Die Welt der Kryptowährungen befindet sich in einem ständigen Wandel, nicht nur technologisch, sondern auch regulatorisch. Die US-amerikanische Securities and Exchange Commission (SEC) hat kürzlich einen bemerkenswerten Schritt unternommen, der weitreichende Auswirkungen auf den Kryptowährungsmarkt und die Branche insgesamt haben könnte. Die Behörde gab bekannt, dass sie 14 Regelvorschläge, die während der Amtszeit von Gary Gensler zwischen März 2022 und November 2024 vorgestellt wurden, offiziell zurückzieht. Dieser bedeutende Rückzug stellt eine Neuausrichtung der Regulierungsstrategie dar und signalisiert gleichzeitig eine offenere und möglicherweise krypto-freundlichere Haltung unter dem neuen SEC-Vorsitz. Gary Gensler, der von 2021 bis Anfang 2025 Vorsitzender der SEC war, verfolgte eine eher strenge Linie gegenüber dem Krypto-Sektor.
Seine Arbeitsweise war von einer umfassenden Regulierung und zahlreichem Durchgreifen geprägt, wobei insbesondere dezentrale Finanzplattformen (DeFi) und der Umgang mit Kryptowährungen im Mittelpunkt standen. Gensler konzentrierte sich stärker auf Durchsetzung als auf klare und für Unternehmen nachvollziehbare Regeln. Dies führte zu Unsicherheiten und Kritik seitens der Krypto-Community und Branchenexperten, die eine klare und faire Regulierungsgrundlage als unerlässlich für Innovation und Wachstum betrachteten. Im Kern sollten die von Gensler vorgeschlagenen Regelungen dazu beitragen, Risiken im Kryptosektor zu minimieren, den Verbraucherschutz zu stärken und mehr Transparenz zu schaffen. So wollte die SEC beispielsweise DeFi-Plattformen unter die gleiche Regulierung wie herkömmliche Börsen stellen, was durch die Erweiterung von Regel 3b-16 vorgesehen war.
Ziel war es, die Definition von Börseninstrumenten und deren Betreiber so zu erweitern, dass dezentrale Finanzplattformen genauso reguliert werden wie traditionelle alternative Handelssysteme (ATS). Viele Branchenvertreter kritisierten diese Maßnahme, da sie befürchteten, dass eine solche Regulierung die Innovationskraft in diesem dynamischen Segment bremsen und die Wettbewerbsfähigkeit der US-amerikanischen Kryptoindustrie schwächen könnte. Ein weiterer signifikanter Regelvorschlag, der nun zurückgezogen wurde, betraf die sogenannten „Qualified Custodian“-Anforderungen. Investmentberater sollten demnach verpflichtet werden, alle Kundengelder, einschließlich Kryptowährungen, nur bei zugelassenen Verwahrstellen wie Banken oder Broker-Dealern aufzubewahren. Da viele Crypto-Börsen und Wallet-Anbieter diesen hohen Sicherheitsstandards nicht genügen, hätte dies die Betreuung von Krypto-Kunden durch viele Berater stark eingeschränkt oder sogar unmöglich gemacht.
Viele Unternehmen hätten gezwungenermaßen entweder ihre Geschäftsmodelle anpassen oder komplett vom Markt zurückziehen müssen, was das gesamte Ökosystem nachhaltig beeinflusst hätte. Doch unter der neuen Führung und der politischen Einflusssphäre, speziell im Kontext der Trump-Administration, hat sich die Herangehensweise der SEC deutlich verändert. Die neue SEC-Leitung, vertreten durch den Vorsitzenden Paul Atkins, setzt auf ein weicheres, innovationsfreundlicheres Regulierungsumfeld. Atkins betont, dass Selbstverwahrung („Self-Custody“) ein fundamentales amerikanisches Grundrecht sei, das auch in der digitalen Sphäre geschützt werden müsse. Dieses Verständnis markiert eine klare Abkehr von den restriktiven Maßnahmen seiner Vorgänger und könnte der Kryptoindustrie Rückenwind geben, indem es sie ermutigt, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln und dabei mehr Freiheit erhält.
