dar, da sie Zellen schädigen und langfristige gesundheitliche Folgen nach sich ziehen kann. Die gewonnenen Daten sollten helfen, besser zu verstehen, inwieweit kosmische Strahlung das Gewebe im Körper beeinflusst und wie Schutzmaßnahmen für zukünftige menschliche Missionen optimiert werden können. Vier der fünf Mäuse überlebten die Reise, doch einer von ihnen verstarb ohne eindeutig geklärten Grund.
Nach der Rückkehr wurden die lebenden Mäuse aus ethischen sowie medizinischen Gründen euthanisiert, um sie für wissenschaftliche Untersuchungen zu sezieren. Die Nachforschungen zeigten Haut- und Leberläsionen, die jedoch nicht miteinander in Zusammenhang standen und auch offensichtlich nicht auf kosmische Strahlung zurückzuführen waren. Besonders bemerkenswert ist, dass die Mäuse keine Schäden an der Netzhaut oder den inneren Organen aufwiesen, was Hoffnungen für den Schutz von Lebewesen vor ionisierender Strahlung im Weltraum nährte. Die Gehirne der Mäuse wurden zunächst nicht analysiert, doch spätere Untersuchungen zeigten ebenfalls keine signifikanten Auswirkungen auf kognitive oder neurologische Strukturen. Die Erkenntnisse aus der Biocore-Studie auf Apollo 17 trugen wesentlich zum Verständnis biologischer Reaktionen im Weltraum bei und bildeten eine Grundlage für spätere Tierversuche und medizinische Forschungen bei längeren Raumflügen.
Abgesehen von ihrer wissenschaftlichen Bedeutung haben Fe, Fi, Fo, Fum und Phooey auch eine symbolische Rolle eingenommen. Benannt nach dem berühmten Reim "Fee-fi-fo-fum" aus dem Märchen „Jack und die Bohnenranke“, schufen die Apollo 17 Astronauten den kleinen Mäusen eine charmante Identität. Diese Namensgebung verlieh der Forschung eine menschliche und emotionale Dimension, die gerade in der oft nüchternen Welt der Raumfahrttechnik für Begeisterung und Aufmerksamkeit sorgte. Die Mäuse waren Teil eines biologischen Experiments, das demonstrierte, dass auch kleine Lebewesen über längere Zeiträume lebensfähig bleiben können, wenn die Umweltbedingungen kontrolliert und stabil gehalten werden. Zudem stellte die Mission eine Rekordleistung dar.
Ronald Evans und die fünf Mäuse verbrachten insgesamt fast sechs Tage im Orbit um den Mond, umrundeten ihn 75-mal und setzten damit zwei bis heute gültige Rekorde für Zeit im Mondorbit und Anzahl der Mondumkreisungen durch Lebewesen. Nach der Rückkehr wurden sie gemeinsam mit den Astronauten als die letzten bekannten irdischen Wesen gefeiert, die zum Mond und zurück gereist sind. Einblicke in die Rolle von Tieren in der Raumfahrt verdeutlichen, wie wichtig diese Experimente für die Planung menschlicher Langzeitmissionen im All sind. Vor allem die Herausforderungen durch Strahlung, Isolation, Nahrungsversorgung und physikalische Belastungen können durch solche biologischen Studien besser bewertet werden. Die Apollo 17 Mission bot mit Fe, Fi, Fo, Fum und Phooey ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie interdisziplinäre Forschung nicht nur zur Erweiterung der wissenschaftlichen Erkenntnisse beiträgt, sondern auch die Grenzen menschlichen Wissens und technologischer Möglichkeiten erweitert.
Darüber hinaus stellt die Geschichte der Mäuse einen symbolischen Abschluss des Apollo-Programms dar, das zwischen 1961 und 1972 zahlreiche bahnbrechende Entwicklungen und bemannte Starts zum Mond ermöglichte. Während die Astronauten auf der Mondoberfläche landeten, waren die kleinen Mäuse als leise Mitreisende dabei und erlebten die Mondumkreisung auf ihre Weise. Der Vergleich mit anderen Weltraum-Säugetieren zeigt eine interessante Kontinuität. Schon zuvor, in der sowjetischen Zond-Mission, waren beispielsweise Schildkröten an Bord, die erstmals die Mondumkreisung erlebten. Doch die Apollo 17 Mäuse sind das letzte bekannte Lebewesen, das den Mond auf diese Weise umrundet hat.
Experimente mit Tieren im Weltraum sind seit Beginn der Raumfahrt ein entscheidendes Instrument, um potenzielle Gefahren abzuschätzen und therapeutische Strategien zu entwickeln. Von Fruchtfliegen über Hunde bis hin zu Mäusen bieten diese Studien unterschiedliche Perspektiven auf die Herausforderungen der Weltraumbedingungen. Durch die Kombination biologischer Daten mit technischen Innovationen können Raumfahrtagenturen heute sicherere und belastbarere Lebensräume für Menschen schaffen. Die Geschichte von Fe, Fi, Fo, Fum und Phooey zeigt dabei eindrucksvoll, wie auch kleine Gäste große Spuren hinterlassen können. Ihre Reise durch den Orbit des Mondes bleibt ein faszinierendes Stück Raumfahrtgeschichte, das bis heute Wissenschaftler und Raumfahrtbegeisterte gleichermaßen beschäftigt und inspiriert.