Die Stablecoin-Regulierung in den Vereinigten Staaten hat einen herben Rückschlag erlitten. Der sogenannte GENIUS Act, kurz für Guiding and Establishing National Innovation for US Stablecoins Act, wurde im US-Senat überraschend gestoppt. Diese Entwicklung stellt einen Rückschlag für die bislang diskutierten Initiativen dar, die auf eine umfassende rechtliche Klarstellung für Stablecoins abzielten, eine wichtige Kategorie digitaler Vermögenswerte, die durch Vermögenswerte wie den US-Dollar gedeckt sind und vor allem für ihre Stabilität im volatilen Krypto-Markt bekannt sind. Die Bedeutung des Scheiterns dieses Gesetzes ist nicht zu unterschätzen, denn es wirft Fragen zur zukünftigen regulatorischen Ausrichtung, zum Marktwettbewerb und zur Sicherheit der Verbraucher in diesem wachstumsstarken Bereich auf. Im Fokus der Debatte steht der GENIUS Act als eine expansive Regulierungsvorlage, die in den vergangenen Monaten parteiübergreifend Unterstützung genoss.
Seine Intention war es, eine klare rechtliche Grundlage zu schaffen, um Innovationen zu fördern, Missbrauch zu verhindern und gleichzeitig Finanzstabilität zu gewährleisten. Doch die Abstimmung am 8. Mai 2025 hat eine unerwartete Wendung genommen: Die Mehrheit der demokratischen Senatoren blockierte das Gesetz, während die republikanischen Kollegen es mehrheitlich unterstützten. Das finale Ergebnis von 49 zu 48 Stimmen verdeutlicht, wie knapp und kontrovers die Entscheidung ausgefallen ist. Besonders bemerkenswert ist dabei, dass mehrere Demokraten, die das Gesetz zuvor noch mitgetragen oder mitinitiiert hatten, sich entgegen ihrer früheren Positionen gegen den GENIUS Act stellten.
Zu diesen Abgeordneten zählen bekannte Namen wie Ruben Gallego, Mark Warner, Lisa Blunt Rochester, Andy Kim, Kirsten Gillibrand und Angela Alsobrooks. Diese personelle Veränderung in der Unterstützerbasis spiegelt tiefgehende inhaltliche und politische Bedenken wider, die das Gesetz in seiner vorliegenden Fassung nicht lösen konnte. Die zentralen Kritikpunkte der demokratischen Blockade richten sich vor allem gegen die mangelnden Schutzmechanismen des Gesetzentwurfs. Die Gegner bemängelten, dass der GENIUS Act unzureichende Vorkehrungen gegen Geldwäsche enthalte, die Aufsicht über ausländische Stablecoin-Emittenten ungenügend sei und die Durchsetzungsinstrumente schwach blieben. Diese Aspekte sind von großer Bedeutung, da Stablecoins aufgrund ihres Potenzials für grenzüberschreitende Transaktionen und die große Nutzerbasis von globalen Anbietern wie Tether (USDT) auch bedeutende Sicherheits- und Risikofaktoren bergen.
In diesem Zusammenhang wurde zudem die nationale Sicherheit als wichtiger Aspekt genannt – ein Hinweis darauf, dass regulative Lücken in diesem Sektor als mögliche Angriffsflächen für kriminelle Aktivitäten oder destabilisieren Finanzflüsse gesehen werden. Die Demokraten erklärten in ihrer gemeinsamen Stellungnahme, dass sie zwar die Notwendigkeit der Regulierung anerkennen, der Gesetzesentwurf jedoch noch substanzielle Verbesserungen benötige, bevor er endgültig verabschiedet werden könne. Dabei war der Wunsch nach stärkeren Formulierungen zur Bekämpfung von Missbrauch sowie klareren Zuständigkeiten und effektiveren Kontrollmechanismen zentral. Sie gingen mit der Absicht an die Gespräche heran, den Gesetzestext konstruktiv zu verbessern und in einem offenen Diskurs weiterzuentwickeln. Das Abstimmungsergebnis wurde von republikanischen Politikern und Befürwortern des GENIUS Act scharf kritisiert.
Senator Pete Ricketts warf den Demokraten vor, politische Interessen über den Fortschritt zu stellen und dadurch eine wichtige Chance zu verspielen. Aus Sicht republikanischer Vertreter und Branchenexperten wie Bo Hines, Exekutivdirektor des Präsidentenrats für digitale Vermögenswerte, hat der Senat den Moment verpasst, ein modernes Zahlungssystem zu etablieren und die USA als führende Nation für Finanztechnologie zu positionieren. Die Ablehnung des Gesetzes könnte bedeuten, dass die USA sich regulatorisch zurückfallen lassen und der globale Wettbewerb im Bereich digitaler Währungen an Fahrt gewinnt. Aus Sicht von Marktteilnehmern ist die Entscheidung ebenfalls bedauerlich. Matt Hougan, Chief Investment Officer bei Bitwise, warnte, dass das Fehlen klarer regulatorischer Rahmenbedingungen die Verbreitung von Stablecoins in den USA verzögern und das Wachstum insbesondere bei Altcoins beeinträchtigen könnte.
In Phasen ohne regulatorische Klarheit ist häufig mit erhöhter Volatilität zu rechnen, da Investoren und Unternehmen Unsicherheit begegnen und vermehrt Risiken einkalkulieren. Der Sommer 2025 könnte demnach eine Phase verstärkter Schwankungen für Kryptowährungen außerhalb des Bitcoin-Umfelds werden, falls die politischen Bemühungen um eine Gesetzgebung weiterhin stagnieren. Im Anschluss an die gescheiterte Abstimmung hat sich eine neue Dynamik ergeben. Ein aktualisierter Entwurf des GENIUS Act wurde veröffentlicht, dessen Liste der Sponsoren primär republikanische Senatoren umfasst, darunter Bill Hagerty, Cynthia Lummis, Tim Scott und Dan Sullivan. Interessanterweise sind einige demokratische Senatoren, die zuvor aktiv an der Initiative beteiligt waren, in der überarbeiteten Version nicht mehr als Unterstützer genannt, was auf die anhaltenden parteipolitischen Differenzen verweist.
Der neu gefasste Vorschlag beinhaltet Erweiterungen der US-Zuständigkeit, insbesondere im Hinblick auf ausländische Stablecoin-Anbieter, die amerikanische Nutzer bedienen. Dies betrifft etwa Unternehmen wie Tether, deren Hauptsitz und Aktivitäten international ausgerichtet sind. Des Weiteren gibt es nun eine präzisere Definition von Dienstleistern für digitale Vermögenswerte und eine erweiterte Kategorie der Vermögenswerte, die als Sicherheiten hinter den Stablecoins dienen dürfen. Hierdurch soll mehr Flexibilität in der Verwaltung der Reservebestände geschaffen werden, was sowohl Fürsprecher der Regulierung als auch Marktteilnehmer begrüßen. Die Reaktionen aus der Industrie auf den neuen Entwurf sind positiv, exemplarisch zeigt sich dies in der Stellungnahme von Paolo Ardoino, CEO von Tether.
Er betont die Bereitschaft seines Unternehmens, sich in einen konstruktiven Dialog mit den US-Behörden zu begeben und sieht in einer effektiven Regulierung eine Chance, die Vorherrschaft des US-Dollars auf den globalen Märkten weiter zu festigen. Für Ardoino ist die Schaffung eines soliden Rahmenwerks ein wichtiger Schritt, um nachhaltige Marktintegrität zu gewährleisten und gleichzeitig die technologische Innovation voranzutreiben. Das Scheitern des GENIUS Act in seiner ursprünglichen Form führt jedoch zu aktuellen Unsicherheiten. Die US-Kryptoregulierung bleibt ein komplexes Terrain, geprägt von politischen Widerständen, divergierenden Interessen und den Schwierigkeiten, mit der raschen technologischen Entwicklung Schritt zu halten. Die Verteilung von Macht zwischen den Parteien und die ungenügende Abstimmung zwischen verschiedenen Behörden erschweren eine kohärente und wirksame Gesetzgebung.
Für Anleger, Unternehmen und Verbraucher bedeutet dies, dass trotz großer Chancen im Bereich der Stablecoins weiterhin ein regulatorisches Vakuum besteht. Die Gefahr von Betrug, Manipulationen oder unerwarteten Markteinbrüchen fällt dadurch nicht weg. Gleichzeitig könnte die Verzögerung der Etablierung klarer Regeln auch die Wettbewerbsfähigkeit der USA beeinträchtigen und zu Standortnachteilen führen, da andere Länder bereits aktiv Regulierungsvorhaben vorantreiben, um Blockchain und Digitalwährungen zu fördern. Abschließend steht fest, dass der GENIUS Act zwar vorerst nicht in Kraft treten wird, die Debatte um die Regulierung von Stablecoins jedoch keinesfalls beendet ist. Die US-Politik muss einen Weg finden, regulatorische Sicherheit zu schaffen und dabei den Schutz der Verbraucher, die Minimierung von Risiken und die Förderung von Innovationen ausgewogen zu gestalten.
Die kommenden Monate werden zeigen, ob aus dem überarbeiteten Entwurf ein tragfähiger Kompromiss entsteht, der die Zukunft des US-Krypto-Ökosystems nachhaltig prägen kann.