Die Entscheidung, die 14 vorgeschlagenen Regelungen zurückzuziehen, erfolgt nicht nur im Kontext eines veränderten politischen Klimas, sondern auch aufgrund des zunehmenden Verständnisses der SEC für die speziellen Anforderungen und Besonderheiten des Krypto-Sektors. Die Behörde strebt nun einen Dialog mit der Branche an, um besser geeignete und flexibel anpassbare Regularien zu schaffen, die sowohl den Schutz der Anleger gewährleisten als auch Innovationen nicht blockieren. Die Reaktion aus der Krypto-Community auf diese Entwicklung war überwiegend positiv. Experten und Marktteilnehmer sehen in der Aufhebung der restriktiven Regulierungen ein Signal für einen konstruktiveren Umgang zwischen Regulatoren und Unternehmen. Paul Grewal, bei Coinbase tätig, äußerte sich erfreut über die Entscheidung und bezeichnete sie als Schritt in die richtige Richtung.
Die Auflösung der Regel 3b-16 sowie der Hürden bei der Verwahrung seien Befreiungen, die den Markt bewegen könnten. Die Aufhebung der Regeln betrifft neben DeFi und Verwahrung auch weitere geplante Vorschriften, wie strengere Cybersicherheitsmaßnahmen und ESG-Anforderungen für Investmentfonds. Diese hätten erheblichen Einfluss auf die strategische Ausrichtung vieler Krypto-Firmen gehabt und das Wachstum in der Branche ausgebremst. Durch die Rücknahme dieser regelungsintensiven Vorschläge öffnet sich der Markt nun für neue Chancen und mehr Flexibilität. Die Entscheidungen der SEC werden in der Branche auch als signalerisch für die USA als attraktiven Standort für Kryptowährungen interpretiert.
Während viele Länder weiterhin auf strenge Regulierung setzen oder gar Verbote aussprechen, bemüht sich die SEC unter neuer Führung offenbar um ein Gleichgewicht zwischen Schutz und Förderung innovativer Technologien. Die künftigen Auswirkungen dieser regulatorischen Neuausrichtung auf den Krypto-Markt sind vielversprechend. Eine klarere Gesetzgebung mit angepasst auf den Sektor zugeschnittenen Bestimmungen könnte das Vertrauen der Anleger stärken und die Akzeptanz von Kryptowährungen im Mainstream beschleunigen. Gleichzeitig bleibt die Herausforderung bestehen, einen wirksamen Verbraucherschutz zu gewährleisten und gleichzeitig die gesetzlichen Spielräume so zu gestalten, dass sie der Innovationsdynamik nicht im Wege stehen. Der Schritt der SEC, die 14 Regelvorschläge aus der Gensler-Ära zurückzuziehen, steht exemplarisch für einen Paradigmenwechsel in der US-amerikanischen Finanzregulierung.
Es zeigt, wie wichtig politische Einflüsse sind und wie schnell sich die Haltung gegenüber neuen Technologien und Märkten verändern kann. Für die Krypto-Community bedeutet dies die Möglichkeit, rechtliche Sicherheit zu gewinnen und zugleich Raum für Innovation zu schaffen. Nichtsdestotrotz ist noch unklar, welche neuen Regelwerke der SEC in Zukunft erarbeiten wird. Die Behörde hat angekündigt, dass sie auch weiterhin regulative Maßnahmen prüfen wird, die besser auf die Realität des Krypto-Markts zugeschnitten sind. Die Branche sollte daher weiterhin wachsam bleiben und aktiv an der Gestaltung dieser Regeln mitwirken.
Zusammenfassend stellt der Rückzug der 14 Regelvorschläge einen bedeutenden Meilenstein für die US-Kryptoindustrie dar. Die SEC signalisiert eine offenere Haltung gegenüber Selbstverwahrung und DeFi, eignet sich den Innovationsgeist an und beugt Überregulierung vor. Dies stärkt die Stellung der USA als bedeutenden Player in der globalen Kryptowelt und setzt ein starkes Zeichen für verantwortungsbewusste, aber zugleich innovationsfreundliche Regulierung. Die kommenden Monate und Jahre werden zeigen, wie sich dieser neue Kurs in der Praxis auswirkt und welchen Einfluss er auf das Wachstum und die Entwicklung des gesamten Kryptosektors haben wird